/fünfundzwanzig/

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genau als ich in meiner Wohnung ankam und ich mich erschöpft aufs Bett fallen ließ klingelte mein Handy, es war eine Nachricht von Sunghoon. Sofort begann ich zu lächeln, ich konnte es nicht einmal kontrollieren.

Sunghoon: Ich hoffe du bist gut zuhause angekommen. Gute Nacht.

Es machte mich glücklich, dass er trotz all seiner harten Arbeite an mich dachte und dennoch jedes Mal die Zeit fand mir Aufmerksamkeit zu schenken.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker wie verrückt und erschrocken sprang ich aus dem Bett. „Verdammt. Warum habe ich bloß verschlafen" stöhnte ich genervt als ich mich gerade im Schnelldurchlauf für die Arbeit im Café fertig machte. Toller erster Eindruck, wo doch Jossi heute ihren ersten Tag bei uns hat. Ich schnappte schnell meine Tasche und rannte die Straßen entlang zum Café, welches schon gut besucht war. Völlig außer Atmen stemmte ich meine Arme in die Hüfte als ich an der Theke angekommen war, wo bereits Minho Jossi einarbeitete. „Es tut mir so leid. Geht heute früher, ich mach den Laden zu", meine Stimme war schwach, weil ich immer noch so aus der Pust war von meinem Sprint. „Mach dir keine Gedanken" lächelte Minho, welcher mir bereits meine Schürze entgegenhielt. Schnell fiel mein Blick auf Jossi, sie war selbst in dieser Schürze eine richtige Schönheit. „Schön dich kennenzulernen. Ich bin Sora. Wir haben uns bereits gestern schon gesehen" begrüßte ich die neue höflich mit einem Lächeln. „Pünktlichkeit ist wohl keiner deiner Stärken" war alles, was sie zu meiner Begrüßung sagte, bis sie sich wieder Minho widmete. Minho fing an die nächsten Bestellungen entgegenzunehmen und ich half Jisso dabei die Getränke zu fertigen. „Einen Matcha Latte und einen Cheesecake!" rief Minho uns die nächste Bestellung entgegen, damit wir diese zubereiten konnten. „Okay, du kannst schon einmal ein Stück von dem Kuchen schneiden. In der Zeit beginne ich mit dem Matcha Latte" erklärte ich Jisso und arbeitete sie ein. „Ich dachte ich soll was lernen. Kuchen rausholen kann jeder. Lass mich den Latte machen". Irgendwie wusste ich schon bei unserer ersten Begegnung das Jisso und ich keine Freunde werden würden. Dennoch überließ ich Jisso die Zubereitung des Getränks. Ich hatte wirklich keine Lust auf eine Unnötige Diskussion auf der Arbeit. „Schau, schon fertig!" sagte Jisso überzeugt als sie mir stolz den Matcha Latte präsentieren wollte, den sie gerade selber zubereitet hatte. Jisso drehte sich zu mir um, bis sie plötzlich über ihren Schuh stolperte und der ganze Latte in meinen Haaren und in meinen Gesicht verteilt landete. Sie machte ein schockiertes Gesicht, aber mir war sofort klar, dass es ihr nicht leidtat und dass es auf keinen Fall ein Versehen war. Ich weiß nicht, warum sie mich hasste, obwohl wir uns gerade erst kennenlernten. „Es tut mir so leid, Sora! Ich bin aber echt ein Schussel" jammerte Jisso, sie war wirklich gut im Schauspielen. Minho sah nun zu uns rüber, selbst das ganze Café hatte nun unsere Aufmerksamkeit durch Jisso's laute Stimme erlangt. Und einige Gäste verfielen in Gelächter. „Sora, alles okay? Geh schnell dein Gesicht waschen. Hier ein Tuch", sagte Minho als dieser mir ein Tuch entgegenwarf. „Minho. Ich glaube ich bin nicht für diesen Job geeignet, oder?". Nun verstand ich was los war. Jisso hatte wirklich etwas gegen mich. Sobald sie sich zu Minho wendete, sah sie ihn schmollend an und drückte auf die Tränendrüse. Nur zu mir war sie so gemein und kalt. Jetzt musste ich bloß nur herausfinden, was sie gegen mich hatte. Ich ging in Bad und wusch mein Gesicht mit kalten Wasser. Im Spiegel betrachte ich meine Haare, welche nun auch voller Matcha Latte waren und ich verzweifelt versuchte alles aus meinen Haaren zu bekommen. Plötzlich kam Jisso rein und stellte sich hinter mich. Verwirrt sah ich sie durch den Spiegel an. Eine Weile sagte sie nichts und beobachtete mich einfach mit verschränkten Armen. „Suchst du etwas?" fragte ich entspannt und drehte mich zu ihr um. „Hör zu. Halt deine Hände einfach von Minho fern!" zischte sie mich sauer an, bevor sie dann wieder das Bad verlassen wollte. Ich schnappte mir ihren Arm und hielt sie fest. „Ich und Minho sind Arbeitskollegen, mehr nicht" stellte ich klar, doch sie hörte mir nicht einmal zu. Sie packte meine Hand, so dass ich von ihr losließ und sie verschwand wieder nach vorne zu Minho. Nun wusste ich, was ihr Problem war. Dennoch gab es keinen Grund zur Sorge. Schließlich war ich mit jemand anderen zusammen und sie hatte somit freie Bahn. Auch wenn ich hoffte, dass Minho sich nicht auf so eine einlassen würde. Auch wenn sie schön war, ihr Charakter war das letzte und es muss viel heißen, wenn ich das direkt bei unserem Kennenlernen sagen kann. „Geh ruhig nach Hause, duschen" riet mir Minho als ich wieder zur Theke zurückkam. „Nein, alles gut". Ich lasse ihn auf gar keine Fall mit dieser Furie alleine, auch wenn es für mich wahrscheinlich leichter war, jetzt einfach nach Hause zu gehen. Ich sah zu Jisso und ihr finsterer Blick drohte mich zu durchbohren. Ich lächelte ihr nur freundlich entgegen. „Nimm dir ein Shirt aus meinem Spind, sonst wirst du noch krank" befahl mir Minho und er klang besorgt. „Ich glaube sie braucht kein frisches Oberteil. Es ist nichts auf ihrem Oberteil gelandet" mischte sich Jisso ein und stellte sich zwischen uns. Wow, sie war echt ein Psycho. „Doch, nur zur Sicherheit" wieder sprach Minho und erhielt mir ein graues Oberteil entgegen. Dieses Oberteil hatte er auch an, als er mich zu ihm ins Fitnessstudio gebracht hatte. Verrückt das ich mich so gut daran erinnerte. Ich nahm das Oberteil von seinem Arm und wechselte es mit meinem im Bad. Es war mir viel zu groß und es roch total nach Minho. Schnell dachte ich an den Geruch von Sunghoon den ich so vermisste, auch wenn ich ihn gestern erst gesehen hatte. Bestimmt gefiel ihm es nicht, seine Freundin im Shirt eines anderen Mannes zu sehen, aber Sunghoon erschien mir als alles andere als ein Eifersüchtiger Freund zu sein. Als ich wieder zurück kam konnte ich meinen Augen kaum trauen. Nun war Jisso's Oberteil übersät mit Kuchen, den sie sich über das Shirt geschmiert hatte. Ich sah sie verwirrt an und wieder schenkte sie mir nur einen angewiderten Blick. Schnell drehte sie sich zu Minho „Minho. Es tut mir so leid. Ich glaub ich bin an meinem ersten Tag etwas ungeschickt" lachte sie schüchtern, aber Minho sah sie nur erstaunt an. „Ja, das ist tatsächlich etwas ungeschickt" sagte er als er sich mit einer Hand hinter dem Kopf kratzte. Was musste er sich wohl gerade denken? „Wir haben hinten noch eine frische Schürze, nimm einfach die" bot Minho ihr an und anhand ihres Gesichts hatte sie wohl nicht mit so einer Antwort gerechnet. „Ja, das könnte ich machen. Aber das meiste ist auf meinem Oberteil gelandet" schmollte sie und ich konnte mein Lachen nur schwer verstecken. „Kriege ich vielleicht ein Oberteil von dir oder eine Jacke" fügte Jisso hinzu. „Ich hatte nur dieses eine Ersatzshirt. Aber es ist ja nur Kuchen, zum Glück keine Flüssigkeit. Du kannst es einfach abwaschen" sagte Minho ernst und ich hoffte wirklich, dass er durch Jissos Fassade hindurchschauen konnte. Der restliche Arbeitstag verlief zum Glück weniger stressig und ich war froh als ich wieder zu Hause war. Schon hatte ich es mir gemütlich gemacht klingelte erneut mein Handy. Ich war froh als ich Sunghoons Namen auf meinem Display sah. „Hast du Zeit? Ich will dir das zeigen" war alles, was Sunghoon sagte, bis er sofort wieder auflegte. Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe und lief die Haustüre hinaus. Sofort erblickte ich bereits Sunghoon auf der anderen Straßenseite. Ich lief freudig zu ihm und nahm ihn in den Arm. Dennoch machte ich mir Sorgen, ich lebte zwar in einer wenig belebten Straße, aber dennoch sollte Sunghoon auch hier eine Maske und Kappe aufsetzten. „Wo ist deine Maske und wieso trägst du keinen Hut?" fragte ich ihn, da ich mir wirklich Sorgen darüber machte was passieren würde, wenn uns jemand erkennen würde. „Du verleihst meinem Leben etwas Normalität, darum will ich jede Sekunde mit dir nutzen, um so zu leben können, wie ich es vor meiner Bekanntheit machen konnte". Sunghoon war immer so ehrlich und so romantisch, auch wenn ihm dies wahrscheinlich nicht einmal sehr auffiel. Schnell spürte ich wie Sunghoon meine Hand nahm und mich mit seinen strahlenden Augen anlächelte. Mein Herz klopfte, wie verrückt und ich fragte mich wie so oft womit ich ihn bloß verdient hatte. Seitdem Sunghoon in mein Leben gekommen war, war es plötzlich wie im Film und mein Leben hatte sich wie auf magischer Weise geändert. Die Straßenlaternen gingen in alles Gassen bereits an und die frische Luft umhüllte mich als seine Hand mich mit nach vorne zog und er mich in joggenden Schritten mitriss. Auf einmal verstand ich, als Sunghoon stehen blieb und meine Hand langsam aus seiner löste. Wir standen an dem Ort, an dem unsere Geschichte begonnen hatte. Auf der Brücke, an jenem Ort wo Sunghoon und ich das erste Mal aufeinandertrafen. Sunghoons blondgefärbten Haare tanzten leicht im Wind und er lehnte seine Arme verschränkt auf dem Geländer ab und blickte hoch zum Himmel. Die Sonne ging gerade unter und es war wunderschön still. Ich blieb hinter Sunghoon stehen und musterte ihn. Er strahlte eine unfassbare Ruhe aus, wahrscheinlich half er mir daher selbst nur mit seiner Anwesenheit alles ein wenig besser zu machen. Dennoch auch wenn Sunghoon mein fester Freund war, musste ich mich immer noch erst dran gewöhnen und meinen Mut zusammenfassen, als ich mich eng neben ihn stellte und mit ihm in die Ferne blickte. Seinen Kopf legte er nun auf seine verschränkten Arme und blickte zu mir. „Ich habe wirklich Glück, das haben nicht viele im Leben" sagte er sanft mit seiner rauen Stimme und musterte mich mit seien hellbraunen Augen. Ich bemerkte, wie seine Augen sich leicht mit Tränen füllten und er seinen Blick von mir abwandte. „Wahrscheinlich hat dich meine kleine Schwester geschickt", nun rollte eine Träne sanft seine Wange hinunter und auch mich ließ es nicht kalt. Immer wenn er seine kleine tote Schwester erwähnte, fühlte ich einen kleinen Riss in meinem Herzen, zu gerne hätte ich sie kennengelernt. Ich legte meinen rechten Arm sanft über Sunghoons Rücken und strich leicht über seinen Rücken. „Du hast alles geschafft, was du erreichen wolltest" flüstere ich leise in sein Ohr. Schnell packte er meine Hand und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht „Und trotzdem bist du mein größter Erfolg". Ich konnte nicht anders und wie automatisch lehnte ich mich zu Sunghoon, um meine Lippen auf seine zu legen. Bei unserem Kuss merkte ich wie Sunghoon zu lächeln begann, wahrscheinlich war er erschrocken und überrascht zu gleich. Selbst ich hatte mich gerade selbst überrascht. Wir verbrachten die ganze Nacht auf der Brücke und starrten einfach so den Sternenhimmel an. Aber dennoch machte es mich traurig, irgendwie fühlte sich dieser Moment so an, als wäre es die Ruhe vor dem Sturm, auch wenn ich es mir selbst nicht erklären konnte.

In your thoughts | Sunghoon EnhypenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt