[025] Grüner Himmel

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Lori Grimes stieß ein furchtbares Röcheln aus, ehe sie sich auf ihre Knie stürzte und ihren Kopf in die Toilettenschüssel vergrub

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Lori Grimes stieß ein furchtbares Röcheln aus, ehe sie sich auf ihre Knie stürzte und ihren Kopf in die Toilettenschüssel vergrub.
„Sag mir nicht, dass dich die Grippe erwischt hat", murmelte ich leise - zu leise, als dass sie es hätte verstehen können -, während ich ihr in das kleine, moosgrün gestrichene Badezimmer folgte und nach ihrem langen Haar fasste.

Sie brauchte einen Moment, schnappte mühsam nach Luft und strich sich die einzelnen Tränen von ihren blassen Wangen, ehe sie leise hervorpresste:
Vielleicht. Ich war...Ich war in der Küche und wollte mit Maggie und Patricia Frühstück zubereiten, als mir dieser starke Speckgeruch entgegenkam." Lori verzog ihre Lippen zu einem schmalen Strich, während sich eine kleine Denkfalte auf ihre Stirn legte.

„Du siehst müde aus", erwiderte ich in einem besorgten Tonfall und legte eine Hand auf ihre feuchte Stirn. „Du solltest dich ein wenig ausruhen."
„Du hast recht." Ich beobachtete, wie Lori ein leises Seufzen ausstieß, bevor sie sich endlich von den beigen Fliesen abstemmte und mir in das Schlafzimmer folgte, wo Carl schlief.

„Ich werde jemanden fragen, ob ich hier irgendwo Tee finden kann. Solange legst du dich hin und schließt deine Augen für einige Stunden, okay?" Ich umfasste die dicke, weiße Decke und hüllte vorsichtig die Braunhaarige ein, welche mir plötzlich wie das kleine sechsjährige Mädchen erschien, das ich damals kennenlernen durfte. Lori lächelte und sie flüsterte leise, so leise, dass ich sie fast nicht verstanden hätte: „Du hörst dich wie Mom an."
„Wie Mom?" Herausfordernd zog ich meine Brauen in die Höhe. „Möchtest du noch einen Thermometer in den Mund und einen feuchten Lappen auf die Stirn gelegt bekommen?" Wir lachten - Lori und ich - und sinnierten leise über die Tage, die längst vergangen waren.

„Denkst du, sie hat jemals dieses verdammte Thermometer weggeworfen?", fragte Lori mit einem Funkeln in ihren braunen Augen, doch zuckte ich nur ahnungslos mit den Schultern. Natürlich hatte sie es nie weggeworfen, höhnte eine Stimme laut in meinem Kopf, während der Rest - meine Angst und Unsicherheit - leise den Kopf einzogen und sich krampfhaft weigerten, tiefer in das schwarze Loch aus Erinnerungen zu steigen, panisch, sich ewiglich darin zu verlieren.

„Schlaf jetzt, Lori", flüsterte ich mütterlich und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Stirn, ehe ich vorsichtig kehrt machte und hinaus aus dem Zimmer trat. Ich zog die Tür zu, äußerst bedacht darauf, nicht zu viel Lärm zu erzeugen und den kleinen Grimes Jungen aus seinem stärkenden Schlaf zu reißen. Dann schaute ich hinaus aus dem Fenster, ließ meinen Blick flüchtig über die endlosen roten, gelben und weißen Zelte wandern, die im Vorhof aufgestellt waren, bis meine Aufmerksamkeit bei dem Mann mit dem kurzen dunkelbraunen Haar halt machte, der zwei weiße Flügel auf dem Rücken trug, seine schwarze Armbrust taktvoll nach vorne und hinten schwingen ließ, während er eilig auf den Pferdestall zutrat, der nicht weit vom weißen Greene Farmhaus entfernt lag.

Ich hörte mich seufzen - es war ein leises, genervtes Seufzen -, als ich eine Hand auf den Türknauf legte und hinaus unter die heißen Georgia Sonnenstrahlen schlüpfte, um dem Mann mit der Armbrust zu folgen, welcher gar nicht so laut in meinen Gedanken toben dürfte. Dennoch war er da, oben in meinem Kopf vergraben, während der Geruch von Zigaretten und Schweiß in meiner Nase brannte, und das silberne Taschenmesser, das er mir geschenkt hatte, meinen Fußknöchel in Flammen setzte.

Daryl Dixon würdigte mich jedoch keines Blickes, als ich in den Stall trat, und mied mich noch immer, als ich genau neben ihm stand und kopfschüttelnd beobachtete, wie er ein Pferd sattelte.

„Was hast du vor?", fragte ich, ohne herausfordernd klingen zu wollen, gar skeptisch. Er antwortete nicht.
„Hast du das mit Rick und Hershel abgesprochen?", fuhr ich flüchtig fort, diesmal strenger, besorgter, aber nicht herausfordernd. Ich wollte Daryl nicht herausfordern, gar ihn kränken, obwohl er dasselbe mit mir getan hatte. Er antwortete nicht. Stattdessen hob er endlich seine wasserblauen Augen vom Pferd und richtete sie auf mich. Plötzlich war meine ganze Selbstsicherheit wie verflogen, während Daryls durchlöchernden Blicke von der Schleife in meinem langen Haar zu dem schwarzen Kleid glitt, welches eng an meiner Haut lag und dann bei den schwarzen Converse haltmachten, die Maggie mir geschenkt hatte, weil sie ihr nicht mehr passten.

Als sein Wasserblau wieder meinem Grün begegnete, fühlte ich mich wie ein Kind.

„Ich bin niemanden hier etwas schuldig. Ganz sicher nicht diesem Opa."
„Er hat uns einen Schlafplatz gegeben-", widersprach in ruhigen, versichernden Tönen, doch schien es, als würde nur der Klang meiner Stimme Daryl in blinde Wut versetzen. Er spuckte in das Heu rechts von sich und trat eins, zwei, drei Schritte auf mich zu, bis wir uns so nahe waren, dass ich ihn riechen konnte.
„Nicht mir. Ich bleib nicht hier und sitze auf meinen verdammten Arsch, während mein Bruder da draußen ist!" Er umfasste die braunen Lederzügel, die genau neben mir auf einem Nagel aufgehängt waren, und trat zurück auf das Pferd zu, das nicht seins war.

„Du willst gehen", stellte ich leise fest und spürte sogleich, wie das Herz in meiner Brust einen Schlag lang haltmachte und leise lauschte, hoffend, es hätte sich nur verhört. Er antwortete nicht, wandte seinen Blick von mir ab und tat so, als wäre dieses Gespräch längst beendet.

„Du kannst nicht einfach gehen!", behauptete ich plötzlich verzweifelt. „Was ist, wenn Rick und die anderen bereits planen, Merle suchen zu gehen? Alleine wirst du nicht weit kommen, Daryl, du weißt, dass-"
„Was weißt du schon, kleines Mädchen?", erwidertet er unverblümt. „Du hast hier deine Familie, während meine da draußen ist, alleine! Also tu nicht so, als säßen wir zusammen in einem beschissenen Boot. Als wären wir Freunde, die sich zusammen die Sterne angucken und sich darüber austauschen, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Wie wäre es", zischte er und legte seine Augen erneut auf meine, „wenn du einen deiner Männer nimmst und zurück in deine Nachbarschaft verschwindest, mit den ganzen Familienbildern an den Wänden und eine Handvoll Babies rausdrückst, als hätte das verdammte Schwein dich nicht zurückgelassen, um mit deiner Schwester in seine Fantasien zu flüchten. Tu so, kleines Mädchen, als wärst du die Frau, die er wirklich will."

Er war wieder näher gekommen. So nahe wie niemals zuvor.

Seine Nasenspitze berührte die meine, während sein Blau dem Blau auf meiner Wange folgte, das flüchtig über meine Wangen zu meinem Kinn rann. Und ehe er sich versah, lag seine rechte Hand plötzlich in meiner. Langsam - schon fast in Zeitlupe - schaute er hinab auf sein silbernes Taschenmesser, dessen Klinge sich rot gefärbt hatte. Wie auf Knopfdruck ließ er seine Augen über meinen Körper fahren, bis er meine rechte, einst weiße Socke bemerkte, die sich am Saum ebenso rot gefärbt hatte. Er presste seine schmalen Lippen fest zu einem Strich zusammen, als versuchte er, jede Sorge mit ganzer Mühe hinunterzuschlucken.

„Ich will dich nie wiedersehen", behauptete ich und entließ seine Hand aus meinem Griff.
Ich kehrte Daryl Dixon den Rücken zu, meine grünen Augen sofort auf den Mann mit der goldenen Sheriffmedaille gerichtet, der lässig in der Ferne gegen den Balkon zurückgelehnt stand, als würde jemand gerade in diesem Moment sein Bild auf einer Leinwand verewigen. Ich lächelte, strich mir die Tränen von den Wangen und setzte flüchtig einen Schritt vor den anderen, als könnte das springende Herz in meiner Brust es kaum erwarten, zu ihm zu gelangen, während - voller Neid und Eifersucht -, der Biker mir nachstarrte.

Er schüttelte den Kopf, versuchte, jeden verräterischen Gedanken zu verscheuchen und jede Schuld weit von sich zu weisen. Dennoch dachte er an meine Tränen, als er die Zügel des gestohlenen Pferdes umfasste, und a die Schleife in meinem blonden Haar, als er in den Sattel stieg. Sogar, als er davon ritt, dachte er an das Grün in meinen Augen und das Rosa auf meinen Lippen, an das Schwarz auf meiner weißen Haut und das Dunkelrot auf meinen Socken.

Er ritt schneller, als wollte er flüchten vor allen Bildern, die sich in seinem Kopf verewigt hatten. Bilder von mir und Bilder von ihm. Bilder von uns.
Er verfluchte diese Bilder, verfluchte die Luft, die er atmete und die Shane atmete und die, die Rick und ich atmeten, doch als das Pferd unter ihm aufsprang und Daryl von seinem Rücken stürzte, da verstummte das Chaos plötzlich in seinem Kopf. Alles, was er wahrnahm, war die raue Raucherstimme dicht an seinem Ohr - die Stimme seines Bruders -, die amüsiert flüsterte:

„Willst du mir etwas sagen, kleiner Bruder? Huh? Ich sagte doch, du musst vorsichtig bei Blondinen sein."

Devil In Your Eyes {THE WALKING DEAD FF.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt