𝟻

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♤ 𝚎𝚛𝚣ä𝚑𝚕𝚎𝚛𝚒𝚗

Erschöpft öffnete Wooyoung die Tür zu seiner Wohnung mit dem Schlüssel in der freien Hand. Mit einer ausgelaugten Mimik legte er seine Tasche quer durch den Flur und machte sich sofort auf den Weg in die Küche, um seine Tabletten zu schlucken, die seit mehreren Stunden schon überfällig zum Einnehmen waren.

,,Ugh, diese Scheiße...",murrte er genervt, als sich die drei Pillen in seinem Hals bereits auflösten und einen eklig bitteren, süßlichen Geschmack dort hinter ließen. Er war ja noch nie ein Fan von dem ganzen Antidepressiva-Kram, aber was musste, das musste, nh.

Stumm hielt er das Glas in seiner Hand und starrte in die Leere. Die einnehmende Stille in seiner Wohnung überkam ihn nach einem weiteren anstrengenden Tag voller Lärm und Reizen.

Er hatte vier Gruppen und drei Einzelsessions heute, die er auch voller Leidenschaft leitete. Das Anstrengende war eher das administrative, bürokratische Zeug, welches er konstant am Nacken hatte, seitdem er das Studio übernahm. Es war pures Glück, dass er in seinem jungen Alter bereits ein Tanzstudio besaß. Vor einem Jahr war er selbst noch jahrelanger Schüler, bis der ehemalige Besitzer zurück trat und ihm das Angebot zur Übernahme des Studios machte.

Mit einem Zug strich er sich das Haar aus dem Gesicht und legte sich auf die Couch hin, während er die Augen schloss und die Arme um seinen eigenen schlanken, aber trainierten Oberkörper legte. Generell handelte es sich bei dem Choreografen um einen recht nachdenklichen und in sich zurückgekehrten Menschen, wenn sich die aufgebaute Fassade nach außen zuhause auslöste.

Fassade konnte man es aber auch nicht nennen. Eher eine weitere Seite an ihm, die er besaß. Wooyoung war eine Komorbidität zwischen einem sehr erfahrenen, daher stillen Menschen und einer lauten, selbstbewussten und charmanten Person. Von Grundsatz konnte man behaupten, dass es eher das Zweite war, womit er bekannt war. Die andere, ruhige Seite entstand durch viel Prägendes in seinen jungen Lebensjahren.

Die Wohnung war seither ziemlich still, doch er gewöhnte sich daran. An das Leben eines Einzelgängers, welcher vollkommen konzentriert und zielorientiert seinen Leidenschaften nachging und dort drinne aufblühte. Wie eine Märchenfigur in ihrem Traumland, wie eine dunkle Rose beim Anblick des Himmels.

,,Hallo?",entkam es ihm, als sein Handy klingelte und ihn aus dem Halbschlaf riss. Er drehte sich einmal um, lag somit halb auf dem Boden, während er seinem besten Freund am Telefon lauschte.

Yeosang begleitete ihn seit kleinauf schon als bester Freund durch das Leben. Somit war er der Einzige, der nach all den schwierigen Jahren noch an seiner Seite verweilte. Eine Freundschaft basierend auf zwei Menschen, die gemeinsam durch Dick und Dünn gelaufen waren.

,,Hey! Na? Noch am Leben?",ertönte die helle Stimme des Älteren am Handy.

,,Ich war gerade beinahe am einschlafen, um ehrlich zu sein. Aber was gibt's?",entkam es letztlich grinsend von Wooyoung, der sich etwas aufraffte und hinsetzte.

,,Ich frage dich ganz direkt: Du und Ich, ein weiterer Kampf, in drei Wochen. Bitttttteeeeeeeeeee?",ratterte Yeosang in einem Atemzug runter, da er bereits wusste, wie sein Freund zu dem Thema stand. Übel konnte er es ihm auch nicht nehmen, wenn man dabei den Grund bedachte, weshalb Wooyoung sich von jegliche Form von Gewalt distanzierte.

Seufzend hielt er sich mit Zeige - und Mittelfinger das Nasenbein, als er die Augen schloss und fragte:,,Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du mich das fragst?"

,,Naja, ich hatte das letzte Mal richtig Spaß mit dir dabei gehabt. U-UNDDDD mein Idol wird wieder kämpfen!!"

,,Das war doch schon das letzte Mal deine Ausrede."

Jetzt war es Yeosang, der etwas aufseufzte und still blieb. Obwohl er seinen Freund gerade nicht sah, konnte Wooyoung sich vorstellen, was dieser gerade dachte. Nachdenklich biss er sich auf die Unterlippe und verweilte still.

,,Du muss natürlich nicht mitkommen, Woo. Das weißt du auch. Ich dachte, ich frage dich dennoch mal.",entkam es ihm in einem liebevollen Ton, woraus man ihm sein Lächeln direkt heraushören konnte. Doch innerlich breitete sich die Hilflosigkeit über Wooyoung's Vermeidungsverhalten bei ihm aus. Zu sehen, wie sein bester Freund anscheinend immernoch psychisch litt und er nichts tun konnte, war ein schwieriges Schicksal.

,,Gib mir einfach einpaar Tage, und ich antworte dir dann, ob ich mitkomme.",antwortete Wooyoung nachdenklich, wobei seine Augen tiefe Löcher in die Leere hinein starrten. Mit der Info verabschiedeten sie sich voneinander, und er legte auf.

,,Sein Idol...",murmelte er leise vor sich hin, als er den Tag erinnerte, wo er den Jungen in seinem Studio plötzlich vor sich stehen hatte. Er erkannte ihn direkt wieder, erstarrte für einen Moment, sobald er dies realisierte.

Jetzt war es Wooyoung, der dessen Schwester unterrichtete, sodass er den Jungen, dessen Namen er längst vergaß, sowieso nun öfters sehen würde. Dabei vermied er gekonnt alles und jeden, der Anzeichen von Kampfsport, Gewalt oder alles, was in diese Schiene lief, von sich gab.

Mit einem leisen Murren legte er sich wieder hin und beschloss sich dazu, für heute erstmal abzuschalten. Schon allein der Gedanke, morgen wieder tanzen zu können, munterte ihn sehr auf, wodurch sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen schlich.

Mit dem Gedanken und einem warmen Gefühl im Herzen schlief er letztlich auch friedlich ein.

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Ich bin heute irgendwie unfassbar müde, wow. Mir fallen die Augen gerade völlig zu... :')

Seid ihr eigentlich nachtaktiv oder eher tagsüber aktiv? Ich glaube, ich bin mittlerweile eine eher am Tag über aktive Person, was vor paar Jahren noch ganz anders aussah!

- Eure Eleja ♡

𝚜𝚝𝚛𝚎𝚎𝚝𝚏𝚒𝚐𝚑𝚝𝚎𝚛  ♤  𝚠𝚘𝚘𝚜𝚊𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt