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Wir haben so tief geschlafen, dass wir tatsächlich erst mit meinem Wecker aufwachen. Langsam strecke ich mich, und öffne dann meine Augen. Sie liegt noch immer auf mir und hat mich fest umschlungen, was mich lächeln lässt. Langsam öffnet sie dann auch ihre Augen und schaut zu mir hoch. „Guten Morgen, Princesa." Flüstere ich ihr zu, woraufhin auch sie lächelt. Dann legt sie ihr arme um meinen Hals, zieht sich etwas hoch und küsst meine Wange. Ich nehme ihr Kinn zwischen meine Finger, mustere sie von oben bis unten küsse sie dann nochmal zärtlich auf ihre Lippen.

„So begrüßen verlobte sich." Sage ich und sie fängt an zu lachen. Es ist schön sie lachen zu sehen, nachdem sie vorhin nicht mal reden wollte. Vorsichtig steht sie auf und verzieht ihr Gesicht wieder schmerzhaft und hält ihre Hand an ihren Oberschenkel. „Tut es noch immer so sehr weh?" frage ich sie besorgt. „Ein wenig. Es zieht, wenn ich laufe und brennt etwas, wenn es mit etwas in Berührung kommt." Sagt sie traurig, was mir fast das Herz bricht.

Sofort stehe ich auf und laufe zu ihr hin, um sie überraschend in die Arme nehme und hochhebe. Ein kurzer überraschter Schrei von ihr lässt mich auflachen und ich laufe gemeinsam mit ihr in unser Ankleidezimmer.

„Was möchte meine Prinzessin anziehen. Oder willst du so bleiben?" „Nein, ich glaube es tut mir gut, wenn ich mich etwas frisch mache. Aber ich glaube ich ziehe ein Kleid an, Hose könnte vielleicht weh tun." Ich nicke und schaue mich auf ihrer Seite um. Dann nehme ich ein schwarz-weiß gestreiftes Kleid aus dem Schrank, ein schlichtes Kleid, was ihrer Figur aber schmeicheln wird, da es etwas enger geschnitten ist.

„Oh, bist du jetzt mein Modeberater geworden?" fragt sie mich grinsend und ich schaue sie gespielt arrogant an. „Dass ich den besten Geschmack habe ist ja sowas von klar. Ich mein, schau dir mal meine Verlobte an." Sie lacht wieder laut auf was mein Herz erwärmt, und so laufen wir wieder zurück zum Schlafzimmer. „Sehe ich nicht aus wie ein Häftling in dem Kleid?" „Und wenn schon, dann bist du der heißeste Häftling, den die Welt je gesehen hat. Und ja, irgendwie bist du ja auch einer. Aus dem Ricardo-Knast kommst du nicht mehr so schnell raus, mi hermosa." Wieder lacht sie und auch ich muss grinsen. Ich setze sie vorsichtig auf dem Bett ab und helfe ihr aus ihren Klamotten raus. Sie scheint sich wirklich wohl bei mir zu fühlen, denn sie hat überhaupt kein Problem damit nur in Unterwäsche vor mir zu sitzen. Generell sollte sie sowieso kein Problem damit haben, bei so einem Körper, der perfekt scheint. Na gut, ich muss zugeben, ich stehe eigentlich auf weniger. Ich brauche nicht viel Brust oder Hintern, aber Leandra steht es und sie sieht wirklich bildhübsch aus.

Nachdem ich ihr geholfen habe das Kleid umzuziehen und ihre Plüschhausschuhe geholt habe, helfe ich ihr ins Bad und sie macht sich einen strengen Dutt, wäscht nochmal ihr Gesicht und cremt sich ein. Nachdem ich mich dann auch umgezogen habe, hebe ich sie wieder hoch und laufe mit ihr aus dem Zimmer raus.

„Trägst du mich dann auch so über die Schwelle, wenn wir geheiratet haben?" fragt sie mich grinsend. „Ne, wieso sollte ich? Ist ja nur eine Hochzeit, kein Grund dich da durch die Gegend zu tragen, ich glaub du spinnst bisschen." Antworte ich ihr Ernst. Doch nachdem ich sie angeschaut habe und sehe, wie zickig sie mich finsteren Blick anschaut, muss ich sofort lachen und schüttle dabei meinen Kopf.

„Alles, was du wünscht Prinzessin, also wenn du das willst, dann tu ich das auch." „Ne, das ist ja voll scheisse. Das ist doch eine Tradition, du musst das von dir aus machen, nicht weil ich es mir wünsche." Okey ich merke, da ist jemand zickig. Mit einem sanften lächeln schaue ich sie an, doch sie schaut extra von mir weg, weswegen ich sie etwas zu mir drücke, während sie auf meinen Armen liegt und wir durch den Flur laufen. „Ich weiß was Traditionen sind, nur wusste ich noch nicht, dass du Traditionen liebst. Da ich es jetzt weiß, weiß ich auch genau was zu tun ist. Und bevor du weiter zicken kannst, ich bin auch ein traditioneller Mensch, also sind wir uns da dann einig, nicht wahr?" Arrogant schaut sie zu mir hoch und versucht ernst zu bleiben, aber ich merke, dass es ihr schwerfällt. Es dauert auch nicht lange, dann lacht auch sie wieder.

Unten angekommen kommt uns Mateo entgegen und schaut zu Boden als er uns sieht. Ihm gefällt es sicher nicht, mich mit ihr so zu sehen. Aber er weiß auch, was Papa zu uns gesagt hat... Da muss er jetzt durch, genauso wie ich. Immerhin schmerzt es auch für mich, meinen Bruder so zu sehen und ich hoffe und bete einfach, dass alles gut wird und unsere Beziehung nicht darunter leidet.

„Es freut mich, dass es dir wieder besser geht, Leandra." Sagt er dann, was sie lächelnd zu ihm gucken lässt. Sie löst sich etwas von mir und ich lasse sie runter. Eine unangenehme Stille überkommt uns, doch Elmo unterbricht uns. „Esst ihr im Flur oder warum steht ihr so blöd rum." Andra dreht sich zu ihm augenverdrehend um und läuft uns voraus zu ihm. „Du isst auf dem Boden, wenn du weiter so schlaue Sprüche drückst, du Penner." „Ooooooh da ist die freche Andra ja wieder" sagt er und beide müssen lachen. Ich schaue nur kurz zu Mateo, der mir kurz zunickt und wir laufen dann alle ins Esszimmer.

Überraschenderweise sitzt Alvo bereits mit Papa und Catalina am Tisch. Wir setzen uns an unsere gewohnten Plätze, ich neben Ricardo, doch Paloma und Pablo fehlen. „Elmo, schau bitte nach deinen Geschwistern, wir wollen beginnen." Spricht Papa zu ihm und wendet sich dann an Leandra. „Wie geht's dir, Andra?" fragt er sie. Sie setzt ein leichtes Lächeln auf und schaut zu ihm auf „Besser, danke". Ich nehme unter dem Tisch ihre Hand und drücke sie leicht, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine da durchmuss. Dann lächelt sie kurz zu mir hoch und drückt auch meine kurz.

Schließlich kommen auch Paloma und Pablo ins Esszimmer und uns wird das Essen serviert.

Das Essen an sich vergeht ruhig und es wird nur etwas Smalltalk geführt.

Nachdem alle aufgegessen hatten, räuspert sich Alvo und schaut direkt zu Leandra. Alle sind ruhig und haben auch ihre Aufmerksamkeit bei ihr.

„Zuallererst tut es mir leid, was dir passiert ist. Das sollte und darf uns nicht passieren. Deswegen jetzt mein Appell an alle. Ihr zieht morgen früh zu uns. Wir müssen wieder stärker sein, denn je und den Feind zeigen, wie wir zusammenhalten. Mit eurem Papa habe ich das beschlossen, eure Cousinen wissen auch Bescheid. Marco weiß auch Bescheid, er schickt uns seine Söhne, die ebenfalls vorübergehend bei uns bleiben werden. Euer Onkel Marco selbst kann mit seiner Frau nicht kommen, da sie weiter die Geschäfte in Südfrankreich führen müssen. Im Fall der Fälle werden sie aber da sein, so wie die anderen in Spanien und Frankreich. Fürs erste sollte das reichen. Ihr wisst, wir haben genug Platz für alle, also sollte es da keine Probleme sein. Immerhin sind wir eine Familie, da ist das ja selbstverständlich. Der Rest sollte eigentlich klar sein, aber auch für dich nochmal Leandra. Keine Alleingänge, nur mit deinem Verlobten. Und auch nur, wenn es zwingend nötig ist. Haltet alle eure Augen offen. Wir sind dran herauszufinden, wer Luigi ist. Das Kennzeichen führt uns natürlich ins nichts. Jetzt aber noch eine Frage Leandra, denn wir müssen weitersuchen. Kannst du dich an irgendwas erinnern, als du freigelassen wurdest? Irgendwas?" „ich weiß nicht, was ihr wisst aber... ich denke es war eine Frau. Zumindest war sie klein und hatte lange Haare. Sie hat aber nicht mit mir gesprochen, sondern nur einen Zettel mit dem Code für die Tür in die Hand gedrückt. Dann bin ich raus und wurde mit einem schwarzen BMW weggefahren, aber meine Augen waren verbunden. Es war im Wald, das weiß ich, aber ich konnte dann erst wieder sehen als er mich rausgelassen hat." Sagt sie. Ich höre ihr zu und erkenne, wie ihre Stimme anfängt zu zittern, während sie darüber spricht. Es tut mir so leid für sie, dass ich meine Hand beschützend auf ihren Oberschenkel lege. Doch sie zeigt dabei keine Reaktion, sondern schaut wie als wäre sie abwesend nur auf den Tisch vor sich. „Und woher weißt du, dass es ein „er" war? Hat er mit dir gesprochen oder hast du es an der Statur erkannt?" erst antwortet sie nicht, doch dann schaut sie hoch direkt zu Alvo. „Er hatte mir gesagt, ich solle weiter laufen dann würde ich sie finden." Alle halten ihren Atem an und schauen sie an, während sie wie erstarrt zu ihm guckt. „Sie kennen unseren Standort. Vielleicht hören sie uns sogar ab, die Bastarde." Kommt dann von Mateo, dem man gut ansehen kann, dass er vor Wut gleich platzt. „Wir lassen das prüfen. Macht euch einfach bereit für euren Umzug morgen, den Rest besprechen wir dann." Sagt auch Alvo in einem gestressten Ton, steht auf, wählt eine Nummer auf seinem Handy und verlässt das Esszimmer.

Das alles scheint größer und schlimmer, als ich gedachte hatte...

His dark secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt