12 | BOB

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Es ist Samstag Abend. Über eine Woche ist es her, seit ich Ivete das letzte Mal gesehen habe. Wir haben uns zwischendurch immer mal wieder geschrieben, aber waren beide so eingespannt, dass wir kein weiteres Treffen hinbekommen haben. Ich bedaure das sehr, aber der Tag hat leider nur 24 Stunden. Und die Dozierenden kennen kein Pardon und legen im neuen Semester direkt mit voller Kraft los.

Bei unseren Ermittlungen sind wir aus diesem Grund auch immer noch nicht weiter. Ich warte immer noch auf Rückmeldung von Dads Kollegin. Die Befragung des Personal haben Peter und Just inzwischen abgeschlossen, aber sie hat nichts ergeben. Niemand hat etwas gesehen. Jay ist tatsächlich nicht begeistert gewesen, als ich die Personalliste von ihm wollte. Es hat etwas Überredung gekostet. Aber auch das war eine Sackgasse. Langsam gehen uns die Spuren aus.

Diesen Samstag Abend will ich dafür nutzen, endlich die Akte zu dem Fall zu vervollständigen. Auch dazu bin ich die letzten Tage nicht gekommen. Ich bin allein in der WG. Peter hat ein Spiel und zieht danach mit seinen Basketball-Kumpels los. Und Justus hat sich mit Koby verabredet.

Ich habe es mir gerade am Laptop bequem gemacht, als mein Handy vibriert und mir eine Nachricht anzeigt.

Ivete: Hast du heute Abend schon was vor?

Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Ganz ganz kurz meldet sich mein Pflichtbewusstsein, aber es hat keinerlei Chance gegenüber dem Wunsch, sie endlich wieder zu sehen.

Ich: Was schwebt dir vor?

Ivete: Lass dich überraschen. Ich hol dich in einer halben Stunde ab.

Ich: Okay.

Ich schicke ihr meine Adresse und mache mich dann fertig.

Wie angekündigt steht eine halbe Stunde später ein schicker silbener Mercedes Cabriolet vor unserem Haus. Ivete hat das Verdeck geöffnet und winkt mir lächelnd zu. Ich bestaune den Wagen einen kurzen Augenblick. Eigentlich kann ich mit Autos nicht viel anfangen. Mein alter Käfer war ein liebgewonnener Gebrauchgegenstand, bis ich ihn dann vor zwei Jahren endgültig verschrotten musste, weil er sich einfach nicht mehr wiederbeleben ließ. Nun bin ich autolos.

»Hey.«

»Olá!«, ruft sie mir zu und schenkt mir ein strahlendes Lächeln, als ich mich neben ihr niederlasse. »Bereit für die Überraschung?«

»Kommt darauf an«, gebe ich zu bedenken.

»Keine Angst«, zwinkert sie mir zu, »ich verspreche dir, nicht zur Serienmörderin zu mutieren.«

Sie fährt los und die Art, wie sie den Wagen durch den Stadtverkehr lenkt, zeigt mir, dass sie eine sehr routinierte und gute Fahrerin ist. Auch wenn ich sie eigentlich gar nicht kenne, überfällt mich sofort das Gefühl von Geborgenheit. Ich vertraue ihr, das wird mir jetzt in diese Augenblick bewusst. Was auch immer sie für eine Überraschung für mich bereit hält, ich freue mich darauf.

Entspannt lehne ich mich zurück und lasse alles auf mich zukommen.

Eine halbe Stunde später parkt Ivete ihr Cabriolet an einem einsamen Aussichtspunkt irgendwo an der Küste bei Santa Monica. Die Sonne steht tief am Horizont und der Himmel leuchtet in allen möglichen Rot- und Gelbschattierungen.

Wir habe uns bei einem Fast-Food-Laden mit Getränken, Pommes und Taccos eingedeckt und alles zwischen uns auf der Mittelkonsole und dem Armaturenbrett aufgebaut.

Aus dem Boxen erklingt leise elektronische Musik mit lateinamerikanischen Klängen. Gesungen wird spanisch, aber auch in einer anderen Sprache. Portugiesisch vermutlich. In Verbindung mit dem Rauschen der Wellen entsteht eine Atmosphäre, die mich irgendwie packt. Ich hatte schon immer ein Faible für Musik, aber elektronische Musik war bisher nie meins gewesen. Aber das hier hat etwas.

Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt