Post aus Miami

94 5 0
                                    

Carlisle ging zu seinem Schreibtisch und lehnte sich dagegen. Aryll blieb im Raum stehen und bereitete sich auf die Standpauke vor, von der sie wusste, dass sie kommen würde. Zurecht. Denn Carlisle hatte jeden Grund wütend zu sein. Nicht nur wegen dem, was im Krankenhaus passiert war – sondern auch wegen den Gefühlen zwischen ihr und Jasper...

„Aryll, sieh mich an", sagte er streng. Sie tat, was er sagte. "Ich werde dir nicht erneut aus einer solchen Situation helfen", sagte er direkt. „Außerdem würde ich dir empfehlen, nicht erneut zu versuchen dich davonzuschleichen. Du weißt genau, wie es ausgesehen hätte und was auf dich zugekommen wäre, hätte ich dich nicht aufgehalten." Aryll gab ihm keine Antwort. "Natürlich weißt du das. Deswegen hast du auch so großes Glück gehabt, dass ich dafür gesorgt habe, dass es niemand mitbekommt." Beschämt sah sie zu Boden.

"Sieh mich an." Erneut tat sie es. "Ich möchte, dass du mir sagst, dass du verstanden hast, was ich dir damit sagen will. Dass dir klar ist, dass ich dir nicht erneut aus so einer Situation helfen werde - und dich auch nicht erneut decke, wenn du versuchst dich vor den Konsequenzen deiner Taten zu drücken." "Ich habe verstanden", sagte sie leise.

„Ich will nur das du weißt, dass ich das nicht sage, weil ich dich nicht leiden kann oder du mir egal bist. Ich sage das, weil ich nicht will, dass meine Position als Arzt ausgenutzt wird, um Konsequenzen zu entfliehen. Dass ich Arzt bin und du mich kennst, ist kein Freifahrtschein." Aryll Blick veränderte sich. Sie wirkte nicht mehr eingeschüchtert und beschämt – sie wirkte gekränkt. Und zwar von seiner Aussage. „Das ist mir sehr wohl bewusst..."Jetzt war Carlisle der, der ruhig war.

„Du tust so, als hätte ich von dir verlangt mir zu helfen – von dir verlangt zu lügen. Das habe ich nicht. Es war deine Entscheidung. Ich kann deine Gedanken und Sorgen diesbezüglich verstehen, aber...du darfst mich nicht für deine Entscheidung verantwortlich machen." Carlisle war schon etwas beeindruckt davon, dass Aryll sich das erste Mal traute für sich selbst einzustehen. Normalerweise hielt sie sich zurück, gab kaum oder kurze verbale Antworten und nickte nur. Doch dieses Mal war es anders.

„Du hast recht", sagte er nach einer kurzen Zeit des Schweigens, „Ich darf dich nicht für meine Entscheidung verantwortlich machen. Das wäre nicht fair." Aryll nickte. „Wie gesagt: Noch einmal werde ich es nicht tun. Beim nächsten Mal musst du mit den Konsequenzen leben – auch mit denen, die auf dich zukommen, wenn du mich belügst..." Aryll sah beschämt zu Boden. „Es tut mir leid. Ich...ich wollte dich nicht belügen, aber..." „Wieso hast du es dann getan?" Sie seufzte. „Weil meine Eltern und Dr. Norton schon auf Antworten gewartet haben und mir nichts eingefallen ist, dass ich ihnen erzählen hätte können und...Ich...Du hast recht damit, dass ich versucht habe mich vor den Konsequenzen meines Handels zu drücken." Carlisle zögerte, bevor er ihr die Frage stellte. „Hast du versucht dich umzubringen?"

Aryll zögerte. „Ich hab den Gedanken nicht ertragen, dass...es hier genauso werden könnte, wie in Miami. Jedes Mal, wenn die Vergangenheit ans Licht kommt...wenden sich alle gegen mich und...ich wollte nicht, dass es hier auch so ist..." „Hast du die Kontrolle verloren?" Sie hielt sich die Tränen zurück und nickte leicht. "Was ist in Miami passiert?" "Darüber will ich nicht sprechen. Nicht mit dir. Nicht mit Dr. Norton. Mit niemanden..." "Du musst dich irgendwann deiner Vergangenheit stellen und damit abschließen." "Seit ich hier bin versuche ich genau das zu tun. Und ich dachte wirklich, dass es funktionieren wird. Ich dachte wirklich, dass ich das erste Mal in meinem Leben weitermachen kann..." Sie atmete tief durch. „Und dann hat mich meine Vergangenheit in Form von TikTok-Videos eingeholt..."

Keiner der beiden sagte etwas. Carlisle überlegte, ob er das Thema mit Jasper ansprechen sollte, entschied sich dann aber dagegen. „Ich werde es an einem anderen Tag erwähnen. Ich denke, dass das Gespräch schon belastend genug für sie war. Außerdem will ich erst einmal sehen, wie sich die Sache entwickelt", dachte er sich. „Soll ich dich nach Hause fahren?", fragte er sie. Aryll schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich will mir die Beine nach dem Krankenhausaufenthalt mal wieder vertreten." „Das verstehe ich. Komm gut nach Hause." „Danke. Schönen Abend noch", verabschiedete sich Aryll und verließ sein Büro. Erleichtert atmete sie durch.

Bis(s) zum Schluss - Twilight FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt