Die Warnung

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Die nächste Nacht in der Aryll nicht geschlafen hatte. Doch sie konnte sich nicht einen weiteren Tag drücken. Irgendwann musste sie den Cullens erneut gegenübertreten – und so tun, als wäre nichts...

„Liebling, wann wurde nochmal unsere Internetleitung durchtrennt? Ich brauche es für den Bericht an die Versicherung?", fragte ihre Mutter. Und da fügte sich das letzte Puzzelteil in Arylls Kopf. „Scheiße", dachte sie sich. Es machte alles Sinn: Die Cullens steckten hinter der Sache. Ihre Internetleitung wurde genau in der Nacht durchtrennt in der Aryll Edward das Foto gezeigt hatte.

Aryll stand lange vor dem Eingang der Schule und versuchte sich gut zuzureden. „Du musst dich beruhigen Aryll. Du darfst nicht zu auffällig reagieren?", sagte sie sich in Gedanken. Dann betrat sie endlich das Gebäude. Doch anders als sonst ging sie nicht direkt in die Klasse, sondern auf die Toilette. „Ich werde mich ihnen erst aussetzen, wenn die Stunde begonnen hat."

"Miss White, schön, dass sie uns heute auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren...", meinte die Lehrerin, als Aryll ein paar Minuten nach Beginn des Unterrichts in die Klasse schlich. "Tut mir leid Miss Burnwood. Ich hab mich nicht gut gefühlt und war noch kurz auf der Toilette. Ich wollte mich nicht im Klassenraum übergeben", sagte sie leise. "Nun gut Miss White, dann hoffen wir mal, dass es jetzt besser geht. Ansonsten sollten sie sich krankmelden und nach Hause gehen." Aryll nickte und schlich dann leise auf ihren Platz.

Das erste Mal in all den Wochen war sie nicht froh darüber zwischen Alice und Jasper zu sitzen. Dennoch versuchte sie ruhig zu bleiben. „Morgen", sagte sie leise. Zum Glück war Miss Burnwood streng, wenn es um Reden während des Unterrichts ging, also hatte Aryll noch Zeit sich auf ein Gespräch mit den Cullens vorzubereiten.

Es klingelte zur Pause. "Du siehst gar nicht gut aus", meinte Alice zu ihr. "Ich weiß. Mir gings die letzten Tage nicht gut. Vermutlich hab ich mir irgendwas eingefangen. Aber heute is es wieder einigermaßen okay..." "Oh je. Zum Glück geht's dir schon besser." Aryll nickte. "Ich wollt nicht noch länger zuhause bleiben. Hab ich viel verpasst?" Alice kramte in ihrem Rucksack herum. "Hier. Ich hab alles notiert." Sie drückte ihr ein paar Zettel in die Hand. Dabei fiel Aryll auf, dass Alice kalte Hände hatte. Bis jetzt war ihr das nie komisch vorgekommen, aber jetzt, da sie so herumgegraben hatte, fiel ihr alles auf. „Nicht reagieren. Nicht reagieren."

Die Pause war zum Glück nicht lange, also war Aryll schnell von der Gesprächszeit mit den Cullens erlöst. Während des Unterrichts versuchte sie sich zu beruhigen. Auch die Mittagspause verbrachte sie allein. Sie ging an die frische Luft, um den Cullens aus dem Weg zu gehen.

Als sie zurückkam, war der Klassenraum leer. Aryll setzte sich an ihren Platz und begann die versäumten Aufgaben abzuarbeiten. Plötzlich stand wie aus dem Nichts Jasper neben ihr. "Oh Gott, hast du mich erschreckt", sagte sie erschrocken. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er den Raum betreten hatte - geschweige denn auf sie zugekommen war. Er sah sie an. Sein Blick wirkte anders als sonst. Angespannter – und besorgt. "Ist alles okay?", fragte sie vorsichtig. Er seufzte leise. "Versteh mich nicht falsch..." Sein Tonfall war streng, nachdenklich. "...aber ich würde dir raten nicht weiter zu graben. Am Ende stößt du noch auf etwas, das dir nicht gefällt..." Aryll sah ihn verwirrt an. Ihr Gehirn hatte sofort auf Überlebensmodus gestellt. "Wovon sprichst du? Den Aufgaben von Lockhart?"

Jaspers Blick verändert sich nicht. Er sagte kein Wort mehr, sondern setzte sich nur still neben Aryll, als weitere Leute in die Klasse kamen. Aryll versuchte sich wieder auf die Aufgaben zu konzentrieren. Sie musste an etwas anderes denken - sie musste die Gedanken an die Cullens aus ihrem Gehirn loswerden. Denn egal was mit ihnen los war - sie wussten, dass Aryll etwas wusste.

Jasper sprach den restlichen Tag über nichts mehr mit ihr. Alice hingegeben redete weiter munter drauf los. Aryll beschloss ihr nichts von den Aussagen ihres Bruders zu erzählen oder Jasper direkt darauf anzusprechen. Sie würde einfach so tun, als hätte diese Konversation nie stattgefunden.

Zuhause versuchte sie nicht mehr daran zu denken und sich nur auf ihre Schulaufgaben zu konzentrieren. Doch das war angesichts der Situation, in der sie sich befand gar nicht so leicht. Denn ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie dachte an das Foto. Jetzt erst erinnerte sie sich an den Moment zurück, als sie es Edward gegeben hatte. Er wirkte nicht bloß überrascht - er wirkte schockiert. Und einen Tag später war ihre Internetleitung durchtrennt worden.

Auch wenn sie Angst hatte, sie wollte die Wahrheit kennen. Deswegen griff sie zu ihrem Laptop und klappte ihn auf. Noch bevor sie den VPN verbinden konnte, rannte es ihr eiskalt den Rücken runter. "Am Ende stößt du noch auf etwas, das dir nicht gefällt...", wiederholte sie das, was Jasper gesagt hatte.

Es klingelte an der Haustür. Aryll zuckte zusammen und schob den Laptop unter ihr Bett – so, als hätte sie darauf etwas verdächtiges, dass niemand erfahren durfte.

„Liebling, Alice ist an der Tür. Sie will mit dir reden", schrie ihre Mutter.

Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen. Aryll hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Panisch versuchte sie sich zu beruhigen. „Du musst runtergehen und mit ihr reden, sonst wirft das Fragen auf", sagte sie sich. Langsam verließ sie ihr Zimmer und ging die Treppen nach unten. Alice stand in der Tür. Ihr Blick wirkte anders als sonst. Es war der gleiche besorgte Blick, den auch Jasper hatte. „Hi", sagte Aryll leise, um ihre Mutter nicht zu beunruhigen. Eigentlich wollte sie sie anschreien „Was stimmt nicht mit euch? Was ist euer Geheimnis?" „Hey. Ich wollte fragen, ob du mit zu mir kommen willst?" „Ich...ich hab ne Menge zu tun. Schulzeug und so...Außerdem, muss ich später noch wohin, also...", versuchte Aryll sie abzuwimmeln. „Ich kann dich von dort abholen und ins Krankenhaus fahren", warf ihre Mutter ein. „Fall mir doch nicht so in den Rücken, Mum", fluchte sie innerlich. „Krankenhaus?" „Therapie", sagte Aryll und sah zu Boden. „Ich kann dich dann hinfahren, wenn du willst." Aryll sah sie an. Und Alice sah sie an. Ihre Augen waren flehend, so als wollten sie sagen „Bitte komm freiwillig mit." Aryll seufzte. „Ich hol kurz meine Sachen." Erleichtert atmete Alice durch und sah in Richtung des Autos.

Zwei Minuten später verließ Aryll ihr Haus mit Alice. Sie bemerkte, dass auch Jasper und Edward im Wagen saßen. „Scheiße", sagte sie leise. Alice sah sie an. „Alles wird gut. Du musst mir vertrauen", flüsterte diese. 

Bis(s) zum Schluss - Twilight FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt