Ich muss wohl eingeschlafen sein. Ich öffnete meine Augen und trat zum Fenster, den Vorhang zog ich zur Seite „es regnet immer noch in Strömen" flüsterte ich leise, es war erst drei Uhr nachts. Ich fühlte mich aber nicht mehr müde und schon wesentlich erholter als gestern. Mit leisen Schritten ging ich in die Küche, um mir etwas Wasser zu holen. Auf dem Weg zur Küche, musste ich an Sunghoon vorbei. Nur noch ein kleines Licht, dessen der Küchenleiste erhellte den kleinen Raum. Sunghoon war auch eingeschlafen. Er lag mit dem Gesicht zur Wand der Couch, an seinen Füßen hatte es sich Bo Ri gemütlich gemacht. Sein Brustkorb erhob sich regelmäßig, durch seine flache Atmung. In der Küche ging plötzlich das Licht aus und vor lauter Schreck ließ ich das Glas Wasser, welches sich eben noch in meiner Hand befand, fallen. Blitzartig hörte ich Sunghoon wie er erschrocken von der Couch aufsprang. Ich sah seine Schattierung, durch den Schatten, welchen das Fenster verursachte. „Tut mir leid. Ich wol-". Sunghoon ließ mich meinen Satz nicht beenden. „Hast du dich verletzt?" besorgt griff er nach meiner Hand. Erneut, wie so oft, machte sich wärme in meinem Körper bemerkbar. Seine Hände waren nicht so wie erwartet sanft, sondern trocken und kalt. Er drückte auf den Lichtschalter, aber es funktionierte nicht. Also nahm er sein Handy aus der Hosentasche und machte mit seinem Handydisplay etwas Licht. „Der Strom muss wohl ausgefallen sein" stellte Sunghoon fest. „Setzt dich auf die Couch, ich kümmere mich drum. Du fasst hier nichts an" gab Sunghoon an und deutete auf die Glasscherben auf dem Boden. Ich tat, was er mir sagte, und setzte mich auf die Couch. Sie war noch warm, gewärmt durch Sunghoons Körperwärme. Bo Ri war immer noch am Schlafen und ich strich ihr sanft übe das weiße Fell. „Mist" hörte ich plötzlich Sunghoons Stimme, aus der Küche zischen. Ich ging erneut zu ihm und beugte mich zu ihm auf den Boden. „Hast du dich geschnitten?" fragte ich und fühlte mich schuldig für Sunghoons Verletzung. Wir blickten auf seinen Finger, er blutete. „Ich habe mich leicht geschnitten, alles gut" im gleichen Atemzug setzte er seinen blutenden Finger an seine Lippen und zog das Blut mit ihnen raus. Ich saß einfach nur da, vor ihm, und betrachtete ihn. Egal, was auch immer er tat, er war attraktiv. Er brachte mich irgendwie um den Verstand.
Was ist bloß mit mir los?
Musste ich mich selbst fragen und blickte weiter in Sunghoons Augen. Er wiederum betrachtete seinen Finger und drückte das restliche Blut aus. Er muss wohl bemerkt haben, dass ich ihn beobachtet hatte. Sein Blick hob sich und er sah direkt in meine Augen, wir waren uns gerade nah, sehr nah. Ich war wie erstarrt und starrte ihn einfach nur so an. Sein Blick wurde zu einem sanften Lächeln „alles gut?" ich schüttelte den Kopf, als würde ich ihm deutlich machen wollen: ja, alles gut.
Er stand auf und alle Scherben auf dem Boden, hatte er im Müll entsorgt. Das Handy, welches er in seiner rechten Hand hielt, erhellte sein Gesicht etwas. „In ganz Seoul ist der Strom ausgefallen" sein Blick hing weiterhin auf seinem Display. Ich nickte nur und sah ihn weiter an. Als er das Handy auf den Tisch legte fügte er hinzu „Sie vermuten das in einer Stunde der Strom wieder da sein wird" und setzte sich erneut auf die Couch. Ich ging zu ihm und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden, vor meinen runden, durchsichtigen Glastisch. Inzwischen war es um die vier Uhr nachts. Wir beide sagten eine Weile nichts, wir saßen einfach nur da, bis Sunghoon durch sein Lachen plötzlich die Stille brach. Ich sah ihn fragend an, dies bemerkte er aber nicht, da es ihm Wohnzimmer so dunkel war. „Du wusstest nicht, dass ich ein Idol bin" und ich konnte nicht genau deuten, ob es eine Frage oder eine Aussage seinerseits war. „Ich habe von sowas kein Plan, du hättest mir ruhig was sagen können" sagte ich ernst und er hörte auf zu lachen. „Dann wäre es ja nicht mehr so spaßig gewesen", er redete in Rätseln und ich entschloss mich dazu ihn aufzuklären. „Es war ein Schock für mich, als ich dein Gesicht auf einem Werbeplakat gesehen habe" ich atmete laut aus. Sunghoon wurde einen Moment still. „Also, wusstest du schon vor dem heutigen Café Shooting, das ich bekannt bin" legte er fest. Ich nickte, auch wenn er dies wahrscheinlich nicht sah. „Ich wusste nicht, dass du in einem Café arbeitest" „Es war heute mein erster Probetag. Ich wusste nicht, dass ihr dort heute ein Werbeshooting macht"
Schicksal.
Genau als ich das dachte, lacht er auf und sagte „Schicksal?" und ich wusste ganz genau, dass er mich gerade anzwinkerte. Mein Magen drehte sich und mein Herz schlug einen Takt schneller. Sunghoon änderte seine Sitzposition und lag nun halb auf der Couch. „Ich mache das, was ich schon immer machen wollte. In einer Band sein, Konzerte geben, Fans treffen, Leute glücklich machen" er klang auf einmal so sensibel und verletzlich. „Es ist großartig, wenn sich das ganze harte Training lohnt und man seine eigenen Lieder vor einem großen Publikum spielen kann" Begeistert sah ich ihn an, der Raum wurde langsam heller, da draußen die Sonne immer mehr am Aufgehen war. Seine blonden Haare schimmerten und selbst sein kleines Muttermal konnte ich nun erkennen. „Ich freue mich für dich, wirklich. Es ist toll, wenn man seine Träume verwirklich kann" sagte ich und legte meinen Kopf, in meinen Schoß. „Ja, das ist es. Es gibt neben dem Ruhm natürlich auch Schattenseite. Aber wir haben so viele Fans, da sind Sorgen schnell Schnee von gestern" kicherte er, als wäre ihm eine Last von den Schultern gefallen. „Welche? Ich meine, welche Schattenseiten gibt es?" es interessierte mich wirklich. „Medien, die Lügen verbreiten. Man, kann nie wirklich allein sein und man arbeitet 24/7. Lange wurde gesagt das ich arrogant wäre und mich nicht genug für das Tanztraining einsetzten würde" er schüttelte den Kopf, und eine blonde Strähne fiel in sein Gesicht, welche er sich darauf hinter sein Ohr strich. „Tanztraining?" sah ich ihn fragend an. Er nickte langsam „Als K-Pop Idol musst du gut singen können aber tanzen ist mindestens genauso wichtig, für die Musikvideos". Ich nahm mir vor ein Musikvideo von 5zero5, in den nächsten Tagen zu schauen. „Wohnst du mit den anderen Bandmitglieder zusammen?" fragte ich und sah ihn fasziniert an. „Ja, sie sind meine Familie. Wir wohnen im Management Center, da wohnen mehrere Bands. Jede Band hat ihr eigenes Apartment". Es war wie eine andere Welt, in die ich gerade eintauchen durfte. Ich hatte noch weitere Fragen, wollte mir diese aber für einen anderen Zeitpunkt aufheben.
Es war schon komplett hell in der Wohnung geworden, die herrliche Sommersonne erhellt das Licht und erwärmte ihn zu gleich. Sunghoon stemmte sich von der Couch, ging zum Fenster und streckt sich, ich hörte seinen Rücken förmlich knacken. „Scheint so, als wäre der Regen vorbei" nun ging er mit leichten Schritten zum nächsten Lichtschalter und knipste ihn lässig mit einem Finger an. „Na, funktioniert ja auch schon wieder". Ich betrachte ihn nur dabei, wie er von einer Stelle, zur anderen ging. In meiner Wohnung. Er nahm sein Handy vom Tisch und es schien, als würde er hastig eine Nachricht aufs Display tippen.
Er kam auf mich zu und hockte sich zu mir auf den Boden. Er war wieder so nah, dass ich förmlich erstarrte. Er wusste ganz genau, was er tat.
Ohne ein Wort zu sagen, reichte er mir sein Handy und sah mich erwartungsvoll an. Ich nahm sein Handy, sah aber weiter in seine Augen. „Falls ich mal jemanden zum Reden brauch" lacht er. Wollte er wirklich, dass ich ihm meine Nummer gebe. Hastig speicherte ich mich in seinem Handy, bei den neuen Kontakten, ein. Jede Sekunde bekam er irgendwelche Nachrichten, aber ich versuchte nicht auf sie zu achten, er sollte nicht denken das ich noch seine Nachrichten lesen. Er nahm sein Handy zurück, klickte auf meine Nummer, hielt das Handy an sein Ohr und es begann hinter uns lautstark zu vibrieren, es war mein Handy. Natürlich, weil mich Sunghoon gerade anrief. Irgendwie war ich aufgeregt und nervös. „Wenn du schlau bist, könntest du meine Handynummer jetzt für mehrere hunderte Won im Internet Verkaufen" zwinkerte er und stand auf. Alle seine Bewegungen waren so lässig, so als hätte er ewig dafür studiert. Er machte sich auf den Weg zur Wohnungstür und er hatte immer noch dieses lächeln auf den Lippen. Ich stand nun auch auf und folgte ihm zur Tür. „Bill müsste nun da sein. Ruf mich an, falls du mal jemanden für Bo Ri bauchst" grinste er und er gab mir keine Zeit mich überhaupt von ihm verabschieden zu können.
Ich ging zurück in die Wohnung, schloss die Tür hinter mir und ließ mich zum Boden rutschen. „Was ist das bloß alles?" fragte ich mich selbst. Ich hatte einfach aus dem nichts jemanden kennengelernt, fand dann raus, dass er ein Idol war und traf ihn dann genau bei meinem ersten Probetag und jetzt verbrachte er auch noch die ganze Nacht in meiner Wohnung.
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In your thoughts | Sunghoon Enhypen
FanfictionAls Sora seit einer Ewigkeit wieder die Wohnung verließ und sich ihre Ängste bestätigten und sie die Panik erdrückte, eilte ihr ein junger gutaussehender Mann zur Hilfe. Allerdings blieb es nicht bei dieser einmaligen Begegnung, denn der junge Helfe...