Unerwarteter Besuch

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Sofort als Aryll nach Hause kam, zog sie sich um und stieg dann zu ihrer Mutter ins Auto, die schon ungeduldig wartete. „Tut mir leid, aber der Weg ist echt lang", entschuldigte sie sich schnell, bevor ihre Mutter noch etwas sagen konnte.

Aryll hatte ihre erste Sitzung im Krankenhaus. Ihre Mutter hatte dort um einen Termin gebeten – so schnell wie möglich. Aryll war sehr nervös – so wie immer, wenn sie sich bei einem neuen Psychiater vorstellen musste. Aryll steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und hörte Musik, um sich abzulenken. Die Fahrt würde zwar keine zehn Minuten dauern, aber trotzdem linderte es ihre ansteigende Übelkeit. Und sie wollte verhindern ins Auto ihrer Mutter zu kotzen...

"Schätzchen, du wirst sehen, alles wird genauso wie bei Dr. Benning", versuchte sie ihre Mutter zu beruhigen, als sie angekommen waren. "Dr. Benning war ein alkoholsüchtiger, frauenschlagender Narzisst", dachte sie sich. Sie hatte ihren früheren Psychiater sehr genau beobachtet, recherchiert und war dabei auf sehr unschöne Sachen gestoßen. Das war auch ein Grund, wieso sie froh war, nicht mehr in Miami zu sein. Als klar war, dass der Umzug stattfinden würde, hatte sie vor ihrer Abreise einen anonymen Hinweis mit Beweisen bei der Polizei hinterlassen. Einen Tag später las sie in der Zeitung, dass er festgenommen wurde und seine Lizenz verloren hatte. Ihre Mutter war von dem Ganzen erschüttert. Aryll hatte ihr nicht erzählt, dass sie etwas davon wusste und erst recht nicht, dass sie etwas damit zu tun hatte.

Aryll stieg aus. „Ich hol dich wieder hier ab." „Ist gut." Eilig ging sie in Richtung Eingang. Sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ein paar Ärzte und Krankenschwestern unterhielten sich vor dem Eingang und Aryll ging nervös auf sie zu. "Oh Gott, wahrscheinlich hat meine Mutter mich schon angekündigt. Wahrscheinlich wissen schon alle, wer ich bin und wieso ich hier bin und..." Noch bevor sie weiter innerlich Panik schieben konnte, küsste sie den Bordstein. Sie war gestolpert und natürlich vor den Augen der Ärzte und Krankenschwestern mit dem Gesicht voran auf den Boden geknallt. „Verdammt. Super erster Eindruck vom Psycho-Freak", ärgerte sie sich innerlich selbst und stand dann sofort auf. "Alles in Ordnung?", fragte sie einer der Ärzte, welcher auf sie zugekommen war. Doch Aryll ging sofort eilig weiter und betrat das Gebäude.

„Hallo Aryll. Mein Name ist Dr. Clive Norton, ich leite die Psychiatrische Station hier im Krankenhaus. Die Station ist zwar klein, wie du sicher beim Reinkommen schon festgestellt hast, aber trotzdem ist unser Personal bestens bemüht sich um all unsere Patientinnen und Patienten zu kümmern." Aryll nickte nur. „Aber genug Eigenlob. Ich denke mal, wir sollten anfangen über dich zu sprechen." Aryll nickte nur. „Erzähl mir von deinem bisherigen Leben." Er nahm sich sein Klemmbrett und einen Stift. „Sie haben sicher meine Akte gelesen. Viel mehr gibt es nicht zu erzählen."

Er schnappte sich die Akte vom Tisch, machte sie aber gar nicht erst auf. „Du warst die letzten 3 Jahre bei Dr. Benning in Behandlung, oder?" Aryll nickte. „Hast du von dem Skandal gehört?" Aryll nickte erneut. „Unfassbar. Und so jemand befasst sich mit der Psyche junger Menschen." Er schüttelte fassungslos den Kopf. Auch ihm würde Aryll nicht sagen, dass sie etwas damit zu tun hatte. Es reichte, dass Benning festgenommen und seine Frau in Sicherheit war. Er legte die Akte zurück auf den Tisch. „Ich hab sie mir durchgelesen. Aber da Dr. Benning dein Psychiater war, gebe ich nicht viel auf seine Einschätzung. Ich möchte mir gern ein eigenes Bild machen – wenn das für dich okay ist." Aryll atmete tief durch und nickte dann. „Gut. Dann fangen wir mal an..."

Nach einer schier endlos scheinenden Sitzung machte Aryll sich auf den Weg zum Auto. Sie konnte es kaum erwarten wieder zuhause zu sein. Am liebsten wäre sie im Moment nirgends mehr – erlöst von allem. „Wie war die Sitzung?", fragte ihre Mutter. „Gut", log Aryll. Sie war so gut darin geworden über solche Sachen zu lügen. Zuhause würde sie sich verbarrikadieren und dem allen ein Ende setzen. Doch wenn ihre Mutter wusste, was in ihr vorging, würde sie sie sofort wieder ins Krankenhaus schleifen und dort einweisen lassen. Es wäre nicht das erste Mal...

Bis(s) zum Schluss - Twilight FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt