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Die ganze Fahrt über hielt ich Bo Ri stolz in den Armen, ich konnte es noch gar nicht richtig fassen. Warum tat Sunghoon dies alles für mich? Als wir an meinem Wohnhaus angekommen waren stieg Sunghoon mit aus und half mir alle Sachen in die Wohnung zu tragen. Es fühlte sich, warum auch immer wie ein neuer Abschnitt meines Lebens an. „Sunghoon, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du hast mir echt einen Traum erfüllt, du hast etwas gut bei mir, nicht nur etwas, sondern ganz schön viel" Ich kicherte nervös, immer noch hielt ich Bo Ri auf meinem Arm. Sunghoon sank seinen Blick zu Bo Ri und strich ihr leicht über die Nase. „Du wirst es hier schön haben, kleine" mein Herz machte erneut einen Satz und mir wurde warm, warm ums Herz. Sunghoon schien äußerlich so ernst und stark, aber irgendwie war er sanft und liebevoll. „Na dann sag ich mal auf Wiedersehen" irgendwie schmerzten die Worte aus Sunghoons Mund. Auf Wiedersehen hörte sich so an, als würden wir uns nicht so schnell mehr Wiedersehen. Aber ich wollte ihn wiedersehen, er hatte doch was gut bei mir. Sunghoon war schon einige Stufen hinunter gegangen. Ich lief aus der Wohnung und sah ihn von oben an. „Sunghoon, bitte warte" rief ich und er drehte sich langsam zu mir um. Ein leichtes Lächeln machte sich bei ihm breit. „Hast du Lust noch etwas bei mir zu bleiben, wir könnten Essen bestellen" Warum tat ich das? War es nur weil ich ihm dankbar war? „Also, als Dankeschön. Du kannst dir aussuchen, was immer du magst" fügte ich schnell hinzu. Sein lächeln verstärkte sich. „Tut mir leid. Ich fliege morgen nach Japan" gab er knapp als Antwort und mein Lächeln wurde plötzlich ernst „Wir hören uns, pass gut auf Bo Ri auf. Ich bleibe für 12 Tage in Japan" er lächelte immer noch, als er aus dem Haus trat. Ich hörte nur noch das Auto, welches die Heimfahrt antrat. Ich ging zurück in meine Wohnung, verschloss die Tür und setzte Bo Ri auf dem Boden ab. „Dann herzlich Willkommen zu Hause. Jetzt sind es nur noch du und ich" lächelte ich sie an und sie lief los, um sich mit der neuen Umgebung bekannt zu machen. Es war ein komischer Abschied von Sunghoon. Er war jetzt für über eine Woche weg in Japan. Machte er Urlaub? Hatte er dort Familie? Tausende Fragen die sich in meinem Kopf breit machten. Er hatte mir einfach einen Gefallen getan, ich tat ihn bestimmt einfach nur leid. Ich sollte nicht so oft an ihn denken, erst recht nicht, wenn wir uns erst zweimal gesehen hatten. Ich machte mir einen Marmeladen Toast, wie so oft und für Bo Ri gab es natürlich neues Futter, welches mir Misses Lee mitgegeben hatte. Nachdem Essen verbrachte ich die Zeit mit dem Aufbauen und Aufstellen des Körbchens und der Fressnäpfe, sowie Spielzeug und einen kleinen eleganten Kraztbaum, mit dem mich Sunghoon überrascht hatte. Er hatte ihn im Kofferraum Bills Auto gelagert. Den ganzen Abend verbrachte ich mit Bo Ri auf der Couch, wir sahen uns Dokumentationen an, spielten bis wir schließlich völlig kaputt vom Tag einschliefen. Es war einer der ersten Nächte, an denen ich ohne Probleme einschlafen konnte, es war eine ruhige Nacht, auch wenn ich an dem Abend meine Abendlichen Beruhigungstabletten vergessen hatte. Sie waren rein pflanzlich, ließen mich aber auch besser fühlen.

Am nächsten Tag wurde ich von einem leisen vibrieren geweckt. Ich muss wohl auf der Couch eingeschlafen sein, denn dort wachte ich auch wieder auf. Ich blickte kurz durch die Wohnung. Bo Ri lag ruhig in ihrem Körbchen, sie hatte es sich wohl in der Nacht bequem gemacht. Zufrieden lächelte ich und nahm mein Handy, welches immer noch vibrierte. „Schon 15 Uhr" summte ich, eigentlich schlief ich nie so lang. Ein Anruf von Yuna, ich nahm mit verschlafender Stimme ab. „Sora, was ist denn mit dir los? Bis jetzt geschlafen?" lachte sie, hörbar freudig. „Ja, danke fürs Wecken" Ich war ihr wirklich dankbar, auch wenn sich meine Worte eher ironisch anhörten. „Was gibts!" fuhr ich fort und machte Yuna auf Lautsprecher, so dass ich meine Haare zu einem Zopf zusammenstecken konnte. „Heute ist Sonntag, ich habe nichts vor, du hast nichts vor. Lass uns etwas unternehmen" kicherte sie so laut, dass schon mein Ohr leicht verzehrte. Also stellte ich den Lautsprecher schnell wieder aus und hielt das Handy an mein Ohr. Ich wollte mich gerade rausreden, ich hatte gerade zur Antwort eingeatmet, da unterbrach mich Yuna direkt „Nein, keine Ausreden! Ich bin in zwanzig Minuten bei dir" schon hörte ich dütt dütt. Sie hatte schon aufgelegt. Bo Ri war inzwischen auch schon wach und sprang auf meinen Schoss. „Wenn man dich hat, will man ja noch weniger aus dem Haus" blickte ich zu ihr mit einem Schmollblick. Also ging ich ins Bad, nahm eine kalte Dusche und zog mir etwas Bequemes an. Meine Haare ließ ich in einem Zopf. Zum Schminken hatte ich auch nicht mehr genügend Zeit. Mascara müsste heute reichen. Ich schmiss mir ein kurzes schwarzes Top über und schlüpfte in eine schwarze enge Leggings. Dazu weiße Turnschuhe. Heute hatte ich tatsächlich wenig Angst vor der Außenwelt, dabei war es sonst immer so aufregend. Wenn ich könnte, würde ich trotzdem lieber zuhause bleiben, als mich der Außenwelt zu zeigen. Bei mir war es schon immer, so dass ich Angst vor vielem, eigentlich allem hatte, aber dennoch war ich motiviert es zu machen. Ich musste es versuchen, ich konnte so nicht weiterleben. Das Geld, was ich durch Lieferanten und Onlinebestellungen ausgegeben hatte, musste langsam wieder reinkommen. Ich atmete, wie so oft, einmal kräftig ein, bevor ich aus meiner Wohnung hinaus ging. Ich sah noch einmal zurück zu Bo Ri, die ganz gelangweilt und noch müde auf der Couch lag. „Benimm dich. Nicht lange, dann komm ich wieder" lachte ich und schloss die Tür hinter mir. Ich stieg die Treppen hinunter, da kam mir Yuna schon grinsend entgegen. „Krass. Ich dachte ich müsste dich gewalttätig aus der Wohnung schleifen". Kicherte sie, so laut das es wahrscheinlich auch die anderen Bewohner des Hauses gehört hatten. „welch nette Begrüßung" mein Blick war dabei spielerisch genervt. Wir traten aus dem Haus hinaus und standen auf der Straße, der kleinen Gasse, in welcher in lebte. Ich musste an gestern Nacht denken, wie Sunghoon hier mit Bill ausgestiegen war, um mich persönlich abzuholen. Yuna war zwar wie meine beste Freundin, einzige Freundin, aber ich wollte es erst einmal für mich behalten. Ist nicht so, als wäre ich verliebt oder sowas. Yuna riss mich aus meinen Gedanken und drehte sich einmal vor mich, als würde sie tanzen wollen, kam dann aber vor mir zum Stehen. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie fragend an. Sie kam immer auf die schlimmsten Ideen, aber selbst in der Uni war es immer witzig mit ihr gewesen. „Wir gehen heute auf Jobsuche" sie stemmte selbstbewusst die Arme in die Hand. „In den Hauptstraßen Seouls" fügte sie hinzu und lief zu mir, um mich schnell mit einem Arm zu umklammern. Schnell fing mein Herz an zu pochen und das Gefühl in meiner Brust wurde schwer, fast erdrückend. „Yun-" setzte ich gerade an, aber Yuna ließ mir wie immer keine Zeit zum Antworten. „Nichts da. Und Morgen gehst du wieder zur Uni und erklärst dem Direktor das du krank warst, er wird das bestimmt verstehen. Dann können wir im selben Semester bleiben" sie sah mich mit großen Augen an. Ich wusste das sie mir nur helfen wollte, aber trotzdem machte mir das alles große Angst. „Ich bin doch bei dir. Dir wird nichts passieren" sie lächelte nun und umarmte mich von der Seite und ich wusste natürlich das Yuna mit ihren Worten recht hatte. „Ist ja gut" stöhnte ich auf und machte mich zu Fuß auf dem Weg mit Yuna. Ich würde gern wieder in einem Café arbeiten, das hatte ich bereits gemacht als es mir noch gut ging und es hat mir wirklich spaß gemacht. „Ich habe auch einen neuen Nebenjob. Als Maskottchen fürs Nagelstudio war ich zu gut" lachte sie. Sie war die Art von Studentin, die jede Woche einen neuen Nebenjob hatte. Sie zückte ihr Handy aus der kleinen pinken Tasche und zeigte mir lachend ein Bild. Man sah Yuna als Maskottchen, wie sie in einem dicken Zebra Kostüm steckte und genervt Flyer verteilte. Ich musste laut lachen. Yuna machte wirklich alles. „Und was machst du jetzt?" fragte ich interessiert. „Ich arbeite an einem kleinen Frozen Joghurt Stand" ich nickte interessiert. Nach nur zehn Minuten waren wir auf einer Hauptstraße angekommen. Es war laut, die Luft stickig, viele Autos und es liefen Massen an Leute umher. Ich bleib stehen und blickte zu den vielen Menschen. „Hey, du schaffst das. Ich bin bei dir" flüsterte Yuna leise und hackte sich bei mir, mit ihrem Arm. Sie war auf einmal ernst und nicht mehr belustigt. Man konnte auf sie immer zählen. Plötzlich musste ich an Sunghoon denken. Wie er auf meiner Couch saß, er hatte mir auch dieselben Sachen gesagt, dass er bei mir ist. Der plötzliche Gedanke an den gestrigen Tagen ließ mich Hoffnung schöpfen und ich blickte selbstbewusst zu Yuna, welche mich schnell anlächelte. Wir gingen die Straße entlang und mit jedem Schritt fühlte ich mich Stärker, ich war stolz auf mich selbst. „Ich kenne ein großes Café am Ende der Straße. Da geh ich immer meine Latte trinken. Die Atmosphäre da ist super, vielleicht suchen sie ja noch jemanden" zwinkerte mich Yuna an. „Ich glaube für den Anfang würde auch ein kleines Café reiche" antworte ich mit besorgtem Blick und Yuna fing an mit ihrer Hand hin und her zuwanken. „Erstens, nicht Anfang. Sondern Wiedereinstieg. Und außerdem macht das keinen Unterschied. Du machst so oder so die besten Kaffeespezialitäten". Sie hatte recht, wenn ich mir eins eingestehen konnte, dann das ich wirklich guten Kaffee aufbereiten konnte. Ich folgte ihr zum Café, schon von außen war es sehr stylisch und eher minimalistisch gehalten. Eine Wand war komplett aus Fenstern, so das man rausschauen konnte, selbst eine Außenterrasse hatte das Café. Auch innen war alles sehr minimalistisch gehalten, überall hingen grüne Pflanzen von der Decke und auch auf jedem Tisch sah man Pflanzen. Mein Blick fiel direkt auf den Tresen, an dem man bestellte. „Sehr gute Kaffeemaschinen" flüsterte ich zu Yuna welche fasziniert an die Decke sah. Wir gingen zum Tresen und direkt kam ein freundlicher Barista auf uns zu. „Willkommen. Was kann ich Gutes für euch tuen?" sein lächeln war strahlend weiß. „Hey. Bitte einen starken schwarzen Kaffee und" fing Yuna an, unterbrach dann aber als sie zu mir sah. „Und einen Latte bitte" fügte ich hinzu. „Wir setzten uns auf die Terrasse" zwinkerte Yuna dem Barista zu und drehte ihm den Rücken zu. Sie liebte es zu flirten und war auch nicht scheu, ganz im Gegenteil. Nun blickte der Mitarbeiter zu mir und ich schenkte ihm ein knappes Lächeln, bis ich zu Yuna eilte, welche schon an einem Tisch Platz genommen hatte. „Der sieht echt gut aus" lächelte Yuna, als ich mich vor ihr setzte und sie sich noch einmal zu Barista umdrehte, welcher uns bedient hatte.

Viele Jungs standen auf Yuna, das war auch nicht abzustreiten. Sie war immer top gestylt. Sie hatte lange hellbraune Haare, die glatt über ihren Rücken lagen. Hellbraune Mandelförmige Augen und eine Schlanke feminine Figur. Zudem hatte sie immer gemachte Nägel, dieses Mal waren sie lang, spitz und Pink. Das änderte sich bei ihr jede zweite Woche. „Wie sieht es eigentlich bei dir mit neuen Bekanntschaften aus?" Plötzlich wurde mir warm und kalter Schweiz macht sich auf meinem Körper breit. Zu meinem Glück hatte Yuna sich schon selbst geantwortet „Mensch, du musst echt mehr raus und mal Jungs kennenlernen" grinste sie. Dann kamen auch schon unsere Getränke. Auf meinem Schaum war ein kleines Kätzchen gezeichnet, ich grinste und musste direkt an die arme Bo Ri, denken die nun allein zuhause verweilen musste. „Sucht ihr noch jemanden für einen Nebenjob?" mir fiel alles aus dem Gesicht als Yuna so plötzlich den Mitarbeiter, der unsere Getränke brachte und uns eben bedient hatte, fragte. „Klar, Aushilfen können wir immer gut gebrauchen" lächelte er und sah mich an, als hätte er gewusst das es um mich ging. Also grinste ich zurück, schon einmal für den guten ersten Eindruck. Wir tranken unsere Spezialitäten aus und sie haben echt gut geschmeckt. Ich war froh, dass sich kein Gefühl der Panik oder Angst in mir breit machte. „Lass uns doch noch etwas shoppen gehen. Also natürlich nur, wenn du dich in der Lage dazu fühlst" Sie wusste ganz genau das es viel verlangt war, aber ich stimmte zu. Zudem könnte ich echt gut neue Kleidung gebrauchen. „Dann lass uns gehen" Ich nickte aber ging noch einmal zum Mitarbeiter und gab ihm meine Handynummer, er wollte mich anrufen und mit mir ein Probearbeiten zu vereinbaren.

In your thoughts | Sunghoon EnhypenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt