Crowleys Fall

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Flashback

,,Lass mich los." Gab Audrey selbstbestimmt von sich, während sie versuchte sich aus Gabriels festem Griff zu befreien. Sie hielt mit all ihrem Gewicht gegen den Erzengel, versuchte ihre Arme aus seinen Griffen zu entreißen. Doch ihr Bruder dachte gar nicht erst daran seine Griffe auch nur für eine Sekunde lang zu lockern.
Audrey hingegen wirkte erbost und verzweifelt zugleich. Sie wusste, was auf sie zukommen würde und das wollte sie mit all ihrer Macht verhindern. Die beiden Engel befanden sich auf einer weißen Plattform, welche ohne jegliches Gelände in das scheinbare nichts des Himmels führte. Das einzige was man von dieser Position aus sehen konnte, waren die weißen Wolken, welche ruhig über dem Himmel lagen.
,,Lass mich verdammt nochmal los!" Befahl Audrey ihrem Bruder erneut, welcher nun langsam die Geduld mit ihr verlor. Er zog sie mit einem Ruck kräftig zurück, ohne sie dabei zu verletzen, löste eine Hand, um mit dieser ihr Kinn festzuhalten. Wenig später lag ihr Kopf im Nacken, sodass sie gezwungen war Gabriel anzusehen. ,,Hör auf dagegen anzukämpfen! Du kannst dich glücklich schätzen, wenn dir nicht das gleiche Schicksal erteilt wird, wie ihm!" Zischte Gabriel ihr leise ins Ohr, seine Blicke dabei auf Audrey gerichtet, welche ihn hasserfüllt entgegen sah. Ihr Bruder hatte sich verändert, negativ. Sie erkannte den Engel, der er einst war nicht wieder.
,,Lieber Falle ich mit ihm als auch nur noch einen Tag im Himmel zu verbringen!" Gab Audrey trotzig wieder, ihren Bruder finster ansehend. Doch bevor dieser etwas hätte erwidern können, meldete sich jemand anderes zu Wort.
,,Das lässt sich schneller einrichten als du vermuten magst. Also wähle deine nächsten Worte weise." Erklangen die drohenden Worte Michaels, welche durch eine mit Wolkenschleier besetzte Tür gelaufen kam. Ihre Worte konnten Audrey schon lange keine Angst mehr einjagen. Doch als Audrey hinter Michael sah erschauderte sie sogleich. Crowley, welchen sie damals noch als Anthony kannte, lief in goldenen Fesseln um den Handgelenken hinter Michael her, als wäre er ihr Schoßhündchen. Und je weiter sie die Plattform betraten, desto mehr stieg die Panik in Audrey. Sie entzog ihren Kopf aus Gabriels Griff und sah zu ihrem langjährigen Freund, welcher genau wie sie sein Urteil in wenigen Momenten entgegen nehmen müsste. Mit einem Unterschied, dass die Bestrafungen für Beide unterschiedlich ausfallen würden.
In der Mitte der Plattform blieb Michael stehen, mit ihr Crowley, welcher seinen sonst so fröhlichen Gesichtsausdruck scheinbar verloren hatte. Und auch seine Flügel wirkten matt und glanzlos im Gegenzug zu den letzten Jahrtausenden. Sowohl er als auch Audrey wussten was geschehen würde. Heute war der Tag an dem er fallen würde.
,,Hey." Hauchte Audrey leise, welche mit zusammengezogen Augenbrauen und einem wehmütigen Blick in den Augen zu Crowley sah. Dieser hingegen versuchte ihr ein aufmunternden Lächeln zu schenken, scheiterte daran jedoch kläglich. ,,Alles wird gut." Versprach er ihr, was Michael jedoch zu unterbinden wusste.
,,Die Hoffnung nehme ich euch beiden mit dem aller größten Vergnügen." Gab Michael von sich, welche zwischen Crowley und Audrey her sah. ,,In Gottes Willen wird die Bestrafung erteilt, welche Engeln gebührt, die sich den Regeln des Himmels widersetzen. Und du hast das Fass maßlos zum Überlaufen gebracht." Erklärte Michael, jedoch eher an Crowley gerichtet. Sie ließ die goldenen Fesseln los, welche sich wie von selbst im Boden der Plattform befestigten. Dieser hingegen verfolgte Micheal mit seinen Blicken, welche langsam in Kreisen um ihn herum stolzierte. ,,Seit wann ist es ein Verbrechen geworden Fragen bezüglich Gottes Pläne zu stellen?" Wand Crowley ein, sichtlich bemüht die Fassung zu bewahren. Michael hingegen blieb hinter ihm endlich zu stehen, ehe sie ihn in die Kniekehlen trat, sodass er auf seine Knien sank.
