„Wir sollten gehen. Jetzt. Wenn wir uns beeilen, können mir das Licht für uns nutzen, um diesen Ort weit hinter uns zu lassen." Michonne schaute nicht zu uns auf, während ihr Plan trocken von ihren Lippen fiel. Stattdessen fasste sie nach dem Rucksack, den sie kaum ausgepackt hatte, und stopfte alles hinein - Medikamente, Kleidung, kleine Wasserflaschen -, das sie in der kleinen Wohnung gefunden hatte. Ich lauschte Andrea leise seufzen, ehe sie - wie auf einem Schlag - zu mir hinauf schaute und erwartungsvoll die Augenbrauen in die Höhe zog. Schon fast, als glaubte sie, ich würde unsere besorgte Gefährtin aus ihrer Paranoia stoßen und sie dringend überzeugen, hier in Woodbury zwischen Dutzenden Menschen zu verweilen, die wir kaum kannten.„Michonne hat recht", gestand ich kleinlaut. „Ich habe ein komisches Gefühl bei dieser Stadt und dem Gouverneur u-und Merle." Meine Fingerspitzen wichen hinauf zu den tiefdunklen Markierungen, die wie ein buntes Meisterwerk aus rosaroten und blauvioletten Farben meinen linken Oberarm zeichneten; Merles Meisterwerk. Ich wollte nicht hierbleiben. Nein, ich schüttelte unverkennbar meinen Kopf hin und her, nicht hier.
Andrea, welche noch immer von Michonnes und meinem Misstrauen völlig unbeeindruckt blieb, schob sich ihre losen, blonden Strähnen aus dem Gesicht und beobachtete, wie ihre Freundin eilig den Rucksack auf ihren Rücken warf.
„Ich will mein Schwert zurückhaben", sagte sie.
„Und du wirst es wiederbekommen, wenn wir gehen", antwortete Andrea eilig und schluckte hart, ehe sie etwas leiser - nahezu flüsternd - fortfuhr:„Wir sind hier keine Gefangenen. Ich bin genauso misstrauisch wie ihr, aber bis jetzt...Der Gouverneur und seine Leute, sogar verdammt nochmal Merle Dixon, haben uns da draußen gerettet-"
„Sie haben uns eine Waffe an den Kopf gehalten", widersprach Michonne verbissen und bedachte die Blondine über ihren schmalen Schultern mit bitterbösen Blicken. Dann begegneten ihre knopfbraunen Augen meinen grünen und forderten stillschweigend Zustimmung.
„Sie haben uns eine Waffe an den Kopf gehalten", wiederholte ich mit einem sanften Nicken, während mein Unterbewusstsein, das mich üblich tadelte und bedingungslos verfluchte, erstaunt sein Gesicht verzog, dass Michonne und ich uns tatsächlich und einmalig einig waren.„Sie haben uns außerdem Medikamente gegeben, uns verarzten und verpflegt", argumentierte Andrea. Ihre grünen Augen sprangen flüchtig zwischen mir und meiner Verbündeten hin und her, bis ich schwindelig wurde und sie mit einem lauten, ermüdeten Stöhnen zurück auf das kleine, senfgelbe Sofa fiel.
Mitleid erfasste mich, als mein Grün flüchtig über ihre zierliche Gestalt wich mit dem blondem Haar, das wild in alle Richtungen abstand, und ihrer sonnengebräunten Haut, die unter dem gleißend weißen Lampenlicht leichenblass wirkte. Die tiefdunklen Schatten unter ihren grünen Augen verrieten, dass sie kaum geschlafen hatte. Und doch - und ich wunderte mich, warum - wollte sie hierbleiben. Woodbury, musste sie denken, eine seltene Gelegenheit auf ein sicheres, ruhiges Leben.Wer wünscht sich das nicht?, erwiderte die rationale Stimme in meinem Kopf. Andrea verstand, wie selten diese Stadt sein musste, und sie realisierte, dass wir - sie war sich ganz sicher - nichts Derartiges jemals wiederfinden würden. Doch wunderte ich mich, noch während ihr Rücken gegen die Sofalehne schlug, ob sie nicht ebenso skeptisch war wie ich, denn von den endlosen Merkmalen, die Andrea vertrat, geradezu verkörperte, war sie eines ganz sicher nicht: naiv.
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Devil In Your Eyes {THE WALKING DEAD FF.}
FanfictionGEORGIA YOUNG lebte das perfekte Leben in King County, Washington, an der Seite ihres Verlobten Shane Walsh, als plötzlich die Apokalypse über ihren Köpfen einbrach. Plötzlich wird Georgias perfekte Fassade auf jede Art und Weise herausgefordert, in...