Fahrt ins Unbekannte

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,,Er hat dich wohin gebracht?!" Gaben Crowley und Aziraphale fast gleichzeitig die selbe schockierte Reaktion von sich. Audrey, welche auf den hinteren, mittleren Sitz saß und sich mit ihren Unterarmen jeweils an Crowleys und Aziraphales Lehne abstützte, sah nur unbeeindruckt auf die Straße vor sich.
Sie fuhren nun schon einige Zeit umher, ohne dass Audrey wusste, wo genau es die Beiden hinverschlug.
,,In die Hölle." Wiederholte Audrey sich knapp. Sie war gerade dabei den beiden Himmelswesen zu erklären, was sie die letzten Stunden mit Gabriel durchgemacht hatte, da sie ihr sonst gar keine Ruhe mehr lassen würden. Jedoch entschied sich Audrey auch dazu, nicht auf jegliche Details einzugehen.
,,Oh Gott." Gab Aziraphale nur entsetzt von sich, welcher schon gar nicht mehr ruhig in dem Bentley sitzen konnte. Crowley hingegen sah kurz über seine Schulter zu Audrey, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. ,,Er dachte, dass einer der Dämonen dir diese Verletzungen zugefügt hat." Schlussfolgerte der Dämon, was Audrey mit einem knappen ,,Exakt" bestätigte. ,,Nur zu schade, dass der eigentlich verantwortliche Dämon nicht in der Hölle, sondern in London war." Dachte Crowley laut, woraufhin Audrey ihn nur stirnrunzelnd ansah. ,,Es war nicht deine Schuld. Ich habe die Teekanne umgestoßen." Erklärte Audrey, wobei Aziraphale die Augen weit aufriss.
,,Moment Mal, stop. Teekanne?" Hakte der Engel nach, ehe er Crowley einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. ,,Ich hoffe wir sprechen nicht über die 'ich brauche eine Absicherung' Teekanne!" Aziraphales Stimmlage wurde immer ernster, genau wie sein Blick. Nur wiederwillig gab er dem Dämon die Kanne voller Weihwasser vor knapp hundert Jahren. Zumale er versprach bedacht damit umzugehen. ,,Doch Engel, aber..." ,,Kein aber Crowley!" Unterbrach Aziraphale seinen alten Freund sogleich, noch immer mit dem selben vorwurfsvollen Blick im Gesicht. ,,Es könnte dich vernichten! Wie oft muss ich dir das noch sagen! Was wenn du irgendwann genauso unvorsichtig sein wirst wie offensichtlich bei diesem Mal? Stell dir nur vor die Teekanne zerspringt und das Weihwasser trifft dich!" Beendete der Engel seine Moralprädigt, ehe er dem Dämon, welcher schon längst zu ihn sah, in die Augen sah.
Audrey, dessen Anwesenheit beide garantiert schon vergessen hatten, lehnte sich im Sitz zurück und beobachtete das Geschehen. ,,Das wäre... das wär..." wollte der Engel erneut ansetzt, unterbrach sich jedoch selbst, als er bemerkte, dass Crowley nicht mehr von ihm sah. ,,Das wäre was?" Wollte der Dämon wissen, welcher nun ab und an doch mal auf die Straße sah. Aziraphale hingegen musste schlucken, ehe er sich von ihm drehte und aus dem Fenster sah. ,,Eine Menge Papierkram." Nuschelte der Blondhaarige zornig vor sich, auch wenn er eigentlich etwas anderes hätte sagen wollen.
Nach dieser kleinen Diskussion herrschte einige Momente eine unangenehme Stille im Bentley, welche Crowley jedoch zu unterbrechen wusste. ,,Also... Gabriel war Grund deiner Verletzungen mit dir in der Hölle. Und was ist dann passiert?" Lenkte der Dämon sichtlich schnell vom vorherigen Thema ab, wobei auch Aziraphale sich langsam wieder zu fassen schien. Er hörte aufmerksam zu, auch wenn noch immer ein reumütiger Blick sein herzliches Gesicht zierte. ,,Nachdem wir ziemlich unfreundlich von den Dämonen empfangen wurden, hatten wir eine weniger ausführlich Unnterhaltung mit..." Audrey sah mit einem nachdenklichen Blick zur nach oben. Der Name des Höllenfürsten ist ihr doch glatt wieder entfallen. ,,Ah verdammt... wie war das?" Dachte sie lautstark nach, ehe es ihr dann doch noch einfiel. ,,Beelzebub!" Sagte sie etwas lauter, als ihr der Name wieder einfiel. Jedoch hätte sie dies wohl nicht tun sollen, da Crowley sogleich auf die Bremse trat. Und mit einem starken Ruck blieb der Bentley stehen. Aziraphale, welcher sich mit seinen Händen in das Leder der Sitze gekrallt hatte, sah mit weit aufgerissenen Augen zu Crowley. Dieser hingegen hielt das Lenkrad fest umschlossen, seine Haltung regungslos und angespannt. Seine Blicke wiederum galten Audrey, welche er durch den Rückspiegel im Auge behielt. Audrey hingegen sah zwischen beiden her, unwissend wie sie jetzt reagieren sollte. ,,Was wollte Gabriel mit dir bei Beelzebub?" Wollte Crowley wissen, seine Blicke verfinsterten sich leicht. Erst als Aziraphale kurz seinen Arm berührte und wieder von ihn abließ, schien der Dämon sich wieder zu fassen. ,,Gabriel dachte, dass sie einen ihrer Dämonen auf mich angesetzt hätte, um mir zu schaden. Jedoch war es reinste Zeitverschwendung, da es ein unglückliches Missgeschick war. Aber das konnte ich ihm natürlich nicht so erklären." Gab Audrey gelassen von sich, noch immer von Crowley beobachtet. ,,Und was passierte nachdem ihr alles geklärt hattet?" Wollte Aziraphale wissen, wobei Audrey nur leicht mit den Schultern zuckte. ,,Ich habe Beelzebub deutlich gemacht, dass ich Gottes Spiel nach meinen eigenen Spielregeln spiele." Antwortete Audrey, woraufhin Crowley stumpf auflachte. ,,Vielleicht spielst du ihr auch direkt in die Karten? Wer weiß das schon? Denn niemand kennt ihre Spielregeln. Niemand kann ihr Spiel gewinnen." Erwiderte der Dämon, wobei Audrey sich mit einem sanften Lächeln nach vorne zu Engel und Dämon beugte. Sie stützte sich mit ihren Ellenbogen an den Lehnen der Sitze ab, ehe sie kurz zwischen beiden her sah. ,,Hat das nicht auch seine guten Seiten? Nicht zu wissen, wie man ein Spiel spielen soll? Man kann sich seine eigenen Regeln erfinden und somit das Beste für sich daraus machen." Erklärte Audrey, wobei Crowley wenig begeistert auf sein Lenkrad sah. Auch wenn er eigentlich exakt nach den selben Prinzipien die Unendlichkeit verweilte, beunruhigte es ihn diese Worte aus Audreys Mund zu hören. Er wusste, was mit Engel geschah, die nicht nach Gottes Regeln spielten. Und jetzt, da er um ihre missliche Lage wusste, war es ihm noch unbegreiflicher, wie sie so viel riskieren konnte.
,,Aber jetzt mal zu euch. Ihr habt mir immer noch nicht erklärt wie euer genialer Plan aussieht." Warf Audrey ein, welche die Gegend im Vorbeifahren neugierig betrachtete. Aziraphale hingegen verschränkte nervös die Finger in einander. ,,Nunja niemand hat behauptet er sei genial." Begann der Engel, was Audrey zu diesem blicken ließ. ,,Nun was ist er dann?" Hakte sie nach, wobei Aziraphale nach den richtigen Worten zu suchen schien. ,,Unsere einzige, derzeitige Option?" Entwich es dem Engel zaghaft, wobei diese Aussage eher wie eine Frage klang. Daraufhin zog Audrey leicht die Augenbrauen zusammen, lehnte sich erneut Engel und Dämon entgegen.
,,Und wie ist er so?" Stelllte Audrey die nächste Frage, wobei Crowley sie fragend ansah, eine Augenbraue weit nach oben gehoben. ,,Wer?" Brachte es der Dämon über die Lippen, auch wenn er sie eigentlich mit Schweigen strafen wollte.
Audrey hingegen schien Crowleys Frage nicht zu verstehen. ,,Na der Anti- Christ. Immerhin müsste ihr doch, trotz dass ihr den Falschen gefunden habt, ungefähr eine Ahnung haben, wie er ist." Fuhr Audrey fort, wobei sie die fragenden Blicke von Aziraphale und Crowley sah, die sie sich einander zuschoben. ,,Ist er groß? Teuflisch, gefährlich?" Hakte Audrey weiter nach, wobei Aziraphale nervös mit den Fingern auf seinem Knie tippte.
,,Nunja sonderlich groß ist er nicht." Warf Crowley unbeeindruckt ein, ehe er mit den Schultern zuckte. ,,Was soll man auch von einem elf Jährigen erwarten. Oder wachsen die heutzutage doch schneller?" Crowley schien kurzzeitig mit vollen Ernst seine eigene Frage zu überdenken. Jedoch wusste Audrey diesen Denkprozess zu unterbrechen.
,,Moment mal. Elf Jähriger?" Fragte sie ungläubig nach, den Mund weit geöffnet, mit den Augen zwischen beiden hin und her sehend.
Crowley spührte regelrecht ihre Anspannung, wesshalb er seinen Tritt auf dem Gaspedal festigte und er die Geschwindigkeit des Bentleys unbewusst erhöhte.
,,Wir können keinen elf Jährigen beseitigen!" Protestierte Audrey, welche auf der Rückbank, dank Crowleys Fahrstil, hin und her rutschte. ,,Er...er ist der Anti- Christ." Wollte Aziraphale gerade argumentieren, als Audrey ihn jedoch sofort unterbrach.
,,Er ist ein Kind! Was ist, wenn ihm etwas passiert ist, während ihr all die Jahre auf den falschen Jungen acht gegeben habt?" Sprach Audrey hektisch und entgegnete Aziraphale einen prüfenden Blick. ,,Oh glaub mir, ihm wird nichts passieren. Er wird anderen passieren." Rechtfertigte Crowley, was die Situation für den Engel nicht besser machte.
,,Achtung Fußgängerin!" Warf Aziraphale plötzlich ein, ehe der Dämon einen Bogen um diese fuhr, was Audrey erneut zur Seite rutschen ließ. Diese Fahrt konnte nicht grauenvoller werden.
,,Sie läuft auf der Straße! Sie weiß welches Risiko sie eingeht!" Hielt Crowley dagegen, wobei die Brünette sich langsam wie im Zirkus vorkam. Alles lief drunter und drüber. ,,Hey! Konzentriert euch!" Meckerte Audrey fast schon herum und wollte gerade wieder ansetzen, als Aziraphale erneut das Wort ergriff. ,,Ja Konzentration ist ein gutes Stichwort! Crowley! Du kannst nicht mit 90 Meilen pro Stunden durch London fahren!" Mahnte der Engel den Dämon, welcher ihn nur schief ansah. Er begriff nicht, was das Problem an der ganzen Sache war. Immerhin würden sie so schnell an ihr Ziel gelangen.
,,Warum nicht?" Fragte er an Azirpahale gerichtet, welcher vermutlich auch noch geantwortet hätte, wenn Audrey ihm nicht zuvor gekommen wäre. Sie beugte sich nach vorn, fuchtelte wie wild mit einer Hand zwischen den beiden Gesichtern, ehe sie wieder auf Aziraphale sah, welcher ihr einen verwunderten Blick entgegnete.
,,Würdet ihr mir bitte erklären, was ihr vor habt?" Fragte sie nun bedacht und ruhig, selbst wenn ihr das im jetzigen Moment ziemlich schwer fiel. ,,Wir fahren in das Krankenhaus, in welchen er zur Welt kam. Dort muss die Verwechslung stattgefunden haben." Erklärte Aziraphale, wobei Audrey erneut die Augenbrauen zusammenzog. ,,Es steht in einem Dorf namens Tadfield." Fuhr der Engel fort, als er Audreys fragenden Blick bemerkte. Jedoch verließ dieser ihr Gesicht auch nach seiner Erklärung nicht. ,,Ja und dann?" Wollte Audrey wissen, woraufhin der Engel ihr ein schiefes, aufgezwungenes und recht entschuldigendes Lächeln zur Antwort gab. Und dieses sagte mehr aus als tausend Worte.

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