𝟸𝟼

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♤ 𝚜𝚊𝚗

Ich spürte mich wieder in die Gegenwart kommen, als ich das Heben und Senken meiner Brust und meinen ruhigen Atem endlich wieder wahrnahm. Für einen Moment ließ ich die ersten Lebenszeichen Stück für Stück auftauchen, mein ruhiges Atmen, mein liegender Körper, die Beweglichkeit in meinen Fingern und Zehen, bis ich solangsam meine Augen schaffte zu öffnen und auf die weiße Decke schaute.

Meinen Mund öffnete ich automatisch etwas, um besser Luft zu kriegen und atmete für einen Moment erstmal so ein und aus, bis ich realisierte, dass ich in meinen kleinen Wohnwagen lag. Was war geschehen, fragte ich mich selbst als erster aufploppender Gedanke in meinem Kopf, wodurch ich mich direkt lebendiger fühlte. Ich spürte, wie ich bestimmt eine ganze Weile so gelegen haben musste, denn die Gelenke und Knochen taten mir bei meinen ersten Versuchen, mich zu bewegen, ziemlich weh.

Somit verzog ich mein Gesicht etwas und stieß ein kraftloses Seufzen aus. Ich blickte solangsam an mir runter, da ich ein gewisses Gewicht auf meiner Brust wahrnahm, bis ich einen schlafenden Jungen neben mir erkennen konnte.

,,Wooyoung.",flüsterte ich mir selbst leise zu, sobald ich ihn wieder erkannte und ihn dabei beobachtete, wie er seinen Kopf auf meine Brust ruhen hatte sowie meine Hand mit unseren verschränkten Fingern neben uns festhielt. Schnell merkte ich auch, dass ich nicht meine eigenen Klamotten an hatte und konnte eins mit dem anderen direkt verbinden.

Ich erinnerte den ausgearteten Kampf wieder, gegen Hyunjin, der mich nicht nur ins Knockout sondern an die Grenze meiner Lebensfähigkeit geprügelt hatte. So einen Kampf hatte ich auch noch nie gehabt. Klar waren alle meine Kämpfe brutal und hart, aber dennoch wurde keiner jemals derartig so zusammen geschlagen. Jedenfalls in meiner Zeit und in meinen Kämpfen nicht.

Ich musterte weiterhin meinen Körper und erkannte viele Verbände, sah paar Pflaster und wie ich unter zwei warmen Decken lag, wobei Woo sich nicht eingedeckt hatte. Es schien, als sei er unabsichtlich eingeschlafen, so, wie er halb auf mir lag und selbst seine Schuhe noch an hatte.

Somit seufzte ich etwas auf bei der Realisation, dass er wohl derjenige war, der mich die letzte Zeit gepflegt und versorgt hatte. Direkt schoss mir die Sorge sowie meine Schuldgefühle durch den Kopf, weil ich wusste, dass Wooyoung bei solchen Themen vorbelastet war. Jetzt war es auch ausgerechnet er, der mich bei so einem miesen Kampf mit ansehen musste.

Ich versuchte mich solangsam etwas aufzusetzen, wobei ich mich mit meinen Unterarmen abstützte und meine Hand an Woo's Kopf hielt, damit dieser auf meiner Brust verweilte. Da ich selbst körperlich offensichtlich nicht stabil war, zischte ich etwas erschöpft auf, bevor ich den Jüngeren sorgsam neben mich legte und ihm gerade seine Jacke richtig zu machen wollte, bis er sich etwas bewegte und seine Augen langsam öffnete.

Orientierungslos schaute er erstmal ins leicht durchschimmernde Tageslicht hinein, bis seine Augen auf die meinen verweilten und er diese direkt aufschlug. Mit einem Ruck setzte er sich beinahe schon panisch auf, als er mich halb im Schock anschaute, wahrscheinlich realisierte, dass ich endlich wach war.

Man, wie lange war ich denn eingedöst...?

,,Wooyoung.",sprach ich leise, um seine Aufmerksamkeit zu kriegen. Er jedoch ging gar nicht auf meinen Ruf ein, denn er stützte meinen Oberkörper sofort, nur um mich ganz vorsichtig wieder hinzulegen wie zuvor und nach dem Verbandskoffer zu greifen, welches er neben uns platzierte.

,,Pscht, gib dir erstmal Zeit, wieder wach zu sein. Bleibe liegen, ich hole dir etwas zu Essen und zum Trinken, damit du wieder etwas in dir hast.",flüsterte er leise in den Raum hinein, während er meine Decke auf Bauchhöhe runter zog und meine Verbände sowie die Pflaster abcheckte. Stumm beobachtete ich ihn erstmal in seinem beinahe schon Trancezustand, weshalb in mir doch die Sorge darüber stieg, wie gehetzt und gestresst er dann wohl am Tag des Kampfes mit mir gewesen sein musste.

Noch bevor er an mir vorbei krabbeln konnte, griff ich nach seinem Handgelenk, spürte mein Herz dadurch schon schneller schlagen, seine Stimme für einen Moment wieder gehört haben zu können und suchte den Augenkontakt zu ihm. Diesen erwiderte er sofort, als ich ihn an seinem Handgelenk zu mir zog und er neben meinem Kopf saß.

,,Ich spüre Leben in meinem Körper wieder kommen, allein dadurch, dich gerade anschauen zu können.",sagte ich leise, woraufhin er mich undeutbar anschaute. Seine Augen strahlten die Strapazen wider, die er wohl die letzten Stunden aushalten musste und seine Gesichtsmuskeln wirkten gerade unfassbar schlaff. Ich sah ihm sofort an, wie erschöpft er eigentlich selbst war.

,,Ich glaube, du hast dir deinen linken Ringfinger angebrochen oder verstaucht, weshalb ich dir eine Schiene und ein Verband rumgemacht habe. Ebenso habe ich dir Schmerzmittel verabreicht, weshalb du gerade den Größtenteil nicht spürst. Wir müssen zum Arzt heute noch gehen, weshalb du jetzt unbedingt was Essen und Trinken solltest. Vorallem warten Yejin und dein Vater bestimmt zuhause schon auf dich.",tauchte Wooyoung wieder unwillkürlich in seinen Fürsorgewahn ab, ignorierte meine Worte und löste sich aus meinen Griffen vorsichtig, weshalb ich ihn tatsächlich erstmal rausgehen ließ.

Dabei beobachtete ich ihn schuldbewusst und schämte mich zugleich sehr für das alles hier. So, hatte ich mir den weiteren Verlauf unserer Beziehung nicht vorgestellt.

Seufzend setzte ich mich dann mit meiner ganzen Kraft auf und entdeckte tatsächlich meine verarztete Hand. Ich zog mir den Pullover aus, worunter ich anscheinend noch ein Shirt trug und faltete die Decken ordentlich zusammen, bevor dann Wooyoung nach einer Weile mit einer Tüte wieder kam. Er schloss die Tür hinter sich, rutschte zu mir rüber und schien überrascht, mich ganz gewöhnlich schon sitzen zu sehen.

Er zog sich seine Jacke aus, worunter ein ganz normales, schwarzes Top trug und stellte mir die Tüte zuvor hin.

,,Iss bitte so viel du kannst.",entkam es ihm noch ruhig, als er mir gegenüber saß und ich die Tüte gegen seinen Willen zur Seite stellte. Verlangend schaute ich die von mir so geliebte Gestalt vor mich an, bis er sich etwas verwirrt nach vorne lehnte, um nach der Tüte wieder zu greifen und sagte:,,San, bitte. Mach' jetzt keine Faxe--"

Weiter wollte ich ihn nicht ausreden lassen. Da er auf meine Worte sowieso nicht hörte, griff ich mit meiner Hand nach seinem Kiefer und drückte ihm meine Lippen seufzend auf.

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Startet gut ins Wochenende! Ich bin auf der Arbeit heute umgekippt, habe Streptokokken mit Fieber und darf nun Antibiotika fetzen... >_<

Wie geht es dir? Hoffentlich besser als mir!

- Eure Eleja ♡

𝚜𝚝𝚛𝚎𝚎𝚝𝚏𝚒𝚐𝚑𝚝𝚎𝚛  ♤  𝚠𝚘𝚘𝚜𝚊𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt