Mittags läutete die Glocke die Mittagspause ein. Edward, der Arylls Gedanken lesen konnte, tippte Alice auf die Schulter und deutete ihr, dass sie ihn nach draußen begleiten sollte. Jasper sah aus dem Fenster. "Die Sonne scheint grade nicht. Lass uns draußen etwas spazieren gehen. Da können wir uns ungestört unterhalten", sagte er zu Aryll. Diese nickte. Er hatte sich also bereits gedacht, dass sie mit ihm reden wollte. Sie folgte ihm nach draußen und die beiden suchten sich einen ruhigen, abgelegenen Platz am Rande des Geländes, wo sich nicht jemand unbemerkt ranschleichen oder gar ihr Gespräch belauschen konnte.
"Es tut mir leid, was ich gestern gesagt hab", begann Aryll. Jasper sah sie verwirrt an. "Was meinst du? Ich kann mich nicht erinnern, dass du irgendwas gesagt hättest, was mich verärgert hat", fragte Jasper verwirrt. "Genau das ist es ja. Es tut mir leid, dass ich dich so sehe, wie ich dich sehe und deswegen nicht nachvollziehen kann, wie du dich fühlen musst. Es tut mir leid, dass du gelitten hast und immer noch leidest."
Jasper wusste nicht, was er antworten sollte. Aryll entschuldigte sich für etwas, das passiert war, bevor sie überhaupt geboren wurde. "Aber...du kannst nichts dafür. Du hast mich nicht zu dem gemacht, der ich bin. Im Gegenteil: Du bist eine der einzigen, die mich so akzeptieren, wie ich bin." "So wie ich bin...", seufzte Aryll leise und sah ihn dann an. "Ich weiß, dass du meine Emotionen und Gefühle fühlen kannst. Und ich weiß auch, dass sie dir Angst machen. Aber ich weiß auch..., dass du mich anders siehst als die meisten." Er seufzte. „Du hast recht. Ich fühle, wie du im ständigen inneren Konflikt mit dir selbst bist. Du hast anfangs Freude kaum zugelassen und mittlerweile hast du kein Problem mehr damit." "Das verdanke ich alles nur Alice. Sie hat sich so sehr um mich gekümmert. Sie hat dafür gesorgt, dass ich nicht davonlaufe..." Dann sah sie ihn an. „Und natürlich verdanke ich es auch dir. Ohne dich und deine Fähigkeiten, wären mir die ersten Tage in der Schule kaum möglich gewesen." Er lächelte. "Ich helfe, wo ich kann."
Die beiden sahen sich an. Was nur Sekunden waren, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Jasper verlor sich gern in ihren Augen. Dann riss er sich los. "Wir...wir sollten langsam wieder reingehen", sagte er und wand seinen Blick von ihr ab. Aryll sah auf die Uhr. "Oh, du hast recht. Der Unterricht geht in zehn Minuten wieder los und ich sollte noch was essen." Die beiden gingen wieder in Richtung Eingang. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Jasper Hale", sagte er sich in Gedanken.
Die beiden betraten die Klasse. Aryll merkte sofort, dass alle Blicke auf ihr lagen. Sie durchbohrten sie regelrecht. Schnell ging sie zu ihrem Platz und setzte sich hin. „Ganz ruhig bleiben Aryll. Einatmen, ausatmen. So, wie du es gelernt hast", sprach sie sich selbst gut zu. Jasper sah sie an. Mit seinem Blick fragte er sie, ob alles okay war. Doch nichts war okay – und das konnte er auch fühlen. Doch Aryll log und nickte nur leicht.
Doch egal wie sehr sie es wollte, sie konnte nichts sagen. Sie brachte ihren Mund nicht auf, um zu fragen, was los war. Auf einmal hatte sie alles, was sie sich in den letzten Monaten aufgebaut hatte, verlernt. Sie konnte mit ihren Klassenkameraden nicht mehr sprechen. Denn jeden Moment könnte es wieder los gehen...
Alice und Edward betraten kurz danach den Klassenraum. Auch sie bemerkten, dass getuschelt wurde und hin und wieder jemand zu Aryll sah. Edward, der sowohl Arylls als auch die Gedanken der Mitschüler lesen konnte, war der erste, der nach einiger Zeit der Stille im Raum etwas sagte.
"Es ist sehr unhöflich über jemanden zu reden und demjenigen nicht zu sagen, um was es geht", sagte er und sah die beiden Mädchen an, die getuschelt hatten. Beide sahen sich kurz geschockt an. Dann aber stand eine auf und ging zu Aryll. Diese befürchtete schon das schlimmste. Doch ohne jeglichen Ausdruck an Emotionen legte das Mädchen ihr Handy auf ihren Tisch und klickte auf ein Video.
Aryll sah es sich an. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Immer und immer wieder sah sie sich selbst dabei zu, wie ihr eine Mülltonne über den Kopf gestülpt wurde. Sie erinnerte sich. Und nicht nur das. Sie fühlte den Müll, sie roch den Gestank. Ihr wurde warm und kalt gleichzeitig und alles um sie herum begann sich zu drehen.
Ohne darüber nachzudenken oder etwas zu sagen, stand sie auf, rannte aus dem Klassenraum rein in die Toilette. Sie übergab sich. Dann sackte sie auf dem Boden zusammen und begann zu heulen.
"Woher habt ihr das Video?", fragte Jasper das Mädchen. Mit aller Kraft riss er sich zusammen, um nicht wütend zu werden. Er fühlte die Anspannung und den Zorn in sich – und das konnte gefährlich werden. Er hielt seine Vampirzähne zurück. " TikTok. Es gibt Accounts, die voll damit sind. Sie werden teilweise gebannt, aber...es kommen immer mehr...", erklärte sie zögernd. "...Verstehe..." "Nicht emotional werden. Sie kann nichts dafür", dachte er sich und atmete tief durch. "Wir wollten nicht hinter ihren Rücken über sie reden. Wir haben uns nur gefragt, ob sie die Videos auch gesehen hat..." "Offenbar nicht." "Anscheinend haben ihre alten Klassenkameraden die Videos veröffentlicht, weil Aryll sie angezeigt hat...zumindest vermuten sie, dass es Aryll war", erklärte sie und zeigte ihm ein Video, in dem 5 Jungs mit Schimasken saßen und erklärten, wieso sie diese Accounts erstellten. "Also ist es eine Racheaktion?" "Vermutlich." Jasper spürte, wie die Wut weiter in ihm aufstieg. Er musste das Gespräch beenden, bevor er die Kontrolle verlor. Denn er dachte bereits daran nach Miami zu reisen und den Leuten aus ihren früheren Schulen einen Besuch abzustatten.
Eine Minute nachdem Aryll sich im Klo eingeschlossen hatte, hörte sie, wie die Tür aufging. "Aryll?", fragte eine bekannte und besorgte Stimme. Doch sie gab ihr keine Antwort. "Es tut mir leid, dass das passiert ist..." "Mir war schon bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis meine alte Klasse die Videos online stellt und jemand von hier sie findet...", sagte diese schluchzend. "Ich...ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll...", fügte sie hinzu. "Du könntest die Videos melden und die Accounts sperren lassen." "Das wird nichts helfen. Sie werden neue machen. Das haben sie immer." "Du könntest sie anzeigen." "Das...das hab ich bereits getan. Und nichts ist dabei rausgekommen..." "Aber..." "Vergiss es Alice. Es gibt leider nichts, was man dagegen unternehmen kann...Ich...Ich hab mich damit abgefunden, dass...es mich für immer verfolgen wird..."
Die Glocke läutete. "Geh schon. Ich...ich brauch noch ein paar Minuten...", sagte Aryll leise. "Bist du dir sicher? Ich kann hierbleiben, wenn du willst." "Nein...ich...ich komm schon klar." Alice fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken Aryll allein zu lassen. „Es ist ihre Sache. Es ist ihr Leben. Du kannst sie nicht ständig vor sich selbst beschützen", dachte diese sich und seufzte. "Ich sag Mr. Bauer, dass es dir nicht gut ging und du später kommst." "Okay." „Bis gleich." „Bis...gleich."
Die Tür fiel zu und Aryll begann bitterlich zu weinen. Sie hatte das Gefühl, ihr wäre der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sie wusste nur eins:
So wollte sie nicht weiterleben...
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Bis(s) zum Schluss - Twilight FanFiction
FanficAryll ist 17 Jahre alt als ihre Eltern mit ihr nach Forks ziehen. Zuerst fällt es ihr schwer dem etwas schrägem Mädchen Alice und ihren Adoptivgeschwistern zu vertrauen, doch nach einiger Zeit werden die beiden gute Freundinnen. Was Aryll jedoch nic...