Your scent (Minsung) Part 10

2K 183 41
                                    

Jisungs Pov:

Nach diesem intensiven Gespräch mit der Luna war ich den restlichen Tag damit beschäftigt, im Zelt auf und ab zu gehen und meine Gedanken zu ordnen. Kleine Erinnerungsfetzen an meine Kindheit und all die Details, die bisher keinen Sinn ergeben hatten, ließen sich jetzt mehr oder weniger logisch zu einer Geschichte zusammenfügen... zu meiner Geschichte. Langsam glaubte ich zu verstehen, wer ich wirklich war und warum es Zeiten gegeben hatte, in denen ich mir so fremd und unverstanden in meinem ehemaligen Rudel vorgekommen war. Zwischen dem nervösen Auf- und Abgehen musste ich immer wieder Pausen machen und mich auf die Felle niederlassen, um die Rückenschmerzen zu lindern. Aber einige meiner Sorgen verschwanden durch die Selbsterkenntnis nicht, die Ungewissheit über Minhos Verbleib und seine Reaktion auf meine Offenbarung ließen mir keine Ruhe. Zudem lauschte ich ständig, ob nicht endlich ein Bote von Minhos Kämpfern auftauchen würde.

Ich wusste zwar, dass wir noch bis morgen Mittag Zeit hatten, bis die Situation brenzlig werden würde, dennoch machte es mir Angst, dass es bis zum Äußersten kommen könnte. Am liebsten wollte ich Minho jetzt bei mir haben, mit ihm über alles sprechen, Klarheit schaffen und endlich wissen, ob ich ihm genug sein konnte oder ob meine tatsächliche Herkunft nur neue Probleme schuf. Womöglich würde seine Abweisung diesmal deutlicher ausfallen oder er würde mich nur aus Mitleid bei sich im Rudel aufnehmen, immerhin galt das Blutmondrudel als vollständig ausgerottet... nun ja, bis auf mich.

Es war zum Verrücktwerden für mich, auch den größten Teil der Nacht verbrachte ich mit offenen Augen, die mittlerweile alle Falten der Zeltplanen auswendig kannten. Wann immer ich mich erhob, zog es unangenehm in meinem Rücken und ich grummelte, als mir erneut vor Augen geführt wurde, wie ungelenk und fett mich meine Schwangerschaft gemacht hatte. In meinem Zustand würde ich nicht einmal mehr vor Gefahr davonrennen können oder mich unbemerkt durchs Dickicht davonschleichen können.

Sobald der Morgen graute und die Vögel des Waldes zu singen begannen, war ich wieder auf den Beinen, gähnte fürchterlich oft und kaute nur lustlos auf dem Stück Fleisch herum, dass mir Seungmin etwas später brachte. Auch er hatte keine Neuigkeiten für mich und es bereitete mir immer mehr Sorgen, dass wir nichts von Minho oder seinen Kriegern hörten. Schließlich strahlte die Mittagssonne durch die tiefgrünen Blätter auf das Lager herab. Ich verschob währenddessen zum gefühlt hundertsten Mal die Felle um mich herum und betete stumm zur Mondgöttin, mir endlich ein Zeichen zu senden.

Und es kam ein Zeichen, jedoch nicht das, was ich erhoffte.

Plötzlich stand Minhos Mutter im Zelteingang und sah mich besorgt und dennoch streng an.

„Jisung, verwandle dich und dann folge mir. Wir werden jetzt zum Berg aufbrechen. Junkyu und zwei weitere Wölfe begleiten uns, die anderen folgen uns später, sodass wir unsere Spuren besser verwischen können."

Ihre Stimme war autoritär und ohne zu zögern raffte sie einige Felle zusammen, verschnürte sie mit einem Lederriemen und drehte sich auffordernd zu mir. Als ich immer noch keine Anstalten machte, ihrer Forderung Folge zu leisten, legte sie mir ihre Hand auf die Schulter.

„Komm, Jisung. Wir wissen nicht, ob er es nicht doch schaffen wird. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, nicht jetzt."

Ich wollte ihr so gerne glauben, dass noch eine Chance für Minho und seine Verbündeten bestand, doch die Kälte und die Hoffnungslosigkeit drangen ebenso unaufhaltsam in mein Herz vor. Mit einem leisen Schluchzen erhob ich mich und nickte. Sicherheit und Schutz waren nun das Wichtigste. Ich musste das für meine Kinder tun. Wenn schon nicht für mich, dann für meine Kinder... Aber was würde aus ihnen werden, wenn ihr Vater bereits tot war und sie ihn nie kennenlernen würden?

Bevor ich endgültig in Tränen ausbrechen konnte, knurrte Minhos Mutter mich an. „Reiß dich zusammen. Du gehörst an die Spitze dieses Rudels. Eine Luna weint nicht, nicht wenn noch Hoffnung besteht. Und jetzt komm." Der scharfe Unterton brachte mich schließlich zum Handeln und rasch sammelte ich noch einige Kleidungsstücke von mir ein und schnürte sie ebenso zusammen. Ich wusste, Minyoung meinte es nicht böse. Sie befolgte nur die Anweisungen ihres Sohnes und sie wollte mich beschützen, damit sich Minho zumindest darum nicht sorgen musste. Und ich machte es ihr nur schwerer.

The Oddinary Kids StorysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt