Vergeltung

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Am nächsten Morgen wachte Aziraphale vor Audrey auf. Er war munter, doch seine Augen ließ er geschlossen. Er träumte noch etwas vor sich hin, bis ihm wieder etwas einfiel. Audrey. Ruckartig riss er seine Augen auf und wollte aufstehen. Jedoch vergaß er, dass er letzte Nacht nicht in seinen Bett, sondern auf dem Sofa schlief, weshalb der Engel sogleich zu Boden fiel. Unsanft wurde Audrey von dem Knall geweckt, den Aziraphale verursachte. Erschrocken setzte sie sich aufrecht hin und sah durch den Buchladen, bis ihr Blick letzt endlich zu dem noch immer am Boden liegenden Engel wanderte. ,,Was zur Hölle." sagte sie erschrocken, bevor sie erleichtert ausatmete. Dieser hingegen richtete sich langsam wieder auf und hätte am liebsten geflucht. Doch das entsprach nicht seiner Art.
Eigentlich wollte Audrey ihm auf helfen, aber als sie sah, dass er alleine zurecht kam, beließ sie es dabei. Ihren Blick ließ sie jedoch auf dem Engel, bis er sich endlich zu ihr umdrehte. Verwundert davon, dass sie wirklich zurück war, sah er sie an. Audrey hingegen lächelte ihm nur entgegen. ,,Morgen Azira." sagte sie grinsend und Azriaphale ließ sich zurück aufs Sofa fallen. ,,Ich habe nicht damit gerechnet, dass du schon zurück bist." sagte er leicht beeindruckt und erwiderte das Lächeln. Audrey hingegen zuckte nur mit den Schultern. ,,Ich habe dir ja gesagt, dass ich am Morgen zurück sein werden. Ich bin mir bewusst, dass ich nicht der beste Engel bin, aber ich breche meine Versprechen nicht." rechtfertigte sie sich. ,,Das habe ich nie behauptet." erwiderte er und musterte Audrey. Sie sah anders aus als sonst. Und bei genauerem hinsehen fiel es ihm auch gleich ein. ,,Es ist schön dich mal in heller Bekleidung zu sehen. Es steht dir hervorragend." sagte der Engel mit seinem typischen, freundlichen Lächeln im Gesicht. Audrey hingegen überlegte kurz, bevor es ihr wieder einfiel. Sie mochte die Farbe ebenfalls, aber sie wollte sie nicht wirklich an sich sehen. Nicht mehr, seit jenem Tag. Dennoch setzte sie ein gespieltes Lächeln auf. ,,Danke." sagte sie und versuchte dabei so glaubwürdig wie möglich rüber zu kommen. Und tatsächlich reichte es aus. Als Audrey jedoch weiter an sich herunter sah, bemerkte sie die blauen Flecken und Kratzer, die sich auf ihren Knien und Armen entlangzogen. Diese kamen wohl von ihrem Sturz am gestrigen Abend. Sie versuchte es mit ihrem Kleid zu bedecken, jedoch entdeckte es der blondhaarige Engel im selben Moment. ,,Was um Himmels Willen ist denn da passiert?" fragte er und runzelte die Augenbrauen. Audrey hingegen rechtfertigte sich sogleich. ,,Am gestrigen Abend habe ich nicht wirklich auf den Weg geachtet, weshalb ich gestürzt bin." Erklärte sie und ließ das ein oder andere Detail aus. Der ältere Engel gab sich jedoch damit zufrieden. ,,Nun gut, lass mich das wenigstens weg wundern. Du siehst aus als hättest du dich herumgeschlagen. Nicht das du schrecklich aussehen würdest, aber wirklich schön sieht es nicht aus. Und wenn Gabriel das sieht würde er..." weiter kam der Engel jedoch nicht, als hinter ihm eine deutlich tiefere Stimme ertönte. ,,Ich würde was tun, wenn ich was sehe?" fragte niemand geringeres als der Erzengel Gabriel höchst persönlich. Und dieser schien gewiss keinen guten Tag zu haben. Sein ernster Blick musterte erst Aziraphale und wanderte schließlich zu seiner Schwester. Ihre Verletzungen blieben ihm dabei nicht verborgen. ,,Gabriel. Schon so früh dran?" fragte der Blonde etwas eingeschüchtert, jedoch winkte der Erzengel lediglich ab, weshalb Azriaphale stumm neben beiden stehen blieb. Audrey bemerkte die Blicke ihres Bruders auf sich liegen und drehte sich abweisend von ihn weg. Sie verspürte so einen Hass gegen ihn. Audrey konnte sich diesen Hass gegenüber Gabriel nicht erklären, anders als dieser selbst. Er wusste den Grund, an den sie sich wahrscheinlich nie mehr erinnern können wird.
Der Erzengel trat ein paar Schritte näher auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. Seine Hände ballte er zu Fäusten. ,,Wer?" fragte er mit einer leisen und dennoch strengen Stimme. Die Wut war nicht nur zu hören, sondern stand ihm auch ins Gesicht geschrieben. Seine lilane Augenfarbe leuchtete gefährlich und er selbst machte den Eindruck, jeden Moment explodieren zu können. ,,Von anklopfen hast du wohl noch nie etwas gehört. Du bist ein Engel.. benimm dich wie einer ." Lenkte Audrey vom Thema ab, ihren Blick von ihm abgewandt. Sie wusste, dass wenn er raus bekommen würde was wirklich geschah, er Crowley Wort wörtlich im Weihwasser schmoren sehen wollen würde. Und dies würde er auch in die Tat umsetzten. ,,Wir wissen beide genau, dass die Wertvorstellung eines Engels nicht den Geschichten der Menschen entsprechen! Und jetzt sag mir, wer die das zugefügt hat! " sagte Gabriel kühl und musterte sie weiter. Das war das erste Mal, dass der Erzengel zugab, dass es im Himmel nicht mit rechten Dingen vor sich ging. Gott spielte also mit gezinkten Karten und diese legte der Engel zum Teil offen. Nachdenklich sah Audrey zu Boden. Diese Erkenntnis war ihr nicht neu, was sie bedauerte. Sie war eines der besten Beispiele dafür, dass Engel ebend nicht so sind, wie man sie sich vorstellt. Ihren traurigen Blick nahm Gabriel zur Kenntnis. Jedoch entging ihm auch nicht, wie Audrey ihre Hand langsam hinter den Rücken zog. Es war die Hand, an der sie sich mit dem Weihwasser verletzt hatte. Die Blicke des Erzengel wurden immer finsterer und man konnte sie auch nicht wirklich deuten. Azriaphale betrachtete das Geschehen weiterhin nur. Eigentlich wollte er etwas sagen, jedoch sah er Audrey's Blick, der ihm eindeutig verdeutlichte, dass er es lieber sein lassen sollte. ,,Letzte Chance. Und glaube mir, dass ich dann nicht mehr freundlich nachfragen werden." ergriff Gabriel noch einmal das Wort. Doch Audrey ließ sich von ihm nicht einschüchtern und drückte ihrem Bruder noch einen dummen Spruch.
Nun reichte es dem Erzengel entgültig und er zog Audrey's Hand von ihrem Rücken hervor. Nun konnte er auch diese eine bestimmte Verletzung sehen und er wusste sofort, wodurch diese verursacht wurde. Das Gesicht des Erzengels wurde immer nichtssagender und finsterer. Er hatte einen Verdacht, wer ihr dies angetan hatte, weshalb er ihre Hand garnicht erst los ließ und einfach mit sich zerrte. "Mitkommen" sagte er forsch, wärend er sie mit sich zog. Auch wenn Audrey sich werte, so hatte sie keine Change gegen ihn. Auch Aziraphale wollte Gabriel gerade aufhalten, jedoch winkte Audrey ab, die mittlerweile den Kampf gegen ihren Bruder aufgegeben hat. ,,Ich komme später wieder, mach dir keine Gedanken." rief sie Aziraphale noch zu, bevor ihr Bruder sie entgültig aus dem Buchladen zog. Die Glocke der Ladentür klang aus und Aziraphale sah besorgt zu der Stelle, an der Audrey gerade noch stand.

