𝟷𝟻

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♤ 𝚢𝚎𝚘𝚜𝚊𝚗𝚐

Heute hatte ich mal das Glück Wooyoung bei mir zu haben, zumal ich ihm die letzten Tagen in seinem Studio ausgeholfen hatte. Diesmal befanden wir uns in der Trainingshalle, wo ich seit Jahren professionell kämpfte. Genau wie der Kerl, um den wir uns wieder unterhielten, war ich im K1-Kampfsport tätig. Doch gerade hatte ich nur eine Mannequin vor mir, an der ich an der Präzision meiner Techniken arbeitete.

Während ich also gezielt paar Schläge ausübte, saß mein Freund am einen Eck des Rings auf dem Boden und nippte seufzend an seinem Kaffee, den ich ihm zuvor gekauft hatte. Ich hörte ihm während meines Tuns aufmerksam zu, was etwas war, was wir seit Jahren schon gemeinsam taten. Ich am Trainieren und er am Reden; Dies war für uns beide ein gewisser Komfort und Safeplace geworden, wo uns kein anderer stören konnte.

,,Also wir sprechen über San?",fragte ich ihn konzentriert und spürte die Hitze in meinen Handknöcheln aufkommen, je öfter ich in den verschiedensten Weisen auf die Mannequin einschlug.

,,Ja, das letzte Mal ist ziemlich ausgeartet.",sprach er doch etwas verzweifelt in der Tonlage, und ich ließ ihm seine Zeit, die er brauchte, um mir alles zu erzählen. Wooyoung war generell schon immer eine Person, die etwas länger brauchte, seine Gefühle zu formulieren oder auszusprechen. Wahrscheinlich, weil er oft die Erfahrung sammelte, abgestoßen, verlassen oder beschuldigt zu werden, wenn er über seine Gefühle sprach.

,,Wie meinst du das?",fragte ich ihn doch etwas schweratmend und widmete ihm hin und wieder einen kurzen Blick, um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging, während er über sein Empfinden sprach. Das tat ich schon seit kleinauf bei ihm. Ich passte auf ihn auf, da er kognitive Schwierigkeiten seit Kindheit auf besaß. Diese waren ausgelöst durch Kindheitstraumata, über die er selbst mit mir nie sprach.

Doch allein in der Grundschulzeit und anschließend in der Mittelstufe zu sehen, wie er kontinuierlich mit irgendwelchen Wunden zur Schule kam, war dann schlussendlich selbsterklärend.

,,Manchmal wünschte ich, ich wäre wie du und Jongho.",sprach er bedenkenlos, als er sich zurücklehnte und die Beine ausstreckte. Und ich wusste direkt, worauf er hinaus wollte mit seiner Aussage beziehungsweise was er damit meinte. Deswegen hörte ich für einen Moment auf mit dem Schlagen und hielt die Mannequin feste, während ich zu Wooyoung mitfühlend runter schaute.

,,Da schlummert in dir der Wunsch, Nähe und Zuneigung zulassen zu können, ohne all die Erinnerungen und negativ einholenden Gedanken, oder?",versuchte ich seine Aussage für ihn fortzusetzen, denn sobald er über meine Beziehung sprach, schien er wie ein kleines Kind mit funkelnden Augen, welches sich im Märchenland seiner Träume befand. Ich merkte es auch, wie sehr er sich selbst wünschte, ohne mentale Schwierigkeiten, Liebe zulassen zu können, sobald er mich mit Jongho zusammen sah.

,,Gab es einen bestimmten Auslöser für diese Gedanken gerade? Vielleicht etwas, was mit San zutun hat?",kam ich nochmal auf das beiläufige Thema zurück, denn eigentlich wollte er mir irgendwas über San erzählen.

Ich setzte mich solangsam vor Wooyoung auf den Boden im Schneidersitz hin und schenkte ihm einen verständnisvollen Blick, den er erstmal still verzweifelt erwiderte. Er stellte seinen Becher zur Seite und fing an, an der Haut seiner Fingernägel zu zupfen.

,,Das ist so komisch, wenn wir dabei bedenken, was für ein Fan du von San bist und ich derjenige bin, der mit ihm rumgemacht hat.",haute er dann endgültig das raus, was er anscheinend mit sich trug. Ich ließ mir mein Überraschtsein und den kleinen Schock nicht anmerken, während ich meine Hände auf seine Unterschenkel lächelnd ablegte und diese spielerisch hin und her bewegte.

,,Spielt doch keine Rolle!",sagte ich schmunzelnd, woraufhin mich Wooyoung verlegen anschaute, was man auch so gut wie nie an ihm sah, da er eigentlich immer die Person war, die andere in die Verlegenheit trieb.

𝚜𝚝𝚛𝚎𝚎𝚝𝚏𝚒𝚐𝚑𝚝𝚎𝚛  ♤  𝚠𝚘𝚘𝚜𝚊𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt