/zwölf/

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Am nächsten Morgen, eher schon Mittag, wachte ich mit Kopfschmerzen auf. „Selbst schuld" flüstere ich und klagte selbst über mich. Irgendwie war mir die Situation mit Minho und Sunghoon gestern unangenehm. Was würde Minho jetzt über mich denken? Ich hoffte wirklich ihn nicht verletzt zu haben. Er dachte bestimmt Sunghoon sei mein fester Freund, von dem ich niemanden etwas erzählt hätte und Sunghoon dachte bestimmt Minho wäre mein Date oder so etwas. Naja, in Gewisser Weise war Minho ja auch mein Date aber dies nicht, weil ich Gefühle für ihn hatte, sondern sicherlich nur Yuna zuliebe. Seitdem ich meine Angststörung etwas in den Griff bekommen hatte und wieder häufiger das Haus verließ, war mein Leben einfach nur verrückt. Wie in einem Buch oder einer Fanfiction, welche Fans über ihre Lieblingsidols schrieben. Bo Ri sprang plötzlich schnurrend zu mir ins Bett und ich streichelt sie, ihr Fell war so schön Schneeweiß und sie roch so frisch. Die Streicheleinheit musste ich aber schnell wieder pausieren, da mein Handy anfing zu vibrieren. Mit weit geöffnete Augen starrte ich auf mein Display, es war meine Mutter. Wir hatten uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, ich konnte sie immer abwimmeln und ich hatte auch schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört. Ich nahm den Anruf entgegen und meine Mutter sprach aufgeregt ins Handy „Sora, mein Kind. Bald hast du Semesterferien. Papa und ich würden uns freuen, wenn du mal wieder in die Heimat kommen würdest". Ich konnte sie nicht schon wieder abwimmeln, zudem wollte ich wirklich mal wieder meine Eltern besuchen. Die Ausrede mit dem viel zu tun in der Uni konnte ich nun auch nicht mehr verwenden, die Semesterferien gingen solange das ich auf jeden Fall Zeit für einen Besuch haben würde.  „Wann passt es denn am besten für euch?" fragte ich und nahm mir einen Notizzettel und einen Stift, um mir die Daten zu merken. Ich hörte sie undeutlich nuscheln, wahrscheinlich fragte sie gerade meinen Vater im Hintergrund, wann es für ihn am besten war. Nach einer kurzen Pause antwortete sie kurz „Komm doch direkt in der zweiten Ferienwoche. Du möchtest ja auch noch bestimmt Zeit mit deinen vielen Freunden haben" sagte sie aufgeregt. Ich stimmte ihr zu notierte mir die Tage. Nach dem Gespräch sah ich Bo Ri an und nahm sie in den Arm „Keine Sorge, du kommst mit" flüsterte ich zu ihr und berührte sanft ihre Pinke Nase. Meine Mutter dachte wirklich ich hätte viele Freunde, naja, schließlich wusste sie auch nichts von meiner Angststörung. Sofort fing mein Herz an zu rasen. Zu meinen Eltern musste ich circa drei Stunden mit der Bahn fahren. Öffentliche Verkehrsmittel waren so etwas wie der Endgegner in einem Videospiel für mich und meine Angst. Ich hasste das Bahnfahren, viele Menschen, wenig Platz und das schlimmste für mich war der Gedanke das man nicht sofort rauskonnte, wenn man wollte. Ich hatte so gut wie jedes Mal eine Panikattacke in der Bahn. Ich bräuchte auf jeden Fall jemanden der mich während der Fahrt ablenken konnte. Sofort kam mir Yuna in den Kopf. Sie hatte meine Eltern schon einmal via Facetime gesehen und sie verstanden sich gut, bestimmt würde sie mit mir für drei Tage nach Busan zu meinen Eltern fahren. Ich wählte hastig ihre Nummer und es dauerte ewig, bis sie endlich abnahm. „Hello!" schrie sie ins Handy und mit strengen Blick hielt ich mein Handy etwas weg vom Ohr. „Was gibt's?" fügte sie locker hinzu. „Ich wollte dich fragen, ob du in den Semesterferien mit mir nach —", ich konnte meine Frage nicht weiter stellen, da mich Yuna bereits unterbrach. „Tut mir leid. Was auch immer du sagen wolltest, es wäre bestimmt super geworden. Aber ich verbringe die ganzen Ferien in Amerika" kreischte sie förmlich und ich zuckte erneut zusammen „Wie bitte? Amerika?" ich konnte meinen Ohren gar nicht glauben. „Cody hat mich zu sich nach Miami eingeladen", sie klang so dramatisch, als hätten sie sich schon verlobt. Ich wusste das ich mir um Yuna keine Sorgen machen musste, sie konnte sich gut verteidigen und kam gut allein zurecht". Sie versprach mir Montag in der Uni alles weiter zu erzählen. Toll, also war meine erste und einzige Option sofort geplatzt. Allein würde ich es einfach nicht schaffen. Allein traute ich mich einfach noch nicht. Direkt kam mir Sunghoon in den Kopf. Aber schnell verflog der Gedanke auch wieder. Er hatte viel zu viel zutuen und er konnte nicht einfach so für drei Tage mit mir verschwinden. Er war doch ein Idol. Verzweifelt ließ ich mich aufs Bett fallen. Was könnte ich jetzt noch machen? Erneut vibrierte mein Handy und der Name, welcher nun auf meinem Display stand, ließ mich erstarren. Sunghoon.

Sunghoon: Nacht gut überstanden? Wie geht es dir?

Sora: Ich habe Kopfschmerzen aber sonst ganz gut 

Sunghoon: Das ist der Grund warum man keinen Alkohol trinkt

Es war, als käme es in meinem Kopf zu einem Kurzschluss. Ohne überhaupt zu überlegen, tippte ich auf Sunghoons Nummer und rief ihn an. Ich wusste nicht einmal, was ich sagen wollte. Ich tat es einfach. Ich musste seine Stimme hören. Als er annahm kam kein Ton aus mir heraus, ich war wie blockiert. „Ja?" seine Stimme war klar und klang freundlich, dennoch rau und tief. „Ähm, hallo". Was hatte ich mir bei diesen Worten bloß gedacht? Ich merkte, wie mein Gesicht errötete. „Im Ernst, Alkohol sollest du lieber weglassen" lachte Sunghoon. Wahrscheinlich sah man bei seinem Lachen gerade seine spitzen Eckzähne. Er war voller wunderschöner Details. „Wie kann ich dir behilflich sein?" fügte Sunghoon hinzu und er lachte immer noch. Wenn ich ihm die Frage bloß beantworten könnte, ich wusste doch selbst nicht, warum ich ihn anrief. „Ich habe bald Semesterferien", wow, super Sora, was sollte er mit dieser Aussage anfangen? Mein Gesicht glühte nun. Ich war so peinlich berührt und irgendwie verhielt ich mich gerade wie ein Teenager in seiner Blütezeit. „Dann lass uns doch was zusammen unternehmen". Meine Augen weiteten sich und mein Herz pochte. Die Worte, die gerade aus Sunghoons Mund kamen, damit hätte ich nicht gerechnet. Er wollte Zeit mit mir verbringen. Ich war wie gefesselt, selbst Bo Ri sah mich schief an. „Alle Aufnahmen für das neue Album sind fertig und wir haben Freizeit. Erst nach dem Album beginnt alles wieder mit den Interviews und Auftritten", also hatte er doch Zeit? Ich war mir zwar sicher das Sunghoon ablehnen würde, aber ich packte all meinen Mut zusammen und fragte ihn, ob er mich nach Busan, zu meinen Eltern, begleiten würde.  „Das gibt's ja nicht. Ich wurde auch in Busan geboren und großzogen. Klar, dann könnte ich auch mal meine Eltern besuchen, das hatte ich eh schon vor", ich wusste genau, dass er grad grinste. Mein Herz bekam sich gar nicht mehr ein. Sunghoon würde mich wirklich begleiten. Danke, Yuna.

Nachdem Telefonat mit Sunghoon schwebte mein Körper wie auf Wolken, so fühlte es sich zumindest an. Ich war überglücklich und meine Wangen glühten immer noch rot. Ich hatte die Chance drei Tage mit Sunghoon in Busan zu verbringen. Auch, wenn wir uns wahrscheinlich nur für die Hin- und Rückfahrt sehen würden. Sofort schossen mit tausende Gedanken durch den Kopf. Kann Sunghoon einfach so mit der Bahn fahren? Was wenn ihn jemand sieht? Würden die anderen Bandmitglieder davon wissen? Ich ging den ganzen Tag über meine Wohnung rauf und runter, ohne klare Gedanken.

In your thoughts | Sunghoon EnhypenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt