[011] Zigarettenqualm

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"He's both the Wrong Man and the Right Man in one man; he's both the good and the bad, your brightest moments and your darkest hours

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"He's both the Wrong Man and the Right Man in one man;
he's both the good and the bad, your brightest moments
and your darkest hours."
-Amari Soul

Ich liebte Shane mehr, als ich jemals mich selbst lieben könnte. Ich liebte, verehrte, als hinge jeder meiner Atemzüge daran; an ihm. Und irgendwie, auf eine bizarre Art und Weise, erleichterte mich das. Er erinnerte mich daran, was ich noch hatte. Erinnerte mich an eine Zukunft, die wir - Shane und ich - haben würden. Diese Welt mochte verdammt sein, vielleicht sogar verloren, doch war er hier bei mir und rettete mich ausnahmslos vor dieser Dunkelheit, die mich krampfhaft zu verschlucken versuchte. Wie ein Engel, ein Schutzengel. Wie eine silberne Klinge. Wie eine Armbrust. Er beschützte mich. Er liebte mich. Er verehrte mich.

Noch in derselben Nacht, in der Andrea und Merle mit einem kleinen Teil der Gruppe nach Atlanta verschwunden waren, gab ich Shane ein Teil von mir, schenkte ihm alles, was ihn so sehr begehrte, bis nichts und niemand mehr zwischen uns dringen konnte. Er hielt mich fest in seinen Armen, berührte mich gierig und hauchte tausende feuchte Küsse auf meine Haut, bis wir endlich einschliefen.

Der folgende Morgen war kalt und feucht. Es hatte in der Nacht geregnet, ich war ganz sicher, denn waren die Decken in unserem Zelt durchnässt. Gähnend warf ich meinen Arm über die Decke und bemerkte, dass er verschwunden war: Shane war fort, irgendwo, aber nicht hier. Skeptisch begann mein Unterbewusstsein zu flüstern, böse Bemerkungen zu fluchen, doch schob mein naives Herz jede Sorge achtlos beiseite, zwang die Decke von mir und drängte mich, in neue, frische Kleidung zu schlüpfen - einen kurzen, schwarzen Bodysuit mit den braunen Stiefeln -, ehe ich mich endlich aus dem Zelt schälte.

„Guten Morgen." Überrascht schaute auf, als die sanfte, trällernde Stimme von Carol Peletier in meinen Ohren klingelte. Sie lächelte mich freundlich an, während sie mit einem kleinen Wäschehaufen an mir vorbeizog. Schnell erwiderte ich das Lächeln, nickte und antwortete:
„Guten Morgen, Carol." Sie zwinkerte mir zu, ohne einen weiteren Ton über ihre schmalen Lippen schlüpfen zu lassen, und setzte ihren Weg zum kleinen See eilig fort, als stünde sie unter einem Zeitlimit.

Unschlüssig verharrte ich für Sekunden - vielleicht sogar Minuten - in meiner Position und ließ meinen Blick langsam über den Platz fahren, als hoffte ich, Shane oder Lori zu finden. Weg, dachte ich. Sie waren weg. Stattdessen saß nur wenige Meter von mir entfernt der Mann mit der Armbrust, der seine Pfeile mit einem kleinen Messer zu schärfen schien, während eine Zigarette zwischen seinen Lippen steckte. Ich stutzte, wartete, ehe meine Neugier mich schamlos zu ihm zwang.

Sei cool, flüsterte mein Unterbewusstsein eifrig. Bleib locker, Georgia. Ganz locker.

„Hey", presste ich mühsam hervor, als ich ihn endlich erreichte. Er schaute nicht auf. Stattdessen hob er seine Augenbrauen, zog den Zigarettenhalm seelenruhig aus seinem Mund und stieß den Rauch aus seinen Lungen.
„Was willst du?" Ich schluckte hart, meine Muskeln plötzlich zum Reißen gespannt. Bleib entspannt, Georgia. Bleib cool.
„Hat dir niemand je geraten, mit dem Rauchen aufzuhören?" Endlich sah er auf und starrte mich an, als wäre ich vollkommen daneben. Seine blauen Augen schienen mich zu verurteilen, doch versuchte ich mir gleichermaßen einzureden, dass er mich verstand. Dass er meinen Humor, meinen jämmerlichen Witz, wahrgenommen hatte.

„Nicht wirklich." Er ließ seinen Blick zu Boden gleiten, als die Worte leise von seinen Lippen sprangen, ehe er mir eine rote Zigarettenschachtel entgegenstreckte. Ein Lächeln streckte sich über meine Lippen. Er hat es verstanden, dachte ich feierlich. Er hatte meinen Witz bemerkt!

„Ich habe nur angefangen, weil Lori immer welche auf Partys mitgenommen hat", erzählte ich und schob das Gift zwischen meine Lippen. „Meine Mutter wollte mich umbringen, als sie mich das erste Mal erwischt hat." Er reichte mir sein silbernes Feuerzeug.
„Meinen Eltern waren zu stoned, um etwas zu bemerken", erwiderte er trocken und beobachtete - nur ganz kurz -, wie ich die Zigarette anzündete.
„Wirklich?" Ich klang verwundert, nahezu ungläubig, doch realisierte ich, sobald meine eigenen Worte laut in meinen Ohren klingelten, wie bescheuert ich mich anhörte. So bescheuert, dass er nicht darauf antwortete.

Stattdessen ließ er seine blauen Augen vorwurfsvoll über meinen schwarzen Bodysuit wandern, schob den Halm zwischen seine Lippen und zog tief den Rauch ein.
Ich verspürte das Bedürfnis, ihn böse anzufunkeln. Zu sagen: Wirklich, Daryl? Doch stattdessen entfloh mir leise und schüchtern:
„Ich hatte nichts anderes zum Anziehen." Er schmunzelte fast.
„Die verdammte Welt geht unter und du machst dir Sorgen, welches Outfit am besten zu deinen Schuhen passt. Ist das überhaupt-" Er brach ab, während seine Hände weiter auf meinen Bodysuit deuteten. Er musste nicht seinen Satz beenden, damit ich ihn verstand: War das überhaupt ein richtiges Outfit?

„Es ist keine Unterwäsche!", antwortete ich schnell, als müsste ich mich verteidigen. „Es ist ein Bodysuit." Er rollte nur die Augen. Bodysuit, lachte mein Unterbewusstsein, denn war es felsenfest davon überzeugt, dass Daryl dieses Wort niemals zuvor gehört hatte. Schon fast eigenartig. Shane interessierte sich, für sein Auftreten, bemühte sich, ordentlich auszuschauen, wohingegen Daryl alles anzog, was er zu fassen bekam. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war - vielleicht eine Woche? -, doch realisierte ich genau in diesem Augenblick, dass der Mann mit der Armbrust noch immer dasselbe Outfit trug - ein Kartoffelsack-ähnliches Oberteil und eine löchrige, schwarze Jeans.

Ich wägte noch immer ab, ob ich seine Kleidung kommentieren sollte, als der Biker sich unerwartet vom Felsen abstemmte und seine Zigarette zu Boden warf.
„Kommst du mit?", fragte er kurz angebunden und ließ mich neugierig das Gesicht verziehen.
„Mitkommen?", wiederholte ich und stieß im selben Atemzug den Rauch aus meinen Lungen. Er nickte und warf einen flüchtigen Blick über seine Schultern in den Wald.
„Jagen?" Er zuckte nur mit den Schultern, als wäre das - Jagen - das Normalste auf der ganzen Welt, während ein Meer aus erschreckenden Bildern mein Gedächtnis überflutete. Jagen?, flüsterte mein Herz ängstlich, wohingegen mein Kopf automatisch zu nicken begann.

„Okay."

Devil In Your Eyes {THE WALKING DEAD FF.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt