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Nach Hause war das einzige was ich noch wollte. Nachdem ich bei meiner Ärztin erfahren habe, dass ich eine Fehlgeburt hatte, musste ich noch ins Krankenhaus. Dort wurde ich dann noch einmal gründlich durchgecheckt. Dabei stellte sich heraus, dass ich das Kind bereits beim Unfall vor ein Paar Wochen verloren habe. Durch die ganzen Medikamente spielten meine Hormone allerdings verrückt und die Ärzte dachten ich wäre noch schwanger. Die Übelkeit nach dem Unfall kam also eher von der Fehlgeburt. Auch wenn ich anfangs schockiert war, fehlte mir das kleine Wesen jetzt schon. Ich wusste gerade mal seit zwei Tagen das es in mir wächst, obwohl ich es schon längst verloren habe. Alleine der Gedanke an das kleine Wesen stimmt mich traurig. Ich redete kein einziges Wort mehr. Mir liefen ständig nur die Tränen im Gesicht herunter. Julian konnte ich nichtmal mehr ins Gesicht schauen. Zu groß war der Schmerz. Er fuhr mich noch nachhause. Ich schmiss mich nur noch ins Bett. Ich fing an zu weinen und konnte nicht aufhören. Den einzigen Gedanken den ich noch hatte war, dass ich weg muss. Raus aus Dortmund. Einfach irgendwo hin wo mich nichts an die letzten Monate erinnert. Ein Teil meines Herzens wird für immer gebrochen sein. Mein Kind, welches in mir anfing zu wachsen war gestorben, niemals werde ich diesen Verlust verkraften können. Vielleicht komme ich ja irgendwann damit klar, doch gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt sehe ich keinen anderen Weg als einfach zu verschwinden. Entschlossen stehe ich auf und hole mir einen Stift sowie Papier. Mit Tränen in den Augen schrieb ich meine Kündigung. Ebenso kurze Hand später noch die Kündigung für die Wohnung. Nicht mal in meinen eigenen Vier Wänden halte ich es noch länger aus. Für die Prüfungen kann ich zurück nach Dortmund fahren, doch danach hält mich hier nichts mehr. Sofort packe ich eine Tasche mit den wichtigsten Sachen zusammen, ehe ich meine Wohnung verlasse. Vielleicht wird es das letzte mal sein, vielleicht komme ich aber nochmal her. Ich weiß es nicht. Mit den Zwei Briefen mache ich mich auf den Weg zur nächsten Poststelle, wo ich zwei Briefmarken kaufe und diese dann in den Kasten einwerfe. Die Mitleidigen Blicke der Menschen konnte ich nicht übersehen. Ich sah schrecklich aus. Meine Augen total gerötet und meine Haare standen einfach ab. Doch in diesem Moment war mir nichts wichtiger als einfach zu verschwinden. Ich muss versuchen zu vergessen. Mit einem riesigen Knoten im Magen steige ich in den nächsten Zug ein. Keine Ahnung wohin dieser fährt. Mir ging's nicht gut und das konnte man auch sehen. Nach 6 Stunden stieg ich einfach aus dem Zug aus und musste feststellen, dass ich in München war. Mit meiner riesigen Tasche auf den Rücken suche ich mir das nächste Hotel. Es war groß und sah nicht gerade günstig aus, doch das war mir relativ egal. Ich war so erschöpft und wollte einfach nur etwas schlafen. Zu meinem Glück war auch noch ein Zimmer frei, also ließ ich mich kurzerhand später erschöpft auf das Bett fallen. Irgendwann kramte ich mein Handy aus meiner Tasche.
12 verpasste Anrufe.
27 ungelesene Nachrichten. Einige davon von Julian, manche von Jannis und wenige von Kim. Da ich aber wirklich mit niemanden gerade sprechen möchte, schallte ich mein Handy aus und lege es weg.
Diese Stille im Raum umhüllt mich und ich fange langsam wieder an zu weinen. Die Tränen nahmen kein Ende. Erst als ich vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war, hörte es auf.
Doch wirklich schlafen konnte ich nicht, da meine Zimmernachbarn wohl eine Party schmissen. Also starrte ich einfach an die Decke und hing meinen Gedanken nach. Alles was passiert war verfolgte mich. Mein Leben war nur noch ein einziger Haufen Trümmer. Und die nächste Zeit wird auch nicht einfacher. Ich muss mir einfach die Zeit nehmen um alles zu verkraften. Ich muss für mich sein und niemanden um mich haben.

Das einzige was jetzt zählt bin ich, auch wenn ich jeden zurück lassen muss, der mir etwas bedeutet....

ComplicatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt