Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus, aber die Zeit überbrücke ich mit meinen Gedanken bei Ricardo. Ich weiß nicht was gerade mit mir los ist, aber die ganze Sache verwirrt mich so sehr, dass ich in den Momenten wie vorher beim Kuss nicht denken kann, sondern es einfach über mich ergehen lasse. Normalerweise habe ich immer über alles die Kontrolle, denke strukturiert und immer objektiv. Aber nach dieser Woche in der so extrem viel passiert ist, kann ich das irgendwie nicht mehr, und das macht mir Sorgen. Ich darf nicht vergessen, dass es um Papa geht. Dass ich alles nur für ihn mache und das somit mein Job ist. Natürlich fällt es mir einfacher, wenn ich mich mit allen gut verstehe und es nicht mehr ein Albtraum ist mit ihnen zu leben und meine Beziehung zu faken. Aber zweiteres hat mir erst Mateo ziemlich schwer gemacht, und jetzt auch noch Ricardo. Nun gut, Ricardo ist ja mein Verlobter, also ist es ja zu unserem Vorteil, so wie er sich verhält. Aber nicht für meinen Kopf... und sicher nicht in der Geschwindigkeit. Macht er das alles nur, weil wir es müssen? Aber wenn ja, wieso auch dann, wenn wir allein sind? Will er die Spannung zwischen uns lockern? Gefalle ich ihm doch einfach? Aber was ist dann mit der Frau, dem er sein Herz geschenkt hat?
„Wir sind da, Senora Sorilla."
Vladi reißt mich aus den Gedanken und ein Blick aus dem Fenster zeigt mir direkt das Krankenhaus, was mich wieder in die Realität bringt. Ich schüttle die Gedanken weg und setze ein Lächeln auf, da ich gleich wieder bei Papa sein werde und Informationen zu einer neuen Behandlung erhalten werde. „Bitte, nenn mich Andra". Erwidere ich noch kurz und will dann aus dem Auto steigen, doch er hält mich auf. „Gut Andra, aber bitte, ich steige zuerst aus und öffne dir die Tür." Ohne mich darauf antworten zu lassen steigt er aus und läuft um das Auto, um mir die Tür aufzuhalten. Es ist ein eigenartiges Gefühl, aber darüber kann ich mir später Gedanken machen.
Ich will gerade aussteigen, doch plötzlich sehe ich hinter ihm mehrere Leute, die ihm näherkommen. Ab jetzt passiert alles wie in doppelter Geschwindigkeit. „VLADI!!!" schreie ich und versuche so schnell wie möglich aus dem Auto zu steigen, doch es geschieht alles so schnell. Die vermummten Männer hinter ihm schlagen ihm mit einer Metallstange über den Kopf und er fällt zu Boden. Dieses Geräusch ist der Horror für mich und auch der Schock sitzt so tief, dass ich kaum reagieren kann und mit weit aufgerissenen Augen auf den regungslosen Vladi vor mich schaue. Erst nach einem kurzen Moment merke ich, wie einer der Typen direkt vor mir steht. Langsam wandert mein Blick zu ihm hoch, doch er steht ruhig vor mir und schaut zu mir runter, was mich immer panischer werden lässt. Meine Atmung wird schneller und ich merke immer mehr, wie tief ich jetzt in der Scheisse stecke. Alle meine Sinne schlagen Alarm, was mich reflexartig dazu bringt dem Typen zwischen die Beine zu treten. Ich weiß nicht woher, aber ich hatte so eine Kraft drauf, dass er schmerzhaft aufstöhnt und sich vor mir krümmt. Ich schubse ihn an den Schultern nach hinten und renne. Ich renne so schnell ich kann, so schnell wie noch nie in meinem Leben. Immer mehr heiße Tränen fließen über meine Wange und meine Beine werden immer schwerer. Hinter mir höre ich die anderen Männer brüllen, ich solle stehen bleiben, doch ich denke gar nicht dran. Gerade als ich um die Ecke laufen will, renne ich gegen eine ältere Dame, die so wie ich durch den Aufprall nach hinten fällt. „Entschuldige" murmle ich und will gerade wieder aufstehen, da packen mich riesige Hände an den Schultern und reißen mich nach hinten. Eine Hand legt sich auf meinen Mund, sodass ich keinen Schrei mehr loswerden kann. Mit großen Augen und Tränen in den Augen schaue ich zu der Frau, gegen die ich gerannt bin, die gerade auch mit Mühe und mit Hilfe ihres Gehstocks aufgestanden war. Sie schaut wütend hinter mich und schlägt mir ihrem Stock auf den Boden, als sie den Mann hinter mir anspricht. „Sie Vollidiot, lassen Sie die Frau los! In welcher Welt leben wir denn, dass man so mit jungen Frauen umgeht?!" „Gute Nacht Omi" höre ich nur eine tiefe Stimme hinter mir und direkt darauf erneut dieses Ohrenbetäubende Geräusch, was mich zusammenzucken lässt. Die Frau vor mir hält sich die Hand an ihr Herz, wo immer mehr Blut über ihre Hand strömt. Meine Augen drohen herauszufallen, so geschockt bin ich und kann mich kaum bewegen. Erst nach kurzer Zeit realisiere ich, wie kaltblütige dieser Bastard diese unschuldige Frau erschossen hat, was mich direkt dazu bringt wild um mich herum zu schlagen und zu treten. Aber sein Griff wird immer fester und als plötzlich ein weiterer vermummter Mann vor mir auftaucht, Fange ich an zu wimmern und bete innerlich, dass ein Wunder passieren sollte, damit ich hier lebend wieder aus deren Fängen entkommen kann. Doch dafür war es zu spät. Der Typ vor mir packt ein Tuch aus und drückt es mit Wucht gegen meine Nase. Ich versuche mich zu drehen und zu wären, wimmere in die Hand des Bastards hinter mir aber sein Griff ist zu stark. Der Geruch von dem Tuch ist so intensiv und penetrant, dass mir direkt schwummrig wird. Und kurze Zeit später, verlassen mich meine Kräfte und Sinne und ich sehe nur noch schwarz.
Mein Kopf brummt und alle Gelenke tun mir weh, als ich meine Augen versuche zu öffnen, aber sie sind so schwer, dass es fast schon schmerzhaft ist. Ich versuche mich zu drehen, doch mit jeder Bewegung wird das ziehen in meinem Kopf schlimmer, was mich schmerzhaft aufstöhnen lässt. Ich liege in einem Bett, oder eher auf einer Matratze. Ganz vorsichtig öffne ich leicht meine Augen, um etwas erkennen zu können. Doch es ist absolut dunkel und im ersten Moment sehe ich aufgrund der Dunkelheit gar nichts. Meine Augen schweifen durch das Zimmer, in welchem ich liege und das Einzige, was ich sehen kann ist der Lichtstrahl an der Tür. Sie ist geschlossen, aber unten am Ende der Tür fällt vom Zimmer davor ein wenig Licht rein.
Ich versuche mich langsam hinzusetzen und stütze mir dabei mit einer Hand den Kopf. Was haben diese Missgeburten mir gegeben, dass ich so starke schmerzen habe? Egal aber wer es ist, mit ihnen ist wirklich nicht zu Spaßen. Allein wie kaltblütig sie die Frau erschossen haben, zeigt, dass sie über Leichen gehen. Ich hoffe nur, dass Vladi diesen Schlag überlebt und nicht verblutet. Ich hoffe, dass er dann direkt Lorenzo bescheid sagt und sie mich so schnell wie möglich hier finden und rausholen. Ich habe so unglaublich Angst vor dem, was jetzt auf mich zukommt, dass mein Körper schon nur bei dem Gedanken daran beginnt zu zittern.
Langsam schweifen meine Augen durch den Raum. Es muss irgendein Zimmer im Untergeschoss sein, denn es gibt hier kein einziges Fenster, bis auf ein kleines, typisches Kellerfenster ganz oben an der Wand, welche von Gittern umgeben ist. Ich sitze auf einer ekligen Matratze, die auch schon ihre besten Jahre hinter sich hat. Ansonsten befindet sich außer einem Eimer in der Ecke nichts mehr hier. Es riecht auch streng, was es mir nicht einfacher macht, klar zu denken. Dios mio, schenk mir kraft das zu überleben und irgendwie hier rauszukommen.
Plötzlich sehe ich am Türschlitz, wie ein Schatten drübersteht und weniger Licht in diesen Höllenraum scheint. Ich rutsche zurück auf der Matratze und ziehe meine Beine an meine Brust. Meine Atmung beschleunigt sich wieder und ich vergesse vor Angst die Schmerzen, die mich plagen. Mit einem Ruck öffnet sich eine kleine Klappe in der Tür, und zwei tiefschwarze Augen schauen hinein und beobachten mich ein paar Sekunden. Kurz darauf höre ich mehrere Schlösser aufgehen und bekomme direkt kaltschweiß auf der Stirn. Die Tür öffnet sich und ein Riese tritt hinein. Es könnte der Schrank von vorhin am Auto sein, so groß und breit, wie er ist, doch diesmal kann ich perfekt auf sein Gesicht gucken, da es nicht verdeckt ist. Erschrecken ist, dass ich mir genau so einen kaltblütigen Mörder und Entführer vorstelle. Er hat ganz kurzes Haar, mehrere Narben und sogar Warzen im Gesicht, was ihn noch angsteinflößender wirken lässt. Mein ganzer Körper zittert und ich kriege kein Ton raus, doch ich glaube, vor so skrupellosen Leuten ist es vielleicht sogar besser, den Mund zu halten.
Er steht mitten im Raum und mustert mich kurz. „Mitkommen" spricht er dann monoton zu mir runter. Doch ich bin wie erstarrt und kann mich nicht bewegen. Er soll bitte einfach gehen und ich von dem Traum aufwachen. Aber es ist wirklich kein Traum, das spüre ich jetzt, nachdem er meine Haare packt und mich nach oben reißt. Von Schmerzen gequält schreie ich auf, doch er zeigt keinerlei Reaktion. „Schon gut, Schon gut, ich komme schon" wimmere ich, doch er scheint erst nicht zu hören. Dann schubst er mich mit voller Wucht vor zu Tür, was mich fast stolpern und fallen lässt, doch ich schaffe es noch mein Gleichgewicht wieder zu finden.
„Links" sagt er dann wieder kurz und trocken, ich befolge ihm aber direkt. Vor Nervosität und Aufregung spiele ich eingeschüchtert mit meinen Fingern und laufe langsam den Flur entlang. Es ist eindeutig in einem Keller, so wie es hier riecht und aussieht. Hier gibt es überhaupt kein Fenster und die Feuchtigkeit ist richtig zu spüren. Auf einmal schubst der Bastard mich erneut nach vorne, was mich wieder vor Schreck zusammenzucken lässt. „Schneller" kommt dann wieder von ihm. „Kannst du normal reden? Du brauchst mich nicht die ganze Zeit zu schubsen, reden hilft auch, idiota!" sage ich dann vor Wut, aber weite dann direkt wieder meine Augen.
Mierda, muss ich immer so vorlaut sein?
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His dark secret
RomanceLeandras Leben sollte nicht so aussehen, wie es aktuell ist. Nach einem Schicksalsschlag ist sie gezwungen, ihr Studium hinzuwerfen und arbeiten zu gehen. Ihre Tage sind alle gleich gestaltet, monoton und langweilig würde man sagen. Vor allem für e...