14 | BOB

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Wie jeden Montag verbringen wir unsere Mittagspause zusammen, da wir in diesem Semester alle drei erst später am Nachmittag wieder Vorlesungen haben. Diesmal nicht im Diner, sondern in Justus' Zimmer. Auf dem Weg vom Campus hierher haben wir uns Pizzen mitgenommen und die halbleeren Kartons stehen nun auf dem niedrigen Couchtisch.

Die Stimmung ist heute nicht sonderlich gut. Was daran liegt, dass wir heute Abend einen Termin bei Mrs Monet haben, gleichzeitig aber immer noch keine neuen Erkenntnisse bezüglich des Falls vorweisen können.

Es wurmt uns alle ziemlich, aber es ist nicht zu ändern.

Ich habe meinen Kollegen in Kurzform das erzählt, das mir Ivete am Samstag über ihre Rolle bei der Party von Mrs Monet gespielt hat. Justus hat sich die Informationen stirnrunzelnd angehört und einfach nur stumm genickt. Man sieht ihm an, dass irgendwas in seinem Hirn vor sich geht, aber wie immer lässt er uns daran nicht teilhaben.

Plötzlich klingelt ein Handy und Justus springt sofort auf, als hätte er auf diesen Anruf schon eine Ewigkeit gewartet.

»Das wird Inspector Cotta sein«, bestätigt er meine Vermutung. »Ja, Inspector?« Statt sich wieder zu uns zu setzen und den Lautsprecher anzustellen, bleibt er stehen und läuft nachdenklich hin und her, während er dem Inspector zuhört.

»Verstehe«, sagt Justus dann. »Und was ist mit der anderen Sache, um die ich Sie gebeten hatte?«

Welche andere Sache? Ich sehe Peter fragend an, aber der zuckt nur mit den Schultern.

»Mhm«, macht Justus. Was der Inspector zu erzählen hat, scheint sehr interessant zu sein, denn außer einigen zustimmenden Brummlauten ist Justus Jonas ungewöhnlich still. Auch die tiefen Furchen auf seiner Stirn zeigen, dass ihm nicht gefällt, was er zu hören bekommt.

»Das habe ich mir bereits gedacht. Dann habe ich mich also nicht getäuscht. Vielen Dank, Inspector. Wir melden uns, wenn wir Neuigkeiten haben.«

Er legt auf, bleibt aber weiter stehen und schaut tief in Gedanken versunken auf einen Punkt irgendwo an der Wand.

»Und?«, fragt Peter vorsichtig.

Justus blinzelt, wendet sich uns dann zu und setzt sich wieder auf seinen Stuhl. »Der Polizei in Rocky Beach ist nichts bekannt über einen Urutau, daher musste der Inspector ein wenig rumfragen. Ein Kollege aus Mexico konnte ihm weiterhelfen. Vornehmlich scheint dieser Dieb tatsächlich in Mittel- und Südamerika tätig zu werden. Er hinterlässt keine Spuren am Tatort, außer der Feder. Aber die führen auch nirgendwohin. Man tappt also völlig im Dunkeln. Ungewöhnlich ist allerdings, dass er nach langer Pause jetzt wieder aktiv ist und zweimal im Raum Los Angeles zugeschlagen hat.«

»Zweimal?«, fragt Peter stirnrunzelnd. »Bei Mrs Monet? Und wo noch?«

»Am vergangenen Samstag gab es einen Einbruch in einer Villa in Bel Air«, berichtet Justus. »Es wurde Schmuck gestohlen und eine kleine Feder im Austausch hinterlassen. Die Polizei in Bel Air dachte sich zunächst nichts dabei, aber nach unserem Gespräch ist Inspector Cotta hellhörig geworden und hat die Kollegen darauf hingewiesen.«

Peter setzt sich gerade hin und wirkt ganz aufgeregt. »Das heißt ja, dass der Dieb noch in der Stadt sein muss.«

»Ja, womöglich«, murmelt Justus.

»Und was war das für eine zweite Sache?«, frage ich ein wenig ungeduldig. Justus' Geheimniskrämerei geht mir manchmal schon ziemlich auf die Nerven. Er merkt es meist selbst nicht, weil er oft so tief in seinen Gedanken drinsteckt, dass er einfach nicht multitaskingfähig ist.

Dass er mich dann aber plötzlich mit einem Blick ansieht, den ich beim besten Willen nicht deuten kann, macht mich irgendwie nervös.

»Erinnert ihr euch noch an den Mann vor ein paar Tagen im Diner, mit dem ich beinahe zusammengestoßen bin?«

Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt