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Im Restaurant angekommen saßen wir in einer schönen gemütlichen Ecke, hier gab es nun die Gelegenheit für Gespräche. Ganz zu meinem Nachteil. Es war nicht so, dass ich Minho nicht mochte, ich hatte nur Angst vor unangenehmen Fragestellungen. Eigentlich trank ich nie wirklich Alkohol, aber heute fühlte ich mich nach einem alkoholischen Cocktail, schließlich war es Sommer. „Kanntet ihr beiden euch schon?" sah Cody mich und Minho, welcher neben mir saß, fragend an. Sofort wurde ich nervös, war aber froh als Minho für uns antwortete. „Ja, wir arbeiten im selben Café" antwortete er lässig und zog an seinem Strohhalm. Für ihn gab es heute keinen Alkohol, er musste schließlich mit dem Motorrad auch wieder nach Hause fahren. Cody nickte fasziniert und nahm auch einen Schluck seines Getränks. „Und du Sora? Ich habe gehört du studierst zusammen mit Yuna", jetzt gab es kein Entkommen, ich war in ein Gespräch verwickelt. „Ja, ganz genau. Studierst du?" ich musste interessiert wirken, auch wenn sich in meiner Brust erneut ein unwohles Gefühl breit machte. „Ich arbeite in der Firma meiner Eltern, in Miami" fing Cody an zu erzählen, bis Yuna seinen Arm umklammerte und seiner Aussage etwas hinzufügte „Sie entwickeln Apps und Designs". Daraufhin nickte Cody nur hastig. Den restlichen Abend über wurde ich mit einem Haufen Fragen überschüttet und irgendwie hatte ich komplett die Kontrolle über mich verloren. Ich trank ein Glas nachdem andern, Alkohol lässt sich verstehen. Selbst Yuna war das Ganze nicht von mir gewohnt, hielt mich aber auch nicht auf. Wir blieben noch etwas im Restaurant sitzen und ich war froh, dass ich noch gerade so bei Verstand war und nichts Unangenehmes aus mir heraus prasselte. Und natürlich hatte ich Recht, Cody ging noch mit zu Yuna in die Wohnung. Nun standen nur noch Minho und ich vor dem Eingang des Restaurants. Eine Weile sagte niemand was. „Ich glaube es wäre besser, wenn ich dich nach Hause fahre" sagte Minho bestimmend und hielt mich nun an einem Arm fest. „Quatsch" kicherte ich und ich war erschrocken über mich selbst. Er sah mich weiterhin fragend an, musste aber auch etwas schmunzeln. „So kannst du auf keinen Fall allein gehen", seine Stimme war nun rau und streng geworden. Ich streckte ihm kindisch die Zunge entgegen und ließ mich auf den Boden sacken. „Hör mir zu verdammt" hallte er laut neben meinem Ohr und hielt mich ohne Mühe wieder zu sich hoch. Er klang sauer und besorgt zu gleich. Sein Blick durchdrang mich und ich merkte das er sich wirklich Sorgen machte. „Lass sie los" hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme, welche tief und stramm klang. Ich war viel zu benebelt, um die Stimme richtig zuzuordnen. Minho hielt mich weiterhin fest und drehte sich nun zu der, mir bekannten Stimme um. „Muss ich mich wiederholen? Könntest du sie jetzt loslassen", ich hörte das seine Schritte nun näher an unsere kam. „Keine Sorge. Ich bring sie nach Hause" fügte diese eine gewisse Stimme hinzu. Plötzlich schlug mein Herz undenkbar schnell und mir stockte der Atem, es war, als wäre ich im falschen Film. Sunghoon.

Natürlich, es war Sunghoons Stimme.

Ich riss mich aus Minhos Armen und blickte nun direkt zu Sunghoon. Seine Augen waren nicht zu erkennen, generell war sein Gesicht nicht zu erkennen. Er trug eine schwarze Cap, welche die Augen verdeckten. Sein restliches Gesicht, verdeckt durch einen Schwarzen Mundschutz, welcher auch seine Nase und jenes attraktive Muttermal verdeckte. Er war, so wie Minho, komplett in schwarz gekleidet. Minhos Muskeln stachen zwar hervor, aber Sunghoon hatte auch einen starken Körperbau und stand ihm in nichts nach. „Ich lass sie doch nicht in die Hand eines Fremden" sagte Minho, seine Stimme klang nicht sauer, einfach nur besorgt. Und ich war Minho dankbar, er hätte so reagiert, er konnte nicht wissen das ich Sunghoon kannte. Im Ernstfall hätte Minho mich beschützen können. „Schon okay Minho" sagte ich, als wäre ich von jetzt auf gleich wieder nüchtern geworden. Ich fasste an Minhos Arm und lächelte ihn sanft an. „Wir kennen uns. Du kannst ruhig nach Hause fahren. Er kümmert sich um mich" meine Stimme war sanft und ich hoffte wirklich Minhos Gefühle nicht zu verletzten. Ich mochte Minho sehr gerne, auch wenn erst einmal nur als Kollegen und ich wollte ihn nicht kränken. „Sicher?" Minho blickte abwechseln zu mir und Sunghoon. Ich nickte nur und ging ein paar Schritte auf Sunghoon zu. „Ja. Danke für den schönen Abend. Fahr bitte vorsichtig und komm gut nach Hause". Minho ging ohne ein weiteres Wort, er schaute auch nicht noch einmal zu uns her. Als Minho außer Sichtweite war sah mich nun Sunghoon besorgt an. „Fehlt dir was?", ich schüttelte lachend den Kopf „nein, alles gut". Erst jetzt hatte ich so wirklich realisiert das Sunghoon, in aller Öffentlichkeit vor mir stand. „Was machst du eigentlich hier?" fragte ich verwirrt und sah mich um. Er hob den Finger und deutete zur Seite. Er zeigte auf ein riesiges, helles Gebäude, welches auf der anderen Straßenseite stand. Ich sah ihn nur weiterhin fragend an. YourSound, stand in grellen Lichtern über dem gigantischen Eingang. „Da wohne ich. Also ich und die anderen Mitglieder" und ich erinnerte mich an Sunghoons Worte, dass er mit den anderen aus der Band zusammenlebte. „YourSound, hier stehen wir unter Vertrag". Ich verstand langsam. Dann würden dort auch andere Bands und Idols wohnen, welche dort ebenfalls unter Vertrag standen. Diese Welt, sie war so spannend und anders. „Was wenn dich jemand sieht?" schreckte ich plötzlich auf und sah mich hektisch um. „Keine Sorge, die meisten um diese Uhrzeit sind eh komplett voll und sehen nicht mehr ganz klar" lachte er und zog seine Maske ein Stück tiefer ins Gesicht. Es war Berits Stockdunkel, nur noch die vereinzelten Straßenlaternen umhüllten die Straßen mit Licht. Irgendwie fühlte es sich magisch an. „Soll ich dich nach Hause bringen?" fragte Sunghoon starke und blickte nach oben zu den Sternen. Ich nickte stumm als er wieder zu mir sah und ein Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Ohne ein weiteres Wort begaben wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung. Auch während des gesamten Weges sagten wir nichts, wir redeten kein Wort miteinander. Nicht, weil wir nicht wollten, sondern weil wir einfach irgendwie zufrieden waren. Das Gefühl, welches ich hatte als Sunghoon einfach so auftauchte, ließ mich wie ein kleines aufgeregtes Kind fühlen und ich kann nicht erklären wieso. War es, weil er eine Berühmtheit war oder weil ich ihn irgendwie mochte? Als wir vor meiner Wohnungstür standen zog Sunghoon seine Cap aus und schüttelte seinen Kopf und prompt lagen seine Haare wieder perfekt. Seine blonden Haare sahen so weich aus und gesund, obwohl er sichtbar braune Haare hatte, welche sich unter der blonden Farbe versteckten. „Kommst du klar?" fragte Sunghoon und nickte in Richtung Tür. Ich sah kurz verlegen auf den Boden. Eigentlich wollte ich nein sagen, damit wir vielleicht noch etwas Zeit miteinander verbringen könnten, aber ich weiß das er viel zutuen hatte und er sollte besser zurückkehren und sich für weitere Aufnahmen im Studio ausruhen. „Ja, alles gut. Danke fürs Nachhause bringen" lächelte ich und Sunghoon kehrte mir den Rücken zu. „Pass auf dich auf. Trink beim nächsten Mal nicht so viel", er klang nun wieder so besorgt und ich stand wie festgefroren einfach nur so vor meiner Tür.  „Pass auch auf dich auf" flüsterte ich leise. Sunghoon hatte es nicht mehr gehört, denn er ging bereits die Treppe hinunter. Ich öffnete meine Tür und ließ mich direkt auf meine Couch fallen, mein Gesicht ins Kissen gedrückt, um meine Gesichtsröte zu verstecken, auch wenn sie niemand hätte sehen können. Sunghoon brachte mich um den Verstand, egal was er machte. Es war, als wäre er immer da für mich, auch wenn wir uns erst seit ein paar Wochen kannten. Er war einfach so in meinem Leben aufgetaucht, ich konnte ja nicht einmal wissen das er ein Idol war. Was wenn ich mich jetzt wirklich in ihn verliebt hatte? Er, ein Idol und ich? Irgendein Mädchen, welches nicht einmal ihr Leben in den Griff bekam. Eine Träne floss meine Wange hinunter und ich sammelte sie schnell mit meinem Zeigefinger auf. „Was ist denn jetzt?" fragte ich mich selbst und sah meine Träne an, welche nun sanft auf meinem Finger lag. Dieses Gefühl von kleinen Schmetterlingen im Bauch war mir bislang nicht bekannt. Ich hatte noch nie einen Freund, nicht etwa, weil sich niemand für mich interessiert, sondern weil ich nie das Gefühl hatte mit jemanden zusammen zu passen oder auf einer Ebene zu sein. Schon als kleines Mädchen hatte ich mir schon immer eingeredet das ich nicht geliebt werden kann, es waren immer nur meine Eltern und ich. Nur meine Eltern gaben mir das Gefühl geliebt zu werden. Jungs mieden mich früher und beleidigten mich, da ich nie in der Schule redete und sofort aus dem Klassenraum rannte, wenn mein Name fiel.

Ich sollte nun wirklich schlafen gehen, ich hatte zwar morgen keine Uni und musste auch nicht arbeiten gehen, aber irgendwie musste ich den Restalkohol aus mir herausbekommen. Vielleicht lag es auch nur an dem vielen Alkohol, den ich getrunken hatte, dass ich so über Sunghoon dachte.

In your thoughts | Sunghoon EnhypenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt