[ 18 ]

969 39 0
                                    

Ich fahre einfach geradeaus ohne ein Ziel. Hauptsache weh von diesen Psychos. Ich meine, ganz ehrlich, leben die in ihrer eigenen Welt? Wissen die, was die Realität ist? Das Ganze ist so absurd, ich weiß selbst nicht was ich davon halten bzw. darüber denken soll. Lorenzo wollte doch, dass ich mit Rico auf Liebespaar tue, und meiner Meinung nach ist uns das mehr als gelungen. Die Leute hatten nicht mal einen Hauch von Zweifel übrig, so begeistert wie sie von uns waren. Was kann ich also dafür wenn SEIN Sohn sich nicht unter Kontrolle hat? Am Ende wollte ich doch nur schlichten. Aber ne, mir die Schuld zu geben wäre leichter. Aber nicht mit mir, die können mich doch nicht wie eine Marionette benutzen. Dauernd vibriert mein Handy und ich sehe Nachrichten von Mateo, Rico und Paloma. Dann sehe ich hinter mir auch noch einen schwarzen SUV, der mich zu verfolgen scheint. Ich versuche zu erkennen wer es ist aber es ist zu dunkel. Ich gebe Gas und hänge den SUV ab, biege mehr Mals ab und parke dann schnell in einer Parklücke. Hektisch schalte ich das Auto ab, damit die Lichter aussehen, und genau 1 Sekunde später fährt der SUV vorbei. Ich bücke mich etwas damit ich nicht gesehen werde und sehe, wie Elmo an mir vorbei fährt. Elmo??? Wieso der denn? Aber gut, vielleicht war das genau mein Glück. Wäre es Rico oder Mateo gewesen, die hätten sofort mein Auto erkannt und wären nicht so naiv einfach vorbei gefahren. Da war der liebe Gott mal auf meiner Seite.

Nach einigen Minuten beschließe ich zu Selma zu fahren. Dort würden sie mich nicht finden und ich könnte mal wieder einfach ich sein, ohne diese Schauspielerei und dauernd Drama. Ich stehe vor ihrer Tür und Klingel, doch es öffnet keiner. Erst nach dem 3 klingeln öffnet sie mir verschlafen die Tür und als sie mich sieht, werden ihre Augen sofort groß. Sie nimmt mich sofort ohne etwas zu sagen in die Arme und zieht mich rein.

„Andra was machst du hier? Geht es dir gut?" „ich muss lächeln, da es gut tut jemanden ehrlichen vor mir zu haben, der sich wirklich um mich zu sorgen scheint. Ich nicke nur und nehme sie wieder in meine Arme und genieße dabei meine Freundin wieder in meiner Nähe zu haben. Wir setzen uns auf die Couch und sie macht uns eine heiße Schokolade. Während wir sie trinken erzähle ich ihr grob was alles passiert ist. Jedoch muss ich ein paar teile abändern, da sie sich sonst zu viele Sorgen machen würde. Also erzähle ich ihr die Geschichte mit Rico, die wir auch seiner Familie aufgetischt hatten. Aus der Mafia werden reiche Geschäftsleute, das einzige wobei ich sie nicht anlüge ist der Fakt, dass ich Rico nicht aus liebe heirate. Sie denkt, es wäre ein Deal zwischen uns. Er bezahlt die Krankenhauskosten, und ich verhelfe ihm bei seinen Geschäften. So ganz kauft sie mir das alles nicht ab denke ich, ihr Gesicht zeigt wie kritisch sie das ganze sieht. Um ehrlich zu sein ist die Geschichte auch absurd, aber noch verrückter wäre es wenn ich ihr die komplette Wahrheit erzählen würde.

„Leandra.. warum hast du mir nichts erzählt? Weißt du wie mich das verletzt hat?" traurig schaue ich sie an. „es tut mir leid.. ich habe nicht nachgedacht. Ich hatte eine Art Tunnelblick und habe nur noch meinen Papa gesehen. Ich wollte dich wirklich nicht verletzen. Lo siento Selma.."

Sie schaut mich kurz an und will mich wieder in die Arme nehmen, als es plötzlich an der Tür klopft. Unsere Augen werden groß und ich nehme meinen Finger an meinen Mund um ihr zu signalisieren, leise zu sein. Wir bewegen uns nicht, als es dann nochmal klopft. Noch immer schauen wir uns mit großen Augen an, als plötzlich Mateos Stimme erklingt. „Ich weiß dass ihr hier seid, macht auf. Ansonsten brauchst du bald ne neue Tür, Selma." Ihre Augen werden noch größer und ich habe Angst, dass sie in Panik verfällt. „Ich zähle bis drei.. eins.. zw-" „ICH KOMME" schreit Selma plötzlich, was mich meine Hand an die Stirn klatschen lässt. Schnell stehe ich auf und gehe zu ihrem Schrank um mich darin zu verstecken.

„Oh wie nett, die hübsche Selma ist ja doch zu Hause, was eine Überraschung" höre ich Mateo sagen. Ich höre seine Schritte, wie er in die Wohnung läuft. „so liebe Selma, bevor ich mich jetzt zum Hampelmann mache sagst du mir, wo meine Pupetta ist. Ich werde jetzt sicher nicht verstecken mit ihr spielen" „s-sie ist n-nicht d-d-da" stottert sie. Na toll. Also so wird das nichts mit verstecken. Aber woher weiß er wo ich hin? Mierda... „Leandra komm raus. Sofort" sagt er, doch ich denke gar nicht dran. „Leandra, Leandra, Leandra,.. du weißt doch was das für folgen hat. Spiel nicht mit mir." Er läuft durch den Raum und ich versuche meinen Atem anzuhalten. „Raus aus meiner Wohnung, oder ich rufe die Polizei!" Nach Selmas Ansage herrscht erstmal toten Stille, bis Mateo auf einmal herzhaft anfängt zu lachen. Und genau in dem Moment öffnet sich ruckartig die Schranktür. „Hab ich dich, Pupetta." Er schaut grinsend zu mir runter, und ich atme tief aus und verdrehe meine Augen. „Ich werde hier bleiben. Hau ab und lass mich in Ruhe" ich gehe aus dem Schrank und laufe zum Sofa, wo meine heiße Schokolade noch steht. Ich nehme sie in die Hand, die andere stecke ich in meine Hosentasche und schaue ihn abwartend an. „Du weißt ja wo die Tür ist, die du fast eintreten wolltest. Also los." Mein Blick zu ihm wird auffordernd doch er grinst nur provozierend. „Selma es war nett mit dir, sag der Polizei schöne Grüße wenn du sie rufst. Mein Name ist übrigens Mateo Lozano, die freuen sich von mir zu hören. Aber jetzt nehme ich deine Freundin mit, wir müssen unsere Hochzeiten planen. Gute Nacht, hübsche" er kneift ihr in die Wange was sie rot anlaufen lässt, macht dann einen Schritt auf mich zu und hebt mich über seine Schulter. Ich schnaube wütend auf und haue ihm gegen seinen Rücken, aber es lässt ihn noch nicht einmal zusammenzucken. „Andra soll ich dir Polizei rufen?!" die arme Selma, sie muss sich solche Sorgen um mich machen. „Nein schon gut, die Familie meines Verlobten tickt nur nicht ganz sauber. Ich ruf dich morgen an!" und schon läuft er aus der Wohnung raus direkt auf sein Auto zu. „Ich bin mit meinem eigenen Auto da, lass mich runter" er lacht wieder und haut mir auf den Hintern. „Hey!" „ach, stört dich das?" „ja? Ich bin verlobt, dass mich nicht an!" er lacht noch lauter als vorher, was mich immer mehr provoziert. „Stimmt, du bist gezwungenermaßen mit meinem Bruder verlobt, ich vergaß, lo siento." „wenn es dir so leid tut, lässt du mich jetzt runter Lozano!" er öffnet die Beifahrertür seines Wagens, setzt mich rein und schaut amüsiert zu mir runter. „Es tut mir doch nicht leid, ist wohl dein Pechtag. Er knallt die Tür zu und schließt den Wagen. Was wird das denn jetzt? Ich beobachte ihn wie er um den Wagen rum läuft. Er öffnet ihn wieder und setzt sich hinein. Schnall dich an Prinzessin." „was ist mit meinem Wagen?" „nichts, was soll damit sein. Hast gut geparkt." „idiota" Murmel ich vor mich hin. Dann fährt er leicht grinsend auch schon los durch die Nacht.

Keiner sagt etwas und ich genieße die Ruhe, schaue aus dem Fenster und versinke in Gedanken. Erst als Mateos Handy klingelt schaue ich kurz zum Display im Auto. „Mierda" murmelt er und fährt mitten auf der Landstraße rechts ran. Etwas gruselig ist es ja, da es hier überhaupt keine Beleuchtung gibt und wir quasi mitten im nichts sind. Dann steigt er schnell aus und läuft etwas weiter um das Telefonat anzunehmen. Ich schreibe kurz Selma dass sie sich keine Sorgen machen braucht und beschließe dann, auch kurz auszusteigen weil meine Blase drückt. Hier im Wald wird mich eh keiner sehen, so dunkel es hier ist. Ich laufe zwei drei schritte hinein, weiter will ich nicht, ziehe meine Jogginghose und meinen Slip runter und gehe in die Hocke, um meine Blase zu leeren. Ja, vielleicht ist das nicht allzu ladylike aber ich bezweifle, dass ich das noch bis zu Hause aushalten werde. Während ich also laufen lasse steht auf einmal Mateo neben mir. „Muss das sein?" „Hau ab du Arschloch! Nicht mal beim pinkeln habe ich meine Ruhe von dir!" er lacht laut über meine Aussage aber bleibt stehen und rührt sich nicht. „Macht dich das geil oder was? Verpiss dich jetzt zu deinem Auto!" doch er tut es nicht. Ich richte mich auf, ziehe meinen Slip hoch und schaue ihn dann wütend an. Da es aber so dunkel ist erkenne ich sein Gesicht kaum, nur seine Augen funkeln.

„Du solltest nach wie vor aufpassen wie du redest." „ich glaub ich hör nicht richtig. Meinst du das ernst? Da sagst gerade DU zu MIR?" entsetzt schaue ich ihm in die Augen. Jetzt ist es nämlich offiziell. Er hat einen Schaden, anders kann ich mir seine Schizophrenie nicht erklären. „Wie waren deine Worte noch einmal? Du gehörst nicht zur Familie? Dann dein Schlag auf meine Schläfe und dafür noch nicht einmal eine Entschuldigung? Ich glaub du bist bisschen behindert." „Der Schlag war nicht mit Absicht." „ahja? Wie ist es denn dazu gekommen, hmm? Weil du nicht ertragen kannst dass ich mich mit Rico verstehe? Sorry aber ich kann nichts dafür, dass deine Verlobte scheisse ist. Und es ist nicht mein Problem!" „ja du hast recht, es ist nicht dein Problem. Das einzige Problem was du hast ist, dass du mich willst, und nicht Rico. Also tu nicht so als wärst du auf einmal verliebt oder sonst was!" jetzt wird auch er wieder lauter. Inzwischen weiß ich aber auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Egal was ich sage, es wird sowieso verdreht und führt zu nichts. Ich schüttle deswegen einfach nur noch meinen Kopf und laufe an ihm vorbei Richtung Auto. Doch bevor ich bei ihm ankomme spüre ich seine Hand in meinem Nacken. Er dreht mich zu sich und schaut von oben zu mir runter. Es vergeht eine Weile, in der wir so dastehen und keiner was sagt. 

"Hast du mit ihm geschlafen?" 

"Nein"

Und schon spüre ich seine Lippen stürmisch auf meinen.

His dark secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt