Bevor ich zu dem Laptop schauen kann, drängt sich Mateo neben mich. Gespannt schaut er zu Pablo, was ich ihm gleichtue, während er den Laptop zu uns dreht. Es ist ein Bild, auf dem Leandra in den Armen eines maskierten Bastards liegt und scheinbar in einen schwarzen Transporter getragen wird. „Was soll ich mit dem Bild? Zeig mir das Video!" schreit Mateo ihn an. Der kann seine Aggression ja kaum in Zaum halten, was das Ganze hier nicht einfacher macht. Pablo schaut ihn kurz, ohne was zu sagen mit hochgezogener Augenbraue an, wechselt dann aber zur Videoansicht. Es ist genau zu erkennen, wie Leandra gegen eine ältere Frau mit Gehstock läuft, was den Wichsern die Möglichkeit bringt sie doch zu fangen. Mierda, sie hätte es ohne diesen Zwischenfall schaffen können, aber es kam nicht so... Ich merke wie angespannt auch Mateo wird, während wir zusehen müssen, wie diese Typen die Frau vor ihren Augen erschießen und sie dann anfängt sich nach ihrem Schock zu wehren, doch Leandra ist im Vergleich klein und zierlich, also aussichtslos. Dann drücken sie ihr ein Tuch auf die Nase und sie wird ohnmächtig. Dann packen sie sie und tragen sie zu einem Transporter, in welchen sie eher unsanft geschmissen wird. Pablo Stoppt dann die Aufnahme und bearbeitet etwas. Ich schaue kurz zu Mateo, dessen Körper vor Wut bebt. Seine Augen funkeln dunkler denn je, als er plötzlich anfängt wieder zu brüllen. „FUCK! SOLCHE BASTARDE" schreit er und tritt gegen einen Mülleimer, der direkt durch die Wucht durch die Gegend geschleudert wird. Er läuft hin und her wie ein Irrer und packt wieder eine Zigarette aus. „Beruhig dich, hermano. Es bringt jetzt nichts die Fassung zu verlieren." Spreche ich ruhig auf ihn zu ein, was ihn zum Stehen bleiben bringt. Er schaut mich fassungslos an und kommt einen Schritt näher. „Ruhig bleiben? Hast du dir das gerade auch angesehen? Willst du mich verarschen?" zum Ende hin wird er wieder lauter. Ich atme tief ein, bevor ich ihm antworte, doch Cata unterbricht uns. „Helft mir und tragt ihn ins Auto. Sein Puls ist stabil, die Wunde vorerst versorgt, aber wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen." Sofort laufen wir auf sie zu und auch Elmo hilft. Nachdem wir ihn hinten im Auto hingelegt hatten. Stellen wir uns zusammen vor Pablo, der nach wie vor auf seinem Computer rumtippt. Auch Elmo scheint verärgerter zu sein, als ich erwartet hätte. Ich sagte ja, Leandra ist zwar frisch und irgendwie gezwungen in unserer Familie, aber irgendwas hat sie an sich, was uns alle fühlen lässt, als wäre sie immer in unserer Familie gewesen. Elmo und sie zicken sich dauernd an, aber so, als wären sie Geschwister. Paloma und Leandra sind inzwischen gute Freundinnen geworden und verstehen sich auch richtig gut, erst seit dem Clubbesuch ist Andra auf Abstand gegangen. Aber es ist auch viel seitdem passiert, weshalb wahrscheinlich keine Zeit für Mädels Tratsch war. Mit Pablo hatte die Kleine noch wenig zu tun, aber es ist ja auch erst eine Woche vergangen und an sich haben sie bisher auch keine Streitereien gegeben. Na gut, Cata und sie ist nochmal was anderes, aber Cata will denke ich nur ihre Macht präsentieren, die sie in unserem Haus hat.
Seit Mama gestorben ist, war Cata die Einzige, die zwar getrauert, aber dennoch Papa geholfen hat darüber hinwegzukommen. Sie war selbst noch ein Kind, und dennoch hat sie es irgendwie geschafft. Es hat sich auch seitdem nicht viel geändert, was Papierkram, Planung und Organisation in unseren Geschäften betrifft, ist Catalina unser Kopf. Sie ist, was Papierkram betrifft, die rechte Hand meines Vaters. Außerdem ist sie die Älteste von uns Geschwistern, weshalb wir alle zu ihr hochschauen und kaum einer sich traut, ihr zu Widersprechen. Bis auf Mateo vielleicht, er hat auch eine hohe Position für die die jüngeren, da er der Älteste Mann von uns ist. Alles außerhalb von Papierkram wird von ihm und Papa entschieden.
Papa mag Leandra auch, ich merke das. Wir alle können das Sehen. Er hat vieles geduldet, was sie bereits geleistet hat. Allein die Streitereien untereinander, dass sie einfach abhaut und so weiter. Natürlich wurde er ihr gegenüber schon etwas ernster, aber auch nur, damit sie versteht, dass sie sich fügen muss und nicht tun und lassen kann, was sie will. Bei anderen hätte er nicht mal mit der Wimper gezuckt und sie sofort rausgeschmissen, wenn nicht sogar schlimmeres. Man darf ihn nicht unterschätzen, nur weil er etwas älter ist.
Genau in dem Moment kommt auch mein Vater an. Er steigt aus dem Auto und trägt seinen Mantel, seriös wie immer und egal zu welcher Uhrzeit. „Was zur Hölle habt ihr wieder gemacht" kommt direkt ernst von ihm. Alle Blicke schrecken zu ihm, und dann zu mir.
„Papa, Leandra ist weg. Sie haben sie entführt." „Sie? Wer sie? Und wie konnte das passieren? Ist sie wieder abgehauen?!" Man merkt, wie die Wut in seiner Stimme immer größer wird. „No papa, Sie ist nicht abgehauen. Das Krankenhaus hat sie angerufen wegen ihrem Vater. Ich hab sie mit Vladi losgeschickt, aber sie haben ihn überwältigt und dann Andra mitgenommen. Es kann also keiner was dafür, sie haben sich das geholt, was sie wollen. Cata hat Vladi versorgt, er liegt im Wagen und ist nach wie vor bewusstlos. Pablo arbeitet am Videomaterial der Kameras und wir haben ein Kennzeichen." Erkläre ich auch ihm ruhig. Ich denke, diese ruhige Art habe ich von Mama. Ich kann auch wütend werden, so ist es nicht. Immerhin sind wir bei der Mafia. Aber wenn es darum geht, seine Wut unter Kontrolle zu behalten, dann kann ich es von meinen Brüdern am besten. Pablo ist eine Ausnahme, er ist ganz anders als wir alle. Laut meinem Vater ist er Mama, nur in männlich. Intelligent und ruhig. Genauso wie sie.
Mein Vater zündet sich eine Zigarre an und schaut zwischen uns hin und her. Zum Schluss stellt er sich zu Pablo, und fragt nach dem Stand seiner Suche. „Das Kennzeichen ist nicht angemeldet, sie sind gut vorbereitet. Sie sind vom Parkplatz und dann Richtung Süden gefahren. Auf den Schnellstraßen sind alle Kameras deaktiviert. Sie sind gehackt, was zeigt, dass sie sich auskennen. Die Entführung ist von vorne bis hinten geplant, nicht von jetzt auf gleich oder Spontan. Auf den Kameras ist ein Bot installiert, der es verhindert, dass man sie wieder aktivieren kann. Das geht nicht von jetzt auf gleich und-" „Stopp!" ruft Mateo auf einmal und schaut mich an. „Bist du sicher, dass das Krankenhaus angerufen hat?" verwirrt schaue ich ihn an. „Wer sonst?" „Nein, so meine ich es nicht. Was wenn sie es waren, und sie hierhergelockt haben, weil sie wussten sie würde zum Krankenhaus kommen?" Alle schauen ihn an ihn und scheinen darüber nachzudenken, denn jetzt wo er es sagt, macht das auch Sinn. „Das würde aber heißen, dass sie mehr über uns wissen, als uns lieb ist. Sie müssen Informationen über sie haben, dass ihr Papa im Krankenhaus liegt und über neue Behandlungen geprüft werden. Sie selbst sagt, dass sie keine Feinde hat, und ich denke es auch nicht. Vor uns war ihr Leben im Vergleich zu unserem langweilig. Es sind Leute, die sich Mühe geben, uns zu schaden." Spricht Catalina dann an Papa gerichtet. „Dios mio, wieso muss die Arme das für uns durchmachen jetzt? Wer weiß, was sie mit ihr anstellen..." sagt Paloma in die Runde. Man merkt, wie wichtig Andra ihr geworden ist, und es tut weh, dass meine kleine Schwester so in Sorge sein muss. Normalerweise kriegen Paloma und Pablo erst was von Mafiageschehnissen mit, wenn es ernst wird und unsere Familie wirklich bedroht wird. Dann ist es aber unsere gesamte Familie gegen jemand anderen. Aber wirklich selten, dass jemand von uns entführt wurde.
„So, wie sie mir immer kontert und was sie damals mit mir im Club gemacht, ist sie nicht leicht runterzukriegen, glaub mir Schwesterherz." „Du bist auch ein idiot, Elmo" antwortet Paloma ihm, was ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihr rüber schauen lässt. „Kriegst du das hin, Pablo?" „Ich bin dran, Papa. Aber das wird dauern, es ist schätze ich das Komplizierteste, was ich je tun musste." „Wenn einer das hinbekommt, dann du mi hijo. Wir fahren jetzt nach Hause, alle. Nur mit Pablos Ergebnisse können wir weiter handeln. Ich informiere Alvo direkt in der Früh und dann planen wir weiter. Jetzt sollten wir klare Köpfe bewahren und etwas Schlaf finden." Erklärt Papa weiter. „Schlaf? SCHLAF?! Wie zur Hölle sollen wir jetzt schlafen? Wer weiß, was sie gerade durchmachen muss!" „Mateo, hast du eine andere Idee wie wir sie finden oder was hast du sonst vor?" Fragt unser Vater ihn mit hochgezogener Augenbraue. Mateo schaut ihn nur an und weiß wohl selbst mich weiter, was ihn verzweifelt durch sein Haar fahren lässt. „Ich werde durch die Straßen fahren und den Wagen von den Bastarden suchen. Aber mich in mein Bett legen werde ich bestimmt nicht. Wenn noch Mariella da ist, drehe ich noch komplett durch und dann bringe ich sie um." Mein Vater schaut ihn ernst an und will ihm gerade widersprechen, doch ich komme im zuvor. „Ich werde ihn begleiten. Ich kann mich nicht ins Bett legen und von ihrem Geruch umhüllt werden, während sie weiß Gott wo ist. Ruft uns an, wenn es was neues gibt." Sage ich bestimmend. Keiner sagt mehr was, nur Papa schaut nach wie vor ernst zwischen uns hin und her und scheint zu überlegen. Ihm ist jedoch bewusst, dass er uns nicht umstimmen kann, weshalb er sich einfach umdreht und zum Wagen geht. Ich nicke Mateo zu und wir laufen zu meinem Auto. Die anderen verteilen sich auf die drei Wägen. Pablo fährt mit Papa, Catalina nimmt Mateos Wagen und Elmo steigt mit Paloma in den Wagen, in dem vorher Leandra und Vladi gefahren sind.
„Hermano... ihr darf nichts passieren. Ich weiß nicht, was diese Frau mit mir macht. Aber wenn ihr etwas zustößt... werde ich den 3. Weltkrieg beginnen."
Das von meinem Bruder in unserer Situation zu hören, schmerzt etwas... ich sollte derjenige sein, der so fühlt und handelt...
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His dark secret
Roman d'amourLeandras Leben sollte nicht so aussehen, wie es aktuell ist. Nach einem Schicksalsschlag ist sie gezwungen, ihr Studium hinzuwerfen und arbeiten zu gehen. Ihre Tage sind alle gleich gestaltet, monoton und langweilig würde man sagen. Vor allem für e...