6 Wochen später war Arylls gebrochener Knöchel wieder so gut wie verheilt. Sie hatte mittlerweile den Gips runterbekommen und hinkte von Tag zu Tag weniger. Rosalie hatte sie seit dem Tag des Vorfalls gar nicht mehr gesehen. Jasper hatte ihr erzählt, dass sie und Emmet nach Alaska gefahren waren, um dort etwas Abstand von Menschen zu bekommen. "Carlisle hielt es für am Sichersten Rosalie bis zum vollständigen Aklang der Neugeborenen-Phase zu isolieren."
Es klopfte an Jaspers Tür. "Kann ich reinkommen?", fragte Rosalie, welche im Flur stand und ihn angespannt ansah. "Du bist wieder zurück." "Bin ich. Kann ich jetzt reinkommen oder nicht?" "Klar", meinte er und ließ sie hinein. Aryll setzte sich aufs Bett, damit Rosalie auf der Couch Platz nehmen konnte. Sie sah zu Jasper, welcher noch neben der offenen Tür stand. "Würde es dir was ausmachen für einen Augenblick dein Zimmer zu verlassen", fragte Rosalie ihn. Jasper gab ihr keine Antwort, sondern starrte nur angespannt beide an. "Jasper", sagte Aryll und suggerierte ihm somit, dass er gehen sollte. Sie wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte oder gar ein Streit zwischen den beiden ausbrach.
Rosalie atmete tief durch. Sie wirkte mehr als nur angespannt. Vermutlich auch wegen des Geruchs, der von Aryll ausging. "Es tut mir unendlich leid, was vor sechs Wochen passiert ist", fing sie an. "Schon okay. Du hast es nicht mit Absicht gemacht. Ich verstehe, dass es nicht leicht ist, dem Instinkt zu entkommen." "Ich habe dich in meinem Blutrausch beinahe getötet - das und nichts anders ist an diesem Nachmittag passiert. Ich finde es nett, dass du mir kein schlechtes Gewissen machen möchtest, aber...versuch nicht mir die Realität schönzureden, indem du dir einredest, dass es keine große Sache war. Denn das war es. Das weißt du und das weiß ich. Und Jasper weiß es auch. Sonst würde er mich nicht beinahe attackieren, wenn ich nur die gleiche Luft wie du einatme." Aryll schwieg.
"Wie dem auch sei. Ich wollte mich nur persönlich bei dir entschuldigen, weil ich finde, dass es angebracht ist nach so einer...Aktion..." "Ich nehme deine Entschuldigung natürlich an." Rosalie lachte leicht. Dann sah sie Aryll an. "Du bist sonderbar. Ich töte dich beinahe und ich habe fast das Gefühl, du bittest mich um Vergebung dafür." "Das...Das tue ich auch. In einer gewissen Weise. Ich...ich wollte nie, dass du dich deswegen schuldig oder nicht in deinem eigenen Haus willkommen fühlst...Wenn das Sinn macht..." "Du bist mir doch sympathischer als ich angenommen hatte."
"Ich will mich nicht in dein Leben und deine Entscheidungen einmischen, aber...", sagte sie dann und überlegte gut, ob sie es wirklich sagen sollte, "...du solltest auf keinen Fall ein vorschnelle Entscheidung treffen, was deine Verwandlung zum Vampir angeht." Aryll sah sie erschrocken an. "Das...das hatte ich nicht vor." Rosalie seufzte. "Ich wollte es dir nur mal gesagt haben. Denn vielleicht denkst du, ein ewiges Leben mit Jasper ist eine romantische Vorstellung. Ich kann dir nur sagen, dass das ewige Leben etwas ist, was ich meinem schlimmsten Feind nicht wünsche..." "Was ist dir passiert? Natürlich nur...wenn ich fragen darf...Tut mir leid, wenn ich dich mit der Frage beleidige, aber...ich bin nur neugierig, was passiert sein muss, dass du...so verbittert und traurig wirkst..." Rosalie starrte sie kurz ungläubig an. Aryll hatte Angst, damit alles zerstört zu haben. Doch dann atmete Rosalie nur angestrengt aus. Ihr Blick entspannte sich. "Tja...das passiert, wenn dein Verlobter dich betrunken mit sechs seiner Freunde vergewaltigt." Sie sah sie erschrocken an.
"Wie du weißt, wurde ich erst vor etwas über einem Jahr verwandelt. Ich hab bis zu dem Zeitpunkt in New York gelebt. Bin dort aufgewachsen, zur Schule gegangen und wollte nach meinem Abschluss Schauspiel studieren. Meine gesamte Schulzeit über galt ich als eins der beliebtesten und begehrenswertesten Mädchen. Deswegen wolle auch der Quarterback mit mir zusammen sein. Royce. Ich habe ihn wirklich sehr gern gemocht..." "Und er dich nicht?" Rosalie schluckte und schüttelte leicht den Kopf. "Ich bin mir nicht mal sicher, ob er wirklich jemals mit mir wegen mir zusammen sein wollte...oder nur, um mich wie eine Trophäe vorzeigen zu können." "Aber ihr wart doch verlobt..." "Ja...aber er hat mir den Antrag auf dem Abschlussball gemacht...um sicherzustellen, dass wir König und Königin werden. Das war sein einziges Ziel..." "Wieso bist du dir da so sicher?" Rosalie sah Aryll an. "Weil er mir genau das eine Stunde später gesagt hat, als er mich betrunken mit seinen sechs Freunden in die Besenkammer gezerrt und vergewaltigt hat..." Aryll war wie erstarrt. "Über eine Stunde lang haben sie mich benutzt und gefoltert. Ich wollte einfach nur noch sterben...." Sie machte eine kurze Pause. "Aber selbst das war mir nicht vergönnt...", murmelte sie leise. "Die Cullens waren zu der Zeit in New York. Sie gingen auf meine Schule und waren deswegen auch am Ball anwesend. Emmet hatte mich auf dem Ball gesehen und auch, wie Royce mich bedrängt hatte mit ihm zur Besenkammer zu gehen. Er wollte nachsehen, ob es mir gut ging und auf dem Gang hat er bereits den Blutgeruch vernommen. Ich war schon beinahe tot, als er die Tür geöffnet und sofort Carlisle geholt hat..."
"Und hast du...hast du alle angezeigt?" Rosalie schüttelte den Kopf. "Das wäre nicht Gerechtigkeit genug gewesen... Außerdem konnte ich die ersten Monate nicht unter Menschen sein, ohne nicht direkt trinken zu wollen." "Verstehe." "Stattdessen habe ich einen nach dem anderen...besucht...Royce hab ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Zusammengekauert ist er in einem fensterlosen Hotelzimmer gesessen und hat sich in die Hose gemacht, als ich die Tür aufgerissen habe und im Blut getränkten Brautkleid vor ihm stand... Theatralisch, ich weiß." "Und hast du ihr Blut getrunken?" "Nein. Ich wollte nichts von ihnen in mir haben..." "Verstehe."
"Auf jeden Fall ist das der Grund, wieso ich so wirke, wie ich wirke...Ich habe mir dieses unsterbliche Leben nicht ausgesucht. Wenn ich eine Wahl gehabt hätte, hätte ich mich dafür entschieden zu sterben." "Bist du nicht glücklich mit Emmett?" "Doch natürlich bin ich das. Überglücklich sogar, aber...wir werden nie gemeinsam alt werden. Wir werden nie Kinder haben, die wir aufwachsen sehen. Wir werden für immer 18 Jahre alt bleiben, zur Schule und studieren gehen. Verstehst du, wieso ich sagte, du solltest für Jasper niemals dein sterbliches Leben aufgeben? Denn die Entscheidung dieses Leben zu führen ist eine Einbahnstraße." "Ich verstehe."
Rosalie nickte und stand dann auf. "Ich denke, ich hab alles gesagt, was ich sagen wollte. Es war...angenehmer als angenommen. Du bist mir doch ganz sympathisch." "Gleichfalls." Sie grinste. Dann ging sie zur Tür, vor der Jasper angespannt stand. Sie sahen sich kurz ernst an. Dann verschwand Rosalie aus seinem Zimmer und Jasper setzte sich gegenüber von Aryll. "Alles okay?" Aryll nickte. Sie war etwas durcheinander nach Rosalies Erzählung.
DU LIEST GERADE
Bis(s) zum Schluss - Twilight FanFiction
FanfictionAryll ist 17 Jahre alt als ihre Eltern mit ihr nach Forks ziehen. Zuerst fällt es ihr schwer dem etwas schrägem Mädchen Alice und ihren Adoptivgeschwistern zu vertrauen, doch nach einiger Zeit werden die beiden gute Freundinnen. Was Aryll jedoch nic...