Audrey, welche dies mit ansah, startete wären dessen einen neuen Versuch Gabriels Fängen zu entkommen. ,,Die Einzigen die hier Gesetze missachten sind du und Gabriel!" Zischte Audrey wütend, während sie Michael entgegen sah. Diese hingegen betrachtete sie nur amüsiert von oben herab.
,,Diese ganze Prozedur ist von vorn bis hinten nicht rechtmäßig! Ihr könnt ihn nicht einfach fallen lassen, nachdem ihr beiden es so beschlossen habt! Die Anklage bedarf mehr als das, um einen Engel fallen zu lassen!" Schrie Audrey mittlerweile schon verteidigen und fühlte sich ihrer Worte mehr als nur sicher. Jedoch nahm Michael ihr im nächsten Moment den Wind aus den Flügeln. Bedrohlich kam sie auf Audrey zu und hielt wenige Zentimeter vor ihr. ,,Hat dir dein Bruder nicht erklärt, was es dazu benötigt einen Engel fallen zu lassen?" Wollte Michael wissen, ehe sie von Audrey zu Gabriel sah, welcher Michael ebenfalls einen verächtlich Blick zuwarf.
Dies ignorierte der Engel jedoch gekonnt, ehe sie wieder auf den noch immer knienden Crowley zulief.
,,Was meint sie damit? Was braucht es denn um einen Engel fallen zu lassen?" Wollte Audrey wissen, als Michael sich wieder von ihr entfernt hatte. Gabriel hingegen schwieg, was die Antwort auf seine Feigheit war.
Im Gegensatz zu Gabriel, war Michael eben das nicht. Sie beschloss es Audrey zu erzählen, sah es als Genugtuung für sich selbst an. Mit einer bösen Mine sah sie über ihre Schulter hinweg zu Audrey, ehe sie Crowley samt der Fesseln unsanft zurück auf die Beine zog.
,,Es bedarf nur eine klitze kleine Kleinigkeit, welche ich schon längst besitze." Erklärte Michael, lief mit Crowley hinter sich, welcher sich sichtlich dagegen zu wehren schien, auf den Rand der Plattform zu, was Audrey mit glasigen Augen verfolgte. Kurz bevor sie den Rand der Platzform erreichten, hielt Michael inne, flüsterte ihm etwas ins Ohr, was jedoch zu leise war, sodass es Audrey nicht verstehen konnte. Und als Michael sich von ihm löste, war das einzige, was Crowley ihr noch entgegnete ein entschuldigender Blick und ein letztes sanftes Lächeln.
,,Das einzige, was ich benötigt habe, war das Einverständnis eines Erzengels." Michaels Aussage traf Audrey wie ein Pfeil in der Brust. Der Schmerz schien sie zu betäuben sie für Binnen von Sekunden zu lähmen. Doch ehe Audrey etwas auf Michaels Worte hätte erwidern können, lies diese die golden Fesseln an Crowley Handgelenken bis hin zu seinen Flügeln wandern, welche diese fest umschlungen. Und als sie die Flügel des Engels bewegungsunfähig gemacht hatten, glühten sie in einem bedrohlichen weinroten Ton auf. Crowley schrie vor Schmerzen auf, ein qualvoller, schriller Ton verließ seine Kehle. Die Fesseln mussten sich regelrecht in seine Flügel brennen, welche sich nach und nach schwarz färbten.
,,Nein!" Schrie Audrey, trat Gabriel mit aller Kraft gegen das Schienbein und schaffte es so endlich seinen Fängen zu entkommen. Ohne nachzudenken lief sie auf Crowley zu, wollte ihm zur Hilfe eilen. Doch bevor sie ihn auch nur hätte erreichen können, stieß Michael ihn in die Tiefe hinab. Die Wolken verfärbten sich schwarz, Gewitter zogen auf und der ganze Himmel schien unruhig zu werden. Und so fiel er Wort wörtlich vom Himmel.
Audrey brach noch während ihres Rennen, welches langsam zu einem Taumeln umschlug, zusammen. Fassungslos sah sie zu der Stelle an welcher Crowley gerade noch stand. Sie hatte ihn nicht retten können. Doch auch jetzt wo er vermutlich noch immer fiel, konnte sie seine Schreie hören, verzweifelt, schmervollzogen.
Tränen rannten ihr unkontrolliert über die Wangen, ihr Herz raste schnell in ihrer Brust und die Gegend schien langsam zu verschwimmen. Ihr einziger Freund, ihr erster guter Freund ist gefallen. Und wie sie es vorhin schon Gabriel andeutete, gab es für sie nun keinen Grund mehr ihre Unendlichkeit im Himmel zu verweilen. Völlig in Trance erhob sie sich, lief auf den Abgrund der Plattform zu, wäre vermutlich ihrem langjährigen Freund in die Hölle gefolgt, wenn Gabriel sie nicht davon abgehalten hätte.
Erneut schloss er seine Arme fest um sie, dachte nicht einmal daran sie noch einmal loszulassen. ,,Das ist deine Schuld." Wisperte Audrey vor sich hin ihren Kopf nach unten geneigt. ,,Das ist alles deine Schuld!" Schrie sie nun voller Schmerz auf, erneut gegen Gabriel ankämpfend. ,,Ich hasse dich!" Schrie sie ihm entgegen, mehrmals sogar. Doch so sehr Gabriel diese Worte auch trafen, er ließ sie nicht los. Seine Schwester so zu sehen, brachte auch ihn um den Verstand. Jedoch war er der Meinung, dass richtige getan zu haben, um sie zu beschützen.
Davon wusste Audrey jedoch nichts, sie schrie weiter, da sie sich nicht anders zu helfen wusste. ,,Lass mich gehen! Lass mich mit ihm gehen!'' Audreys verzweifeltes Schreien schlug allmählich in ein Schluchzen um, bis sie gänzlich verstummte. Sie ließ sich ein Gabriels Arme zusammen sacken und blieb auf den Knien, noch immer von Gabriel gehalten. ,,Bitte'' flehte sie nun, jedoch würde es nichts bringen.
Nur wenige Momente hielt die Situation so ruhig an. ,,Keine Sorge, gleich wird alles besser.'' Versprach ihr Gabriel in einem flüsternden Ton, welcher die Stille unterbrach. Audrey hingegen zog die Augenbrauen zusammen, sah fragend zu Boden. Sie konnte sich bei besten Willen nicht vorstellen, was er damit meinte. ,,Du wirst dich nicht mehr lange mit diesen Gedanken quälen müssen.'' Erst nachdem Gabriel diese Worte sprach, wusste Audrey, was er damit meinte. Gabriel würde sie vergessen lassen. Langsam zog ihr Bruder sie wieder auf die Beine und erneut wollte sie sich gegen ihn währen, jedoch war ein Schlag auf den Hinterkopf, welchen sie wohl von Michael erhalten haben musste, das Letzte, woran sie sich erinnerte. 

Und so ließen Gabriel und Michael Audrey Anthony vergessen. Seine Stimme, sein Gesicht, einfach alles. So vermuteten die beiden Engel zumindest. Jedoch war Audrey noch nie ein gewöhnlicher Engel gewesen, was sie wohl in diesem Moment ausgeblendet haben mussten. Audreys spezielle Art gewährte es ihr sich ein wenig gegen die Prozedur des Vergessens zu widersetzten. So schaffte sie es sich an bestimmte Situationen und Worte zu erinnern, ohne Crowleys Gesicht, geschweige denn seine Stimme wieder zu erkennen. 
Und in manchen Momenten gelang es Audrey, weitere Erinnerungen dazu zu gewinnen. So wie es ihr mit dieser lang verschollenen Erinnerung gelang. Und all dies nur, weil sie Crowley schreien gehört hatte.

Erschrocken zuckte Audrey zusammen, als sie das Flashback verdrängte und sich wieder auf die Gegenwart konzentrieren konnte. Ausdruckslos und wie in Trance, starrte sie auf Crowley und Aziraphale vor sich, welche sich zu unterhalten schienen. In Gedanken noch immer überlegend, wie Crowleys Schrei sie an Anthony erinnern konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 13, 2023 ⏰

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