Jisungs Pov:
„Luna."
Mir wurde schlagartig eiskalt und ich fühlte mich schrecklich machtlos. Was war hier los? Wieso nannten die Wölfe vor mir, diese große Unbekannte ihre Luna? Hatte Minho also doch eine Gefährtin oder einen Gefährten? War Minho eine Bindung eingegangen, ohne auf seinen Mate zu warten?
Ich wagte es kaum, mich umzudrehen, doch schließlich schaffte ich es und betrachtete die Frau, die wenige Meter entfernt von mir stand. Sie war groß, schlank und hatte dunkelbraunes, glattes Haar. Ihr Auftreten wirkte stolz und man sah ihr an, dass sie sich ihres Ranges durchaus bewusst war.
Nun trat sie bis auf wenige Schritte an uns heran, musterte mich dabei sehr gründlich und ihre grünen Augen funkelten wie Edelsteine. Sie war ausgesprochen schön und einnehmend.
Doch je näher sie kam, desto besser konnte ich die kleinen Fältchen um ihre Augen und auf der Stirn erkennen und obendrein umgab diese Wölfin eine Aura der Weisheit. Mein Herz schlug wieder etwas kräftiger, als ich mir beinahe sicher war, dass diese Frau nicht die Gefährtin von Minho sein konnte. Spätestens als dieser selbst den Kopf neigte, wusste ich es. Eilig tat ich es ihm gleich, um nicht unhöflich zu erscheinen und verbeugte mich tief, um der Luna Respekt zu zollen.
Ich verkniff mir das Ächzen, als meine Babys die Verrenkungen meines Körper nicht zu tolerieren schienen und mich mit weiteren Tritten straften.
„Mutter, ich wollte dich gerade besuchen." Minhos Stimme klang sanft und ließ darauf schließen, dass ihr Verhältnis zueinander ein Gutes war, auch wenn sich mir seine Ehrerbietung immer noch nicht ganz erschloss. Mittlerweile stand ich wieder aufrecht und beobachtete die beiden.
Das war also Minhos Mutter. Aber warum war ihr Sohn bereits Alpha, wenn sie die Luna war? Warum trug sie diesen Titel dann noch? Wo war Minhos Vater?
Allerdings entschied ich mich, keine so persönlichen Fragen bei der ersten Begegnung zu stellen und zunächst abzuwarten, vielleicht würde sich einiges aus den Handlungen und Gesprächen der beiden erschließen.
„Du wurdest offenbar davon abgehalten." Nun zeigte die Frau ein kurzes Lächeln und sah demonstrativ hinüber zu Felix, der den Kopf senkte und das erste Mal aufrichtig beschämt wirkte. Dann jedoch trafen ihre stechend grünen Augen wieder auf meine und ich musste mich beherrschen, um nicht zu erschaudern. Sie strahlte eine solche Würde und Kraft aus, dass sie mich schon fast einschüchterte. Aber das durfte ich nicht offen zeigen, immerhin war ich der rechtmäßige Partner ihres Sohnes. Sie wollte sicher keinen schwachen Omega an der Seite des Alphas sehen, also musste ich wohl meine Stärke erst noch beweisen.
Deshalb erwiderte ich ihren Blick eher neugierig und versuchte festzustellen, ob mir sofort Ähnlichkeiten mit Minho auffielen. Sie hatte definitiv die gleiche schmale Nase und eine ähnliche Augenform.
„Und du musst Jisung sein." Ihre Feststellung ließ mich aus der Betrachtung aufschrecken und rasch verbeugte ich mich erneut.
„Ja, Luna", antwortete ich etwas knapp in Ermangelung einer umfangreicheren Erklärung. Was sollte ich groß sagen? Sie schien ja bereits zu wissen, wer ich war, wohingegen ich sie nur schlecht einzuschätzen wusste. Ich biss die Zähne zusammen, als ich aus der zweiten Verbeugung auftauchte. Es strengte mich an, aber nie würde ich das jetzt zugeben.
„Minho, sei so freundlich und bring den Jungen in mein Zelt, siehst du nicht, dass es ihn erschöpft, so lange zu stehen?", tadelte die Frau ihren Sohn plötzlich und dieser senkte gehorsam den Kopf. Er trat dicht neben mich, strich sanft über meinen Arm und fragte dann.
„Schaffst du es selbst allein oder soll ich dich tragen, Jisung?"
Ich winkte nur ab, ignorierte das Ziehen im Bauch und sagte dann. „Geh vor, ich folge dir." Rasch schenkte ich den anderen drei Werwölfen ein Lächeln und verabschiedete mich von ihnen. „Es war schön, euch kennenzulernen."
DU LIEST GERADE
The Oddinary Kids Storys
FanfictionLasst die Realität für eine Minute oder auch für eine Stunde hinter euch und taucht tief ein in die Wunder der Möglichkeiten, die sich uns in Träumen offenbaren, die in Fantasien und Hirngespinsten zu uns finden und die ich hier in kurzen Geschichte...