Gefühlt eine Ewigkeit vergeht, die ich warten muss. Ich rief in der Klinik meines Vaters an, um mich nach seinem Zustand zu erkundigen, der sich übrigens nach wie vor nicht geändert hat. Ich solle die Tage nur mal vorbeischauen, um eine neue Behandlung in Erwägung zu ziehen. Solche Sachen habe ich schon oft gehört, sie waren mir aber nie sicher genug. Wir werden sehen, was die neue Klinik so für Vorschläge hat. Danach telefonierte ich mit Selma. Sie macht sich nach wie vor Sorgen um mich, aber ich konnte sie etwas beruhigen, nachdem sie meine Stimme gehört hat und wir zusammen lachen können. Ich muss sagen, auch wenn ich sie überwiegend in der Arbeit gesehen habe, fehlt sie mir... Immerhin ist sie die einzige, der ich mich öffnen konnte. Sonst habe ich doch niemanden. Aber natürlich mag ich sie nicht nur deswegen. Sie ist der Ruhepol zu meiner aufbrausenden Art. Und hier scheint jeder irgendwie aufbrausend zu sein. Naja, bis auf Pablo, Palomas Zwillingsbruder. Mit ihm hatte ich bisher aber kaum ein Wort geredet, aber auch zu den anderen ist er nicht ziemlich offen. Bisher habe ich ihn nur vertieft in ein Buch oder in sein Handy gesehen. Lorenzo meinte ja, dass er viel für sein Studium lernt, aber die anderen sind allesamt einfach anders als er. Man merkt die Bindung zwischen Paloma und Pablo aber, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie sorgen umeinander und wenn Pablo jemandem oder etwas mal Aufmerksamkeit schenkt, dann ist es Paloma. Ich weiß nicht, ob das einfach seine Art ist oder ob etwas dahinter ist, aber ich werde Paloma oder Rico mal fragen. Dennoch war er mir gegenüber immer ziemlich nett, also will ich mich auch gar nicht groß beschweren.
Die sich öffnende Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Doch nicht Rico, sondern Paloma kommt zur Tür rein. Sie schließt die Tür hinter sich und fängt auf einmal lauthals an zu lachen, was mich verwirrt grinsen lässt.
„Wie geil war deine Aktion gerade? Mieeeerda wie dumm diese Puta geguckt hat. Ich wusste ja, dass du es faustdick hinter den Ohren hast, aber so?" Ich fange auch an zu lachen als sich die Bilder von Mariella mit dem Joghurt im Gesicht in mein Kopf schleichen. „Hast du gesehen, wie sie mir hinterhergerannt ist?" sage ich lachend zu ihr, was sie noch mehr zum Lachen bringt. „Ihr saht aus wie Tom und Jerry, ich konnte nicht mehr. Aber danke, dass jetzt nicht mehr die Einzige bin, die in dem Haus für Ärger sorgt." Ich schaue sie grinsend mit hochgezogener Augenbraue an und setze mich an die Bettkante. Sie setzt sich gleich neben mich und räuspert sich. „Aber Andra... eins musst du mir noch sagen. Was ist mit dir und Mateo? Irgendwie ist es komisch und die laute Diskussion aus Papas Büro wegen dir und ihr... auch sehr eigenartig." „Wie meinst du laute Diskussion?" „Naja, sie diskutieren so laut, dass es auf dem Flur kaum zu überhören ist. Und es geht um dich, also... Ist was vorgefallen?" Ich schaue zum Boden und atme tief ein und aus, bevor ich mir mit der Hand durch die Haare gehe.
„Ich weiß nicht, wie ich dir die Frage beantworten. Es ist komisch, da hast du recht. Ich und Mateo... also wir..." „Er vögelt dich?" Mit großen Augen schau ich zu ihr rüber und schlage ihr auf die Schulter. Sie lacht nur und antwortet „Was denn? Das ist Mateo, nichts neues für mich." „Ach vögelt er denn so viele? Regelmäßig?"
Paloma wackelt mit ihren Augenbrauen, was mir in diesem Moment gar nicht gefällt. „Aha, also ist da jemand neugierig vor Eifersucht? Gut zu wissen." „Nein! Also ja, wir haben wieder miteinander geschlafen, aber das ist rein körperlich. Sonst kenne ich ihn ja überhaupt nicht. Also eigentlich sollte es da nicht viel zu diskutieren geben." „Außer vielleicht, dass du aber eigentlich mit seinem Bruder verlobt bist und er auch eine Verlobte hat, die ne Furie ist?". Genervt von der Situation stehe ich auf und laufe vor ihr auf und ab. Sie steht auch auf und hält mich dann an den Schultern fasst, um mich zum Stehen zu bringen. „Komm scheiss drauf, mach dir da nicht zu viele Gedanken. Immerhin sind sie selbst schuld, dich in diese Situation gebracht zu haben. Und damit du deine Zeit nicht mehr großartig damit verschwendest, gehst du jetzt duschen und dann machen wir uns später zusammen fertig für heute Abend." Sie lächelt mich aufmunternd an, was mich auch lächeln lässt. „Aber was ist heute Abend?" „Na wir gehen feiern, ist doch klar." Sie zwinkert und verlässt das Zimmer. Party klingt nach einer guten Idee, dann kann ich endlich mal wieder komplett abschalten und zumindest dann dem Drama entgehen, welches hier zur Tagesordnung gehört. Ich muss schmunzeln über den Gedanken, wie vor Paar Tagen mein Leben noch von Stress und Monotonie beeinflusst war, und jetzt sich zum kompletten Gegenteil gewendet hat.
DU LIEST GERADE
His dark secret
RomanceLeandras Leben sollte nicht so aussehen, wie es aktuell ist. Nach einem Schicksalsschlag ist sie gezwungen, ihr Studium hinzuwerfen und arbeiten zu gehen. Ihre Tage sind alle gleich gestaltet, monoton und langweilig würde man sagen. Vor allem für e...