Kapitel 2

385 15 0
                                    

"Wo ist denn das Foto?"
Bob ließ sich umgezogen und mit frisch geputzten Zähnen auf die Bettkante fallen und deutete auf den Beistelltisch neben dem Bett.
"Welches Foto?", kam es unschuldig von Peter.
Bob lachte. "Na das Foto von Kelly! Das stand doch immer genau hier. Auf deinem Nachttisch." Er zeigte aufgeregt auf die leere Stelle.
"Grins nicht so blöd! Das hatte sie da hingestellt, nicht ich.", erklärte Peter erregt und lief dabei ein bisschen rot an.
"Na und wo ist es jetzt?", wollte Bob neugierig wissen.
"Weg."
"Und warum?"
"Weil wir nicht mehr zusammen sind. Darum."

Bob entglitten die Gesichtszüge. "Wie bitte!? Ich glaub ich hör nicht richtig! Wann hattest du denn bitte vor uns davon zu unterrichten?", rief er aufgebracht.
"Hätte ich schon noch gemacht. Irgendwann..."
„Und sowas nennt sich mein bester Freund!" Der Dritte Detektiv gab sich gespielt beleidigt.
"Ich muss das selbst erst mal verdauen, okay? Ich hätte es euch bald gesagt. Wirklich!"
"Seit wann-"
"Zwei Wochen.", schnitt Peter ihm das Wort ab.
"Zwei Wochen! Wow. Und wie... gehts dir damit?", fragte Bob vorsichtig.

Der Zweite spielte unruhig mit seinen Händen.
"Keine Ahnung, ich denke okay. Ich meine, vor ein paar Wochen dachte ich noch, wir würden vielleicht sogar mal heiraten oder so..."
"Heiraten? Du denkst schon ans heiraten?" Bob sah ihn überrascht an. Peter senkte bedrückt den Kopf.
"Ich weiß auch nicht, es hat eben irgendwie gepasst mit ihr."
"Und das reicht?"
"Offenbar hat es nicht gereicht.", stellte Peter betrübt fest.
"Ihr oder dir?", hakte Bob nach.
"Ihr."

Peter schluckte.
"Sie meinte ich sei zu wenig für sie da. Würde nicht verstehen wie sie tickt. Was sie braucht. Was sie sich wünscht. Und ich fürchte, das stimmt sogar. Das schlimmste ist, dass es mich irgendwie auch gar nicht interessiert hat. Eigentlich hat sich immer alles nur um mich gedreht. Das... hatte sie nicht verdient."

Bob schüttelte tadelnd den Kopf. "Jetzt bist du aber zu hart zu dir selbst." Die Demut seines Freundes in allen Ehren, aber das konnte er so nicht stehen lassen. In seinen Augen hatte Peter sich immer sehr um Kelly bemüht und gesorgt.

Der zweite Detektiv lachte ironisch.
"Na das sagt der Richtige. Was ist denn mit dir?"
"Was meinst du?" Bob sah ihn fragend an.
"Keine große Liebe in Sicht?"
"Ach... ich bin gar nicht fähig zu lieben. Jedenfalls nicht so.", murmelte er kleinlaut.
"Was für ein Unsinn."
"Ich meins ernst. Was hab ich denn schon zu geben? Momentan flieg ich einfach nur... in der Luft."

Peter hatte keine Ahnung was Bob damit meinte. Dass es nicht wörtlich gemeint sein konnte war ihm zumindest klar. Und es klang unheimlich traurig.
"Bob Andrews: Du hast ein verdammt Grosses Herz. Das größte Herz das ich kenne! Die Mädchen rennen dir massenweise hinterher. Deine Traumfrau steht schon hinter der nächsten Ecke. Ganz sicher.", versuchte Peter ihn aufzuheitern.

"Ich brauch aber gar keine Traumfrau. Ich brauch meinen Sinn zurück. Mein altes Ich. Meine Euphorie, meine Leidenschaft. Meine Lebensenergie." Verzweifelt warf sich der Jüngere ins Kopfkissen und vergrub sein Gesicht darin.

"Du bist doch immer noch der Gleiche! Du steckst vielleicht in einer kleinen Krise, aber-" Peter stoppte sich selbst. "Ich... habe keine Ahnung wovon ich da rede tut mir leid Bob." Vorsichtig streichelte er seinem Freund über die Schulter. Er fühlte sich ganz angespannt an.
"Ist okay.", nuschelte Bob in das Kissen hinein.
"Ich hoffe einfach, dass du da wieder raus kommst. Aus diesen Gedanken meine ich. Und wenn ich dich dabei irgendwie unterstützen kann- will ich es versuchen." Er lächelte schwach.
"Danke Peter."

Der Zweite zog seine Hand wieder zurück und streckte sich ebenfalls auf dem Bett aus. Mit verschränkten Händen auf der Brust starrte er nun zur Decke. Es war lange her, dass ihn gedanklich etwas so beschäftigt hatte wie Bobs Aussagen an diesem Abend. Er fing an ihn mit ganz anderen Augen zu sehen. Und vor allem schämte er sich dafür, dass er nicht ansatzweise bemerkt hatte, dass etwas mit seinem besten Freund nicht stimmte.

Nach einigen Minuten wälzte auch Bob sich auf den Rücken und musterte Peter von der Seite.
"Tust du mir einen Gefallen?", fragte er heiser.
"Alles was du willst."
"Das nächste Mal, wenn sich etwas so gravierendes in deinem Leben ändert, dann sag es mir gefälligst, klar? Was denkst du denn wofür Freunde da sind?" Peter blickte zurück.
"Das gleiche könnte ich dir sagen."

Bob schluckte schuldbewusst. Da hatte ihn jemand mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
„Also gut. Dann gilt es eben ab jetzt.", ergriff Peter wieder das Wort. „Wir schließen einen Pakt. Keine Geheimnisse mehr. Nur noch offene Karten. Klar?"
"Einverstanden."

Bob grübelte. „Glaubst du Justus hat Geheimnisse vor uns?" Er drehte sich auf die Seite, um Peter besser ansehen zu können.
"Justus? Ich glaub ja nicht mal, dass er überhaupt ein Privatleben hat. Der verliert sich doch ständig in irgendwelchen Fällen. Seine Gedankenwelt hat wahrscheinlich ganz andere Dimensionen. Und für jedes Problem hat er schon eine passende Lösung parat, bevor es überhaupt auftritt."
"Aber irgendwas wird ihn bestimmt beschäftigen. Jeder Mensch hat doch irgendwelche Probleme. Außer Peter Shaw natürlich." Peter grinste stolz.
"Tja, ich bin eben unfehlbar."
"Schade, dass Kelly das nicht so gesehen hat."

Daraufhin kassierte Bob einen bösartigen Blick und der zweite Detektiv wälzte sich demonstrativ um, sodass er mit dem Rücken zu ihm lag.
"So jetzt wird geschlafen.", beendete er die Unterhaltung beleidigt.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt