/einundzwanzig/

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Ich erinnerte mich an das Geschenk, welches ich extra für Yuan besorgt hatte und kramte in meiner Tasche nach dem kleinen Schmuckschächtelchen. „Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, beste Freundin" sagte ich stolz und zeigte ihr die Blumen, welche ich für sie ausgesucht hatte, und übergab ihr das kleine Fußkettchen. Yuna begann sofort zu lächeln „Du weißt doch ich hasse meinen Geburtstag. Ein Jahr älter, zwei Falten mehr" pustete sie los, bevor sie sich das Kettchen ansah und mir dann regelrecht um den Hals fiel. „Ich wollte dich übrigens noch um einen Gefallen bitten" sagte Yuna plötzlich und ihre Stimme war auf einmal so ernst, das kannte ich überhaupt nicht von ihr. Erschrocken sah ich sie an und nickte ihr zu, als Zeichen, das sie fortfahren sollte. Sie schob mir einen kleinen Briefumschlag zu, ich öffnete ihn und erschrak als ich das Zeichen der Band 5zero5 erblickte. „Sora, ich weiß K-Pop ist echt nicht dein Ding. Aber 5zero5 ist einfach meine Lieblingsband und ich würde sie so gerne Live sehen, mit dir, meiner besten Freundin" schmollte sie, mein Blick immer noch gefesselt auf das Ticket gerichtet. „Es ist Morgen. Ich weiß sehr spontan, aber du musst morgen nicht arbeiten, stimmt's? und das letzte Wochenende der Semesterferien sollten wir gemeinsam verbringen". Sie hatte zwar recht und sie konnte ja nicht wissen das ich jemanden aus der Band persönlich kannte und das mein Magen sich gerade drehte und mein Herz zu pochen begann, aber dennoch war es gerade wie in einem schlechten Film. „Ist ja gut. Ich komm mit", sagte ich und tat, als würde ich mich breitschlagen. Jedoch wollte ich insgeheim mit, natürlich wollte ich Sunghoon auf der großen Bühne sehen und mir seine Musik live anhören, schließlich hatte ich ihn noch nie persönlich singen gehört, nur durch meine Kopfhörer oder durch den Lautsprecher meines Handys. Erneut fiel mir Yuna um den Hals. „Du bist die beste, beste, beste!" wiederholte Yuna immer und immer wieder, dabei war sie so laut, dass unser Tisch schon die ganze Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.

Yuna hatte die Nacht bei mir in der Wohnung verbracht. Sie meinte sie war so voller Vorfreude wegen dem Konzert, das sie nicht hätte, alleine bei sich in der Wohnung schlafen können, also bat ich ihr an bei mir zu Übernachten. So konnten wir uns gemeinsam auf das Konzert vorbereiten. Auch ich war nervös und angespannt zu gleich. Ich wusste zwar das Sunghoon mich nicht bemerken würde, da die Arena so riesig sein würde, aber dennoch machte es mich nervös einen Einblick in Sunghoons Welt zu erlangen. „Ich habe wirklich keinen Plan, was ich anziehen soll. Taemin muss mich schließlich von meiner besten Seite sehen" jammerte Yuna verzweifelt und ließ sich erneut auf die Couch sacken. Ich musste kurz lachen, schließlich besaß sie so viele verschiedene Kleidungsstücke, dass es für sie auf jeden Fall keine Herausforderung werden würde, etwas Passendes zu finden. „Etwas gemütliches wäre gut" riet ich ihr, aber das wusste sie wahrscheinlich selbst. „Sag mal Sora. Kennst du eigentlich die verschieden Mitglieder der Band?" fragte mich Yuna plötzlich und funkelte mich mit ihren großen Augen an. Ich merkte wie feurige Wärme sich in meinem Körper verbreitete, schließlich kannte ich zwar Sunghoon, nicht nur das, wir waren ineinander verliebt, aber das konnte ich natürlich niemanden sagen. „Nicht wirklich. Ich kenne die Namen, aber das war es auch schon", log ich, während ich durch meine Klamotten wühlte, um nach etwas passendem zu finden. „Mhh, wer sagt dir denn am ehesten zu?" sah mich Yuna plötzlich fragend an und machte daraus eine halbe Wissenschaft für sich. Ich stockte kurz, was sollte ich ihr sagen? „Ist es nicht ganz schon oberflächlich das anhand des Aussehens festzulegen?" stöhnte ich auf, aber natürlich war Yuna mit meiner Aussage nicht zufrieden und sah mich mit verdrehten Augen an. „Okay, schon kapiert. Ich würde sagen Sunghoon" legte ich mich schließlich fest, er war ein Idol und ich konnte sagen, was ich wollte, nicht einmal meine beste Freundin würde dahinter blicken. Yuna nickte nur hastig, wir wurden aber abrupt von der plötzlichen Vibration meines Handys gestört. Ich drehte mein Handy mit dem Display zu mir und erneut macht mein Herz einen Satz als ich Sunghoons Namen laß, eine Nachricht von ihm. Zurück in Seoul! Ich freue mich schon darauf unser Date endlich nachzuholen zu können , war alles, was er schrieb, aber es reichte mir komplett. Ich freue mich auch dich wiederzusehen! antwortete ich knapp. Kurz hatte ich darüber nachgedacht ihm zu schrieben das ich heute Abend auf dem Konzert auch dabei sein würde, aber ich ließ es und schrieb nichts weiter. „Na, wer grinst denn da so auf sein Handy?" kicherte Yuna los und kam näher um ein Blick auf mein Handy zuwerfen. Ich legte eine Hand über mein Display, so dass sie keine Chance hatte seinen Namen zu lesen. „Sollten wir uns nicht lieber fertig machen? Ich dachte du wolltest früh genug da sein" lenkte ich Yuna ab und natürlich klappte es. Sie stürmte zurück ins Badezimmer und widmete sich erneut ihrer Gesichtspflege. Langsam wurde auch ich immer nervöser, ich wusste ja nicht einmal, was man auf einem Konzert anziehen würde. So als hätte Yuna in dem Moment meinen Gedanken lesen können, streckte sie ihren Kopf aus dem Bad, auf ihrem Gesicht eine Maske gegen Akne. „Weißt du noch das schwarze Kleid, was wir zusammengekauft haben. Du siehst atemberaubend darin aus, zieh das an!". Ich nahm das Kleid aus meinem Kleiderschrank und betrachte es einen Augenblick lang. Es war wirklich wunderschön, aber ich versprach mir es für einen besonderen Moment aufzubewahren. Und so machten Yuna und ich uns in aller Ruhe fertig. Ich mochte Schminke, genauso wie Yuna also schminkten wir uns bei diesem besonderen Anlass stärker als sonst, aber so dass es nicht allzu übertrieben war. „Wow, du bist eine Granate!" strahlte Yuna mich freudig an als ich mich fertig angezogen hatte. Ich hatte ein schwarzes Schulterfreies Kleid angezogen, mit durchsichtigen langen Armen. Dazu passende schwarze hohe Schuhe. Ich wusste bereit jetzt schon das meine Füße heute Abend vor Schmerz leiden würden, aber ich hatte das Bedürfnis mich mal wieder hübsch zu fühlen. Mein Make-up hielt ich in Schichten Braun Tönen, schlichtweg meinen dunklen roten Lippenstift war etwas auffälliger. Yuna hatte sich für ein blass rosiges kurzes Kleid entschieden, mit weißen modischen Schuhen und ihr Make-up war passend rosa auf das Kleid abgestimmt. „Auf geht's!" rief Yuna freudig als sie sich hektisch ihre Tasche unter den Arm quetsche und zur Tür nach draußen rann. Ich hatte mir vorsichtshalber vor dem Losgehen ein paar Tropfen eines beruhigenden Öles in mein Glas Wasser geschüttet, da ich mir nicht sicher war, wie ich auf die riesige Menschenmasse reagieren würde, die mir später bevorstehen würde. Die Arena war etwas weiter entfernt, und in der Bahn erblickten wir bereits die ersten 5zero5 Fans, einige von Ihnen hatten sogar Plakate mit Sunghoons Gesicht dabei. Irgendwie fand ich es komisch, schließlich war es derselbe Sunghoon der mir das Leben erleichtert hatte und mit dem ich bald auf ein Date gehen würde. Die Nervosität stieg in mir als ich daran dachte gleich Sunghoon wiederzusehen, auch wenn es aus der Ferne war und auch wenn er mich nicht beachten würde, aber ich hatte ihn nun eine Weile nicht gesehen und meine Gespräche mit ihm hatten mir echt gefehlt. „Die nächste müssen wir raus" lachte Yuna freudig und ich nickte nur knapp. Aus dem Fenster was bereits die riesige Arena sichtbar, in der 5zero5 in weniger als zwei Stunde ihr Konzert geben würde. Eigentlich hatte Yuna geplant vor dem Konzert noch etwas essen zu gehen, jedoch war ihr so schlecht vor lauter Aufregung, dass sie keinen Bissen zu sich nehmen konnte, und ich tat ihr gleich, ich hatte auch das Gefühl, das ich mich gleich vor Nervosität übergeben müsste. Allerdings aus einem anderen Anlass. Alles fühlte sich so komisch an: Die ganzen Stände die Pullover und alles Mögliche mit Sunghoons Gesicht verkauften, Frauen und Mädchen, die lauthals für Sunghoon schwärmten und all diese Wächter, die hier waren, weil 5zero5 so bekannt war. Noch nie fühlte sich Sunghoon so weit entfernt an, noch nie fühlte ich mich so weit entfernt von ihm. Plötzlich waren es keine zwei verschiedenen Welten mehr. Es war, als wären zwischen uns Planeten, nein, ganze Universen waren zwischen uns und trennten uns. Wie hatte er sich in mich verliebt? Das war alles gar nicht möglich. Nicht in diesem Leben. „Du scheinst auch ganz nervös, was?" lockte mich Yuna aus meinen Gedanken. „Ja, lange nicht mehr unter so vielen Menschen gewesen" log ich. Die verschiedenen Menschen waren gerade das Wenigste, was mich störte. Ich fühlte mich so klein, wie eine unter vielen die Sunghoon anhimmelte. Auch ein gewöhnlicher Fan, der nie eine Chance bei einem Idol haben würde. Ich gönnte mir mein eigenes Glück nicht, indem mich meine negativen Gedanken so klein machten. „Noch eine halbe Stunde, lass uns doch schon einmal zu unseren Sitzplätzen gehen" sagte Yuna freudig und wackelte mit den Tickets in ihrer Hand hin und her. Ich nickte und wir begaben uns auf die Suche nach dem richtigen Eingang für unsere Sitzplätze. Wenige Zeit später faden wir unsere Reihe und mein Atem stockte als wir die gewaltige Arena von innen betraten. Zahlreiche Reihen, die sich von unten nach oben streckten. Vorne, viele Stehplätze, an denen sich bereits hunderte von Fans tummelten und freudig die Namen aller Mitglieder riefen.  Wir saßen seitlich der Bühne auf einem Unterrang, hier würde mich Sunghoon niemals bemerken, erst recht nicht unter all den Fans. Ich sah dabei zu wie die Arena sich immer und immer mehr füllte, und es war selbst für mich ein überwältigendes Gefühl, bis letztendlich alle Lampen und Lichter ausgingen und die Arena in lauter Geschrei und Jubel ausbrach, selbst Yuna war so glücklich, dass sie immer wieder den Bandnamen schrie und sich vor Freude nicht auf den Sitz halten konnte. Auch mein Herz schlug nun in Höchstform. Und es war so weit, 5zero5, Sunghoon betrat die Bühne und die Arena wurde zunehmenden lauter und selbst ich ließ einen kleinen leisen Jubel los. „Wir sind viel gereist, aber es ist immer wieder schon zurück in der Heimat zu sein. Wir geht es euch allen? An diesem wunderschönen Abend!" rief Jin lauthals in sein Mikro und ich hätte nicht gedacht, dass der Geschrei der Fans lauter werden konnte, aber das tat er. Sunghoon stand auf der anderen Seite der Bühne und winkte fröhlich allen Fans zu und verteilte einige Luftküsse an die erste Reihe. Nie hätte ich gedacht das Sunghoon der Typ für so etwas war, aber er hatte schließlich erzählt wie wichtig ihm seine Fans waren und ich konnte ihn zu hundert Prozent verstehen. „Wir haben euch vermisst!" rief Sunghoon in sein Mikro und das Publikum eskalierte komplett. Ein Mädchen, welches direkt neben mir stand schrie nur „Sunghoon, ich liebe dich so sehr". Ich wusste zwar das Sunghoon bei allen stets beliebt war, aber dennoch verletzte es mich. Es sollte mich nicht verletzten, aber dennoch hatte ich irgendwie das Gefühl mir Sunghoon teilen zu müssen, auch wenn es nur Fans waren, die ihrem Idol zujubelten. Das restliche Konzert über konzentrierte ich mich einfach darauf Spaß zu haben und 5zero5 war Live sogar noch besser als auf den ganzen CDs, aber dennoch fühlte ich mich gekränkt. Dass ich so fühlte, ließ mich wie ein Opfer und wie eine Narzisst dastehen und irgendwie konnte ich mir mein Gefühl selbst nicht ganz erklären, aber Sunghoon so umschwärmt zu sehen versetzte mein Herz einen Stich. Als ich nach dem Konzert mit Yuna die Arena verließ, war auch sie hin und weg. „Ich bin so glücklich, ich glaube ich weine gleich" stöhnte sie erleichtert als wir endlich wieder an der frischen Luft waren. Als ich eine Stunde später wieder alleine in meiner Wohnung saß hatte ich nicht einmal mehr die Kraft mich abzuschminken und mir etwas Bequemeres anzuziehen. Der Tag hatte mir wirklich meine Kräfte geraubt und ich fühlte mich zu nichts mehr in der Lage. Der Gedanke das Übermorgen wieder die Uni beginnen würde machte meine Lage auch nicht gerade besser. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und strich mit den Händen über die Augen. „Warum bloß? Warum genau Sunghoon?" flüsterte ich leise verzweifelt, bis mein Handy klingelte und ich leicht erschrak. Ich war mich sicher, dass es noch einmal Yuna war, die sich nun zum hundertsten Mal bedanken wollte, aber so war es nicht, es war nicht Yuna. Ich hatte eine Nachricht von Sunghoon erhalten. Panisch setzte ich mich aufrecht hin und öffnete die Nachricht. Ich hätte nicht damit gerechnet dich heute Abend zu sehen, schrieb Sunghoon und ich war wie versteinert. War es möglich das er mich heute beim Konzert doch gesehen hatte? Meine Frage beantwortet sich von selbst als er eine weitere Nachricht hinzufügte Ich hoffe dir hat das Konzert gefallen, Danke fürs Kommen . Mein Magen füllte sich wie so oft mit lauter kleinen Schmetterlingen und ich ließ mein Handy auf meinen Schoß sinken. All meine Sorgen von eben waren plötzlich wie weggeblasen. Schließlich war Sunghoon auch nur ein Mensch mit Gefühlen und konnte sich in jede verlieben die er wollte. Ich sollte damit aufhören mich selber so klein zu machen. Eventuell hatte uns einfach das Schicksal zusammengeführt. Ich sollte mir dennoch nicht so viel Zeit mit der Antwort lassen Es hat Spaß gemacht, ihr wart toll! Ermutigte ich ihn als Nachricht und wenige Zeit später bekam ich auch schon eine Nachricht von ihm zurück: Ich habe weiterhin viele Termine, aber zwischendurch immer mal wieder Zeit. Freitag 19:00 Uhr vor dem Café, okay? Mein Herz machte einen Sprung, wir würden endlich unser Date nachholen können. Ich beschloss ihm nur einen kurzen Daumen nach oben Emoji zur Zustimmung zu senden. Wie oft, wenn ich an Sunghoon dachte, füllte sich mein Magen mit Schmetterlingen und mein Herz fing an zu pochen. Es war mir schon fast etwas peinlich, ich hatte noch nie so ein Gefühl von Verliebtheit und ich fühlte mich wie ein Teenager in der Pubertät, so verrückt wie ich gerade auf mein Handy lächelte. Dennoch war der heutige Tag so anstrengend das ich trotz meiner Gedanken nun nichts weiter wollte als einfach schlafen zugehen und mich zu entspannen, sicherlich war Sunghoon auch gerade völlig fertig. Er hatte sich zwar dieses Leben in der Öffentlichkeit ausgesucht, aber er tat mir leid. Es war bestimmt nicht einfach so wenig Freizeit zuhaben und immer verfügbar zu sein. Sein Leben war alles andere als gewöhnlich und normal. Aber er hatte sich seinen Traum erfüllt und all sein hartes Training, von dem er mir erzählte hatte, hatte sich gelohnt und ausgezahlt.

Am nächsten Tag wachte ich mit unerträglichen Kopfschmerzen auf, eigentlich hatte ich mir aber vorgenommen schon einmal zur Uni zu gehen, um mein fertiges Projekt schon einmal ausstellen zu können und ich hatte mich mit Yuna auf einen Kaffee vor der Uni verabredet. Ich beschloss meine Plänen durchzuziehen und entscheid mich dafür einfach eine Schmerztablette einzunehmen, welche auch relativ schleunig half.

In your thoughts | Sunghoon EnhypenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt