Kapitel 12

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Peter hatte eine Stunde lang im Flur gesessen und auf Bob gewartet. Dabei war er gedanklich unter anderem damit beschäftigt gewesen, wie er seinem Coach am Besten erklären würde, warum er heute zum wiederholten Male nicht zum Training erschienen war.

Und natürlich kreisten seine Gedanken ebenfalls um seinen Freund. Bobs Verfassung vorhin bereitete ihm noch immer starke Magenschmerzen. Es war richtig unheimlich gewesen mitanzusehen, wie der Junge die Kontrolle über sich selbst verloren hatte.

Die Tür öffnete sich und Bob schob sich kleinmütig in den Flur. Peter blickte ihn erwartungsvoll an. "Lass uns gehen.", grummelte der Blondschopf geknickt. Peter gehorchte ohne Widerworte. Er konnte es ebenfalls kaum erwarten diesen Ort endlich wieder zu verlassen.

Als sie gerade die Treppe erreichten, hielt Mr Graham sie auf, indem er ihnen nachrief:
„Versuche dich daran zu halten was wir besprochen haben, Bob. In Ordnung? Heute Abend gehst du zurück in dein Elternhaus und versuchst es dort vorerst auszuhalten. Abgemacht?"
Bob nickte nur und unterstrich seine geringe Begeisterung mit einem verzweifelten Seufzen.

Schnell wurde Peter klar, dass Bob nicht über das Gespräch reden wollte und damit musste er sich eben zufrieden geben, obwohl es ihn wirklich ungemein interessierte.

Schweigend fuhren die Beiden zu Peters Haus. Denn dort sollte Bob ja endlich seinen gelben Käfer wegfahren. Der Dritte Detektiv hatte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt, verfolgte gelangweilt die Landschaft und lauschte den leisen Klängen aus dem Radio.

Ein bisschen besser schien es ihm zu gehen, da war Peter sich sicher. Er wirkte erleichterter. So schlimm konnte es demnach nicht gewesen sein. Ab und zu warf er seinem Freund einen kurzen Seitenblick zu, um sicherzugehen, dass es ihm gut ging. Zwar wirkte er tief in sich gekehrt, doch sein Gesichtsausdruck erschien Peter schon etwas weniger angespannt.

Sie hielten am Zielort und Bob stieg ohne weiteres in seinen Wagen um. Mit wenigen Worten verabschiedeten sich die Beiden und Peter nahm dem Jüngeren immer wieder das Versprechen ab, diesmal tatsächlich nach Hause zu fahren.

Er kam sich schon ganz albern vor, weil er Bob mittlerweile fast wie sein Kind behandelte, doch die Ereignisse der letzten Tage ließen ihm nichts anderes übrig. So musste Bob ihm ebenfalls versprechen, vom Haustelefon aus anzurufen, sobald er zuhause angekommen sein würde. Missmutig hatte er das Versprechen abgegeben.

~

Es war seltsam alleine im Bett zu liegen. Ungewöhnlich. Und einsam. Bob lag in der Dunkelheit, das Gesicht im Kopfkissen vergraben und lauschte ab und zu den Stimmen, die von unten zu hören waren.

Seine Eltern schienen sich entweder sehr angeregt zu unterhalten, oder sie stritten sich. Beides war ihm unrecht. Denn er wollte gar kein Wort von ihnen hören. Diese Stimmen nicht hören. Nicht daran erinnert werden, dass seine Eltern überhaupt existierten. Vergessen, dass er sich im selben Haus befand wie sie.

Gereizt presste er sich das Kopfkissen gegen die Ohren und unterdrückte einen verzweifelten Aufschrei.
"Ich muss hier weg.", flüsterte er in sich hinein.
Und vor allem wollte er nicht alleine sein. Diese Einsamkeit tat ihm nicht gut. Er brauchte Gesellschaft.

Plötzlich vermisste er Peter sehr. Seine bloße Anwesenheit hatte ihn gewissermaßen durch die letzten Nächte getragen. Daran hätte er sich gut gewöhnen können. Ob es an Peter selbst lag oder einfach daran, dass er gerne irgendjemanden bei sich hätte, konnte er nicht genau sagen.

Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass er Peter jetzt gerne anrufen und bitten wollte, vorbeizukommen. Aber das ging nicht. Heute nicht mehr. Diese Nacht musste er alleine überstehen und überhaupt musste er Peter unbedingt etwas Ruhe gönnen. Ihm mehr Freiraum geben.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt