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Seit einer halben Stunde stehe ich vor meinem Kleiderschrank. Ich habe einfach absolut keine Ahnung, was ich anziehen soll. Ich weiß, dass wir in eine Restaurant direkt bei mir um die Ecke gehen. Es ist kein super großes oder Schickimicki Restaurant. Es ist sehr dezent, klein und eigentlich perfekt. Das Restaurant ist komplett mit Pflanzen bestückt. Und alles ist in einer sehr schönen Holzoptik gestaltet. Doch wirklich weiter hilft dies mir bei meiner Kleiderauswahl nicht. Soll ich ein Kleid anziehen, oder doch lieber nur eine Hose und ein Shirt? Verzweifelt hole ich mein Handy aus der Tasche und wähle die Nummer von Cathy.
„Du musst mir helfen!" entgegne ich ihr direkt aufgebracht.
„Woah ganz ruhig Marie. Wobei brauchst du meine Hilfe?" lachte sie ins Telefon.
„Ich weiß nicht was ich anziehen soll" erkläre ich ihr.
„Wieso denn was anziehen? Was hast du denn vor?" fragte sie mich verwundert.
„Julian hat mich zum Essen eingeladen" kam es murmelnd über meine Lippen.
„Das ist doch super!" schreit sie mir entgegen.
„Nein ist es nicht. Was soll ich denn bloß anziehen" rege ich mich auf, da sie mir gerade absolut keine Hilfe ist.
„Okey komm runter. Wohin geht ihr denn?" fragt sie nach.
„In das Restaurant wo wir uns vor 5 Wochen zum Essen verabredet hatten" erkläre ich ihr.
„Na gut, dann solltest du dich nicht zu schick anziehen. Halt mal die Kamera in deinen Kleiderschrank" sagt sie und langsam drehe ich mein Handy um, ehe ich ihr jedes einzelne Teil in meinem Kleiderschrank zeige.
„Stopp" schrie sie euphorisch.
Stirnrunzelnt ziehe ich das Kleidungsstück heraus.
„Das ist perfekt!" sagt sie grinsend.
„Ich weiß ja nicht, meinst du nicht das ist etwas zu geöffnet hinten" sage ich ihr.
„Ach Quatsch. Der Einteiler ist perfekt." sagt sie euphorisch.
Es war ein schwarzer kurzer Einteiler. Er zeigt zwar leichten Ausschnitt, doch nicht zu viel. Der Rücken ist beinahe komplett frei. Und etwas spitze ist auch mit drin. Nachdem ich diesen Angezogen habe, zeige ich meiner Freundin wie ich ihn trage.
„Unbedingt, den musst du einfach anziehen" sagt die freudig.
„Naja, Zeit zum umziehen habe ich jetzt so oder so nicht mehr, also muss das wohl reichen" lache ich leicht. Ich bedanke mich noch bei ihr, ehe wir uns verabschieden und auflegen. Julian hatte mir die genaue Zeit geschrieben. Und diese wäre in 15 Minuten. Da ist bis zu dem Restaurant aber nur 7 Minuten zu Fuß brauche, mache ich mich jetzt schonmal auf den Weg. Vorm Restaurant konnte ich Julian noch nicht ausfindig machen und wartete auf ihn. Nervös spielte ich mit meinen Fingern herum.
„Hey Marie was machst du denn hier?" entgegnet mir Leon plötzlich.
Ruckartig drehe ich mein Kopf zur Seite und schaue ihn an.
„Oh hey, ich bin verabredet" antworte ich ihm. Das ich Lein jetzt hier begegne passt mir so garnicht.
„Na dann, ich werd mal rein gehen, die Mannschaft wartet bestimmt schon auf mich" sagt er und lächelt mir noch einmal zu. Das die Mannschaft von München jetzt ausgerechnet auch noch hier essen ist, passt mir so gar nicht.
Von weitem erkannte ich Julian der auf mich zu läuft. Instinktiv schlug mein Herz schneller.
„Hey" brachte er mir leise entgegen.
„Hey" brachte ich ebenfalls leise und brüchig hervor. Julian überwindet die letzten Meter und schloss mich in seine Arme.
„Du glaubst nicht wie sehr ich das vermisst habe" raunte er mir leise ins Ohr und löste damit eine Wohlige Gänsehaut auf meinem Körper aus.
„Also wollen wir rein?" fragt er nachdem wir uns gelöst haben. Ich nicke und er schnappt sich meine Hand, ehe wir das Restaurant betreten. Obwohl das Restaurant nicht wirklich gut war, saßen wir zum Glück weit weg von den Münchenern. Das sie mich jetzt hier sehen würden wollte ich eben nicht. Ich hatte keine Lust, dass direkt irgendwelche Gerüchte herumgehen.
Nachdem wir uns gesetzt hatten, kam auch schon direkt ein Kellner und nahm unsere Bestellung auf. Ich bestellte mir eine leckere Pasta und Julian sich ein Schnitzel mit Bratkartoffeln. Ebenso hatte Julian es sich nicht nehmen lassen, etwas Brot und Dips zu bestellen. Als der Kellner dann weg ging, schaute ich nervös auf meine Hände. Wir hatten bisher nicht mehr als drei Sätze miteinander gesprochen und ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte.
„Du siehst wunderschön aus" unterbrach Julian die unangenehme Stille.
Direkt zauberte er mir damit ein Grinsen ins Gesicht.
„Danke, du siehst aber auch nicht schlecht aus" gab ich ihm als Antwort. Julian hatte sich ganz schön rausgeputzt. Er Trug ein schwarzes Hemd kombiniert mit einer Hellblauen Jeans und seinen Weißen Nike Schuhen.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen" fing ich an.
„Hör auf, lass uns das bitte einfach vergessen Okey? Nur einzig alleine, dass wir beide nun hier zusammen sind zählt." unterbricht er mich.
„Nein, ich hätte nicht einfach so abhauen dürfen. Ich war nicht die einzige die einen Verlust erlitten hatte und es war komplett Falsch von mir, einfach zu verschwinden. Meine Gefühle waren einfach so durcheinander. Ich war verletzt und konnte einfach nicht länger dort bleiben. Dass ich unser Kind verloren habe tut mir einfach so unfassbar leid" erkläre ich ihm.
„Hör mir zu Marie. Ich kann dich verstehen. Du hast keine Schuld an irgendwas. Es war ein Unfall. Wirklich Niemand gibt dir die Schuld dafür. Ich möchte einfach nur wieder von vorne starten. Ich will dich bei mir haben. Die letzten Wochen haben mir umso mehr gezeigt, was ich für dich fühle. Gib dir nicht die Schuld für etwas, dass du nicht hättest verhindern können." spricht er los. Seine Worte ließen meinen Atem stocken. Ich war verwundert, dass Julian mir so viel Verständnis entgegen brachte. Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen wenn ich daran dachte, dass Julian die letzten Wochen wie ein Häufchen ehlend Zuhause rumgesessen hat. Und auch die Erinnerung an mein Kind lässt die Tränen nur so fließen.
„Alles wird gut ja? Wir schaffen das, zusammen" sagt er und wischt mir mit einer Hand die Tränen vom Gesicht.
„Ich Liebe dich" sage ich brüchig und schaue danach zu ihm auf.
„Ich Liebe dich auch Marie. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas zwischen uns kommt" sagt er noch, eher er sich über den Tisch beugt und mir einen zärtlichen Kuss gibt.

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