Draußen auf der Straße, tätige Audrey noch einen letzten Versuch sich aus dem Griff ihres Bruders zu lösen. Jedoch scheiterte sie kläglich, denn nun packte er sie unsanft an ihren Schultern, so dass es ihr unmöglich war, sich loszureisen. ,, Letzte Chance!" zischte Gabriel, wärend er seine Schwester böse anfunkelte. Doch diese sah weiter stuhr nach unten. ,,Lass gut sein." erwiderte sie mit finsterer Mine. Zornig atmete Gabriel aus. ,,Ich will dir nur helfen." Sagte er bemüht ruhig und dennoch energisch. ,,Geh lieber und hilf dabei den Engeln die Wesen zu werden, von denen die Menschen solche wundervollen Vorstellungen haben. Der Himmel ist ein eisiger Ort, selbst manche Dämonen haben mehr Herz als so mancher Engel." Sagte sie lautstark, sodass sogar einige Leute nur kopfschüttelnd an ihnen vorbei liefen. ,,Wir gehen jetzt!" Erwiederte Gabriel ohne weiter auf Audreys gesagtes einzugehen, bevor er sie auch schon in die Nebengasse zog. ,,Ich komm nicht wieder zurück in den Himmel." Sagte sie währendessen trotzig und sah ihren Bruder an. Dieser hingegen fing nur an die Augenbrauen nach oben zu ziehen. ,,Wer sagt, dass ich in den Himmel will?" Fragte er und schaffte es somit Audrey einzuschüchtern. ,,W...was hast du vor?" Fragte sie deutlich unsicherer. Doch genau in diesen Moment griff er wieder nach ihrer Hand und deutete auf ihre Verletzung. ,,Ich werde den oder die Schuldigen dafür bezahlen lassen." Mit diesen Worten und einen Schnipsen verschwanden beide. Und die Gasse war wieder völlig verlassen.

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