15 | BOB

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Justus Worte haben ein Fragenkarussell in Gang gesetzt, dass sich nicht mehr aufhalten lässt. Seit unserer Sitzung gestern Mittag ist meine Laune unterirdisch. Meinen beiden Kollegen gehe ich seit dem Termin aus dem Weg, vor allem Justus. Die Gefahr wäre zu groß, dass ich bei einem falschen Wort an die Decke gehe. Ersteinmal muss ich mir über einige Dinge klarwerden und meine Gedanken sortieren. Inzwischen ist Dienstag Nachmittag. Ich habe für heute bereits Feierabend. Justus dürfte noch in der Vorlesung sitzen und Peter hat Training. Ich bin also allein in der WG. Allein mit meinen Gedanken und mit meiner miesen Laune.

Der Termin bei Mrs Monet am gestrigen Abend hatte etwas von einem Spießrutenlauf. Ich war zu sehr damit beschäftigt, eine neutrale Miene aufzusetzen. Justus hat die Gesprächsführung übernommen und hat mal wieder bewiesen, dass er ein Künstler der Worte ist. Er hat nicht gelogen, aber unsere bisherigen Erkenntnisse um einiges besser verkauft, als sie tatsächlich sind.

Mrs Monet hat Ivetes Geschichte im Grunde bestätigt. Das besagte Objekt ist inzwischen verkauft und von einem Mitarbeiter der Firma Camargo abgeholt worden. Auf Nachfrage, woher Mrs Monet die Firma kennt, berichtet sie von der Empfehlung einer Bekannten. Die Familie Camargo genießt in diesen Kunsthandels-Kreisen offenbar tatsächlich eine große Bekanntheit. Also eigentlich genau das, was Ivete mir bereits berichtet hat.

Und doch bleibt dieses miese Gefühl, dass da irgendwo ein Haken an der Geschichte ist. Hat Justus Recht und es besteht ein Zusammenhang zwischen den Diebstählen und dem Auftauchen von Ivete? Oder ist es womöglich doch einfach nur ein unglücklicher Zufall?

Und was will Ivete von mir? Bin ich womöglich in die gleiche Falle getappt, wie Justus vor einigen Jahren mit Brittany? Ist es nur Show und Ivete benutzt mich für ihre Zwecke? Vielleicht um uns auf eine falsche Spur zu führen? Oder um meine Zurechnungsfähigkeit zu hemmen? Uns drei mit gegenseitigen Vorwürfen und Streit untereinander ausreichend abzulenken? Falls es das ist, ist sie auf dem besten Wege, ihr Ziel zu erreichen.

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Eine mir unbekannte Nummer ruft mich an.

»Hallo?«

»Hi, spreche ich mit Bob Andrews? Hier ist Caroline Diaz.«

Ich muss einen Augenblick überlegen, dann fällt mir wieder ein, woher ich den Namen kenne. Dads Kollegin. Die Expertin für alles was Kunst und Kultur in Lateinamerika angeht.

»Hallo, Mrs Diaz. Schön, dass Sie zurückrufen.«

»Gern. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich war für Recherchen im Regenwald in Peru abgetaucht und bin erst seit Kurzem wieder da.«

»Kein Problem. Ich kann mir vorstellen, dass sich einiges angesammelt hat, während ihrer Abwesenheit.«

Sie lacht und klingt dabei sehr sympathisch. »Ich muss zugeben, Ihre Nachfrage hat mich neugierig gemacht und außerdem schulde ich Ihrem Vater noch etwas«, gesteht sie. »Also, Sie interessieren sich für den geheimnisvollen Urutau? Wie kommt es?«

»Meine Freunde und ich sind Detektive und wir sind in unserem aktuell Fall auf den Namen gestoßen. Ein Amulett der Maya wurde gestohlen und alle Indizien sprechen für den Urutau.«

»Das ist interessant«, murmelt sie gedankenverloren.

»Warum?«, hake ich nach. »Weil er seit einiger Zeit nicht mehr aktiv gewesen ist?«

»Ja, tatsächlich«, sagt sie. »Um genau zu sein seit etwa sechs Jahren. Aber vielleicht erstmal von Anfang an. Was wissen Sie über den Urutau?«

Ich erzähle ihr in knappen Sätzen, was wir bisher herausgefunden haben.

Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt