13 | IVETE

106 15 24
                                    

Es ist still in dem Gebäude. Nur vereinzelt sind hinter den Türen Geräusche zu hören. Mal ein leises Poltern, mal Musik oder leise Stimmen. Aber hinter den meisten ist es völlig ruhig und still. Nicht verwunderlich, an einem Montag Morgen, während alle in ihren Vorlesungen oder bei der Arbeit sitzen sollten.

Selbstbewusst, als würde ich ebenfalls in diesem Gebäude leben, gehe ich durch die Gänge. Mein Fuß vermeldet nur noch ein leichtes Ziehen. Es war zum Glück tatsächlich mit Schonen, etwas Eis und Schmerztabletten nach wenigen Tagen wieder in Ordnung. Die Bandage hatte ich bereits am Samstag ablegen können, bevor ich mich mit Bob getroffen habe.

Bei dem Gedanken an ihn spüre ich einen kleinen Stich in meiner Brust. Das, was ich jetzt tun muss, ist notwendig und dennoch tut es mir leid.

Mein Ziel ist kaum zu verfehlen. Eine unauffällige weiße Tür am Ende des Gangs. Direkt auf Augenhöhe hat jemand drei Fragezeichen aus Papier angebracht. Ich bleibe stehen und horche besonders gründlich. Eine Minute - zwei Minuten. Aber nichts ist zu hören.

Mit einem letzten prüfenden Blick über die Schultern ziehe ich das kleine Etui mit meinen Dietrichen aus der Hosentasche und mache mich daran, das Schloss aufzubrechen. Ich bin überrascht, dass ich es nicht auf Anhieb hinbekomme und ein bisschen rumprobieren muss, bis endlich das ersehnte Klick ertönt. Ich scheine es hier offenbar nicht mit einem der üblichen Wohnheimschlösser zu tun zu haben, die nur vom Ansehen schon auseinander fallen. Vielleicht haben die Detektive hier ein wenig aufgerüstet.

Schnell trete ich ein und schließe leise die Tür hinter mir. Ich stehe in einem quadratischen Raum, der Flur, Wohnraum und Küche in einem ist. Vier Türen gehen davon ab. Drei sind verschlossen, hinter der vierten befindet sich das Badezimmer.

Ich überprüfe vorsichtig, ob ich auch tatsächlich alleine bin. Eigentlich kann ich mich nicht irren, ich habe die drei vorhin gemeinsam aus dem Gebäude gehen sehen. Aber man weiß ja nie, ob nicht in irgendeinem der Betten noch ein Besucher liegt.

Tut es nicht, ich bin vollkommen allein.

Aufmerksam sehe ich mir die einzelnen Zimmer genauer an und ziehe mir währenddessen Handschuhe über, um keine Spuren zu hinterlassen. Ich suche nach Informationen oder Hinweisen, die mir verraten, was die drei über den Amulett-Diebstahl wissen. Nach dem Gespräch am Samstag Abend mit Bob ist mir klar geworden, dass ich sie unterschätzt habe. Auch wenn er mir nicht viel zu seinem aktuellen Fall verraten hat oder verraten wollte, haben mich seine Worte neugierig und misstrauisch gemacht. Mit gehöriger Verspätung habe ich mir endlich die Informationen angeschaut, die meine Schwester über das Detektivbüro zusammengetragen hat. Und diese haben mir eine Sache sehr deutlich aufgezeigt: Die drei sind wirklich gut in diesem Job. Wenn sie sich einmal in eine Sache verbissen haben, lassen sie nicht mehr los. Und damit könnten sie mir sehr gefährlich werden.

Das ist eigentlich keine neue Erkenntnis. Taís hat da deutlich schneller geschaltet als ich und mich eindringlich gewarnt. Aber ich habe den großen Fehler gemacht und nicht auf sie gehört.

Nun muss ich erfahren, auf welchem Wissensstand sie sind. Vielleicht kann ich das nutzen und ihnen eine falsche Spur legen. Mir kommt eine Idee. Darüber muss ich später mit Taís unbedingt nochmal beratschlagen.

Ich betrete das erste Zimmer auf der linken Seite. Hier herrscht ein heilloses Durcheinander. Das Bett ist ungemacht, der Schrank steht halb offen. Überall liegen Kleidungsstücke, Schuhe und Uni-Unterlagen herum. Die Schreibtischplatte ist vor lauter Kram kaum zu erkennen und auch der Stuhl ist unter einem Berg Kleidung vergraben. An den Wänden sind Regale angebracht, auf denen mehrere Pokale stehen und Medaillen herunterhängen. Das hier ist ein typisches Sportlerzimmer und ich kann mir schon denken, wem es gehört. Ich sehe mich um, gebe es aber schnell auf. Selbst wenn es hier irgendwelche Informationen geben sollte, werde ich sie auf die Schnelle nicht finden.

Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt