Kapitel 36

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"Diesmal seid ihr wirklich zu weit gegangen Robert! Hintergehst deinen eigenen Vater! Ich fass es nicht!"

Mr Andrews trat wie ein angriffslustiger Löwe im Wohnzimmer umher, während seine Frau zurückhaltend auf dem Sofa saß und Bob wie sein Angeklagter mit hängenden Schultern inmitten des Raumes stand.

"Würdest du mich vielleicht endlich mal ausreden lassen?", wandte Bob kleinlaut ein und versuchte damit abermals händeringend die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erlangen. Alles was er wollte, war doch nur, dass man ihm endlich zuhörte!

"Ich will deine Ausreden nicht hören verdammt noch mal! Wochenlange, nein monatelange Arbeit, völlig umsonst! Und das nur, weil mein toller Herr Sohnemann mit seinen zwei Sandkastenfreunden ja unbedingt Detektivbüro spielen muss!", brüllte der Mann ungefiltert auf ihn ein.
Allmählich brannten auch in Bob die Sicherungen durch. So herablassend war er schon lange nicht mehr behandelt worden! Und von seinem Vater war er noch nie zuvor so behandelt worden.

"Wir haben nicht Detektivbüro gespielt, Justus wollte doch nur-", versuchte Bob vergeblich sich zu verteidigen, doch da machte seine Mutter ihm einen Strich durch die Rechnung:
"Du hast deinen Vater gehört Robert! Für heute hast du wirklich genug Schlamassel angerichtet."

"Das ist ja mal wieder typisch!", machte Bob wutentbrannt seinen großen Ärger breit. Ihm stieg sofort die Hitze ins Gesicht.
"Pass auf deinen Ton auf Freundchen!", warnte ihn Mr Andrews bedrohlich.
"Nein- pass du auf deinen Ton auf!", brüllte Bob. "Ich bin es so satt! Das alles hier!"
Mit hochrotem Gesicht funkelte Bob seine Eltern an.
"Robert!", wies ihn seine Mutter erschrocken zurecht.
"Ich hasse euch!", schrie er schließlich unüberlegt aus tiefster Seele, was keinesfalls folgenlos bleiben sollte.

Kaum hatte er sich versehen, schepperte es heftig. Eine saftige Ohrfeige! Mitten ins Gesicht.
Bob hielt sich die schmerzende Wange, während er seinem Vater kreidebleich und verängstigt in die Augen blickte.
"Auf dein Zimmer! Sofort!", befahl der Mann.
"Leg dich schlafen Robert. Wir sprechen morgen weiter.", mischte sich Mrs Andrews erneut ein.
"Mit euch spreche ich kein Wort mehr!", stieß Bob mit belegter Stimme hervor. Bloß nicht weinen, dachte er. Diese Demütigung würde er nicht ertragen können.

"Ach und bevor ich es vergesse: die Schlüssel!" Mr Andrews hielt seinem Jungen eine offene Hand entgegen.
"W-wie bitte?", stotterte Bob perplex.
"Na deine Autoschlüssel. Her damit!"
"Das kannst du nicht machen!", rief er entsetzt.
"Und ob ich das kann! Der Käfer ist die nächsten Wochen Tabu! Du kannst das Rad nehmen."
"Du kannst mir doch nicht meinen Käfer wegnehmen! Den hab ich bezahlt! Von meinem Geld!"
"Und solange du hier in meinem Haus lebst, treffe ich die Entscheidungen. Die Schlüssel, sofort!"

Fordernd und ungeduldig streckte er die Hand noch etwas weiter aus. Bob schluckte. Dann wühlte er hektisch in seiner Hosentasche und zog den Bund hervor.
"Hier hast du die verdammten Schlüssel!", platzte es aus ihm heraus und er drückte seinem Vater den Schlüsselbund in die Hand.
"Robert lass doch diese schlimmen Ausdrücke!", versuchte Mrs Andrews zum wiederholten Male einzuschreiten, doch dem schenkte Bob nicht die geringste Beachtung. Seine Eltern konnten ihn mal! Und zwar alle Beide!

"Jetzt lasst mich doch endlich in Ruhe! Wenn ich euch so wenig bedeute, warum habt ihr mich dann überhaupt bekommen, mh? Könnt ihr mir das mal verraten?"
"Robert!", reagierte Mrs Andrews nochmals schockiert.
"Dann könnte ich doch genauso gut tot sein!", fügte Bob noch hinzu.
"Jetzt reicht es aber mein Freund!", mahnte Mr Andrews und deutete fast einen nächsten Schlag an.
"Ja, mir reichts! Mit euch! Und mit diesem beschissenen Leben!", tobte Bob und stürmte vollkommen geladen aus dem Wohnzimmer.
"Robert!", rief seine Mutter ihm nach.
"Lass ihn gehen. Der kriegt sich schon wieder ein.", hielt Mr Andrews sie unbeeindruckt zurück.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt