Kapitel 39

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Ganze drei Stunden hatte Bob in der kleinen Arztpraxis ausharren müssen. Im Wartezimmer hatte Peter ihm wenigstens noch Gesellschaft geleistet- das Behandlungszimmer hatte er dann allerdings schweren Herzens alleine betreten müssen. Er konnte Ärzte einfach nicht ausstehen! Aber wer konnte das schon?

Es dauerte keine zehn Minuten, bis Bob zurück ins Wartezimmer kam und wieder mit seinem Peter vereint wurde. Der Zweite sprang sofort von seinem Stuhl auf. "Und?", drängelte er aufgeregt.
"Nur ein paar Prellungen. Nicht der Rede wert.", murmelte Bob gesenkten Hauptes und zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich ein Räuspern hinter sich bemerkte.
"Naja junger Mann. Ganz so sehr würde ich die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen! Für die nächste Zeit ist definitiv striktes Schonen angesagt. Verstanden?"
Der Doktor war Bob anscheinend still und heimlich durch den Flur gefolgt und blickte ihn nun mit strenger Miene an.
"Ja, ich hab's verstanden.", stieß Bob peinlich berührt hervor. Seinen Verfolger hatte er nicht ansatzweise bemerkt.
"Da wär' ich mir bei ihm nicht so sicher Doc, ich glaube Sie müssen's noch ein paar Mal wiederholen.", schaltete Peter sich amüsiert ein.
"Peter!"
"Ist doch wahr.", grinste er.
Der etwas ältere Arzt lächelte zufrieden. "Ich denke in deinen Händen ist er wohl ganz gut aufgehoben. Also dann, gute Besserung Bob!"
"Danke.", brummte Bob.
Peter lächelte zurück. "Auf Wiedersehen."

In schnellen Schritten verließen die Jungen die Praxis und steuerten geradewegs auf den roten MG zu.
"Oh man die Zeit wird ganz schön knapp.", machte Peter seiner Sorge Luft, während er den Motor startete.
"Hat ja auch ewig gedauert beim Arzt. Den Besuch hätt' ich mir wirklich sparen können."
Bobs Laune war im Keller. Und zwar so richtig. Er hatte immerhin auch genügend Gründe für seine schlechte Stimmung.
Trotzdem hatte Peter keine Lust, sich davon runterziehen zu lassen.
"Es war genau richtig, dass du dort warst. Wer weiß was hätte schlimmes passiert sein können!"
Bob zuckte missmutig mit den Schultern. "Ist doch sowieso egal."
"Also dieses blöde Gerede dulde ich nicht weiter. Natürlich ist das nicht egal! Du bist nicht egal Bob! Mir nicht- und auch sonst niemandem auf der Welt!"
Peter hatte sich so hitzig ereifert, dass er darüber beinahe das Fahren vergessen hatte. Geschweige denn den Blick nach Vorne auf die Straße.
"Schon klar.", zischte Bob.

Im selben Moment ertönte ein Klingelton und Peter verdrehte entgeistert die Augen.
"Willst du jetzt vielleicht endlich mal an dieses blöde Handy rangehen? Das Teil klingelt jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal!", schimpfte er.
"Ich will nicht mit ihm sprechen.", erklärte Bob fest entschlossen.
"Meine Güte lass doch den armen Justus nicht so zappeln! Der fühlt sich doch sowieso schon schlecht genug."
Bob verschränkte gleichgültig die Arme vor der Brust. "Gut! Dann muss er da jetzt durch. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich."
"Man bist du kaltherzig. Dann stell wenigstens den Ton aus. Ich kann dieses Gebimmel nämlich nicht mehr hören."
"Mein Herz ist vielleicht weit davon entfernt intakt zu sein, aber kalt- kalt ist es ganz bestimmt nicht.", suchte Bob sich angespannt zu verteidigen. Es machte ihn irgendwie wütend, dass Peter sich so gegen ihn stellte. Konnte er seine Sichtweise denn nicht nachvollziehen ?

"Du hast ja recht. Der Spruch war daneben. Trotzdem tut mir Justus leid.", lenkte Peter schuldbewusst ein.
Bob musterte ihn verletzt von der Seite. "Kannst du mich denn gar nicht verstehen?"
"Doch! Doch natürlich. Aber so zwischen euch zu stehen- das ist echt beschissen. Ich bin nun mal mit euch beiden befreundet. Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?"
"Ich werde dich bestimmt nicht dazu drängen, dich für einen von uns zu entscheiden, falls du das meinst.", scherzte Bob.
"Na Gott sei Dank."
"Obwohl mich schon interessieren würde, wen du wählen würdest..."
Peter lachte hysterisch auf: "Haha! Das würde dir wohl so passen, dass ich darauf antworte!"
"Neugierig bin ich schon.", beharrte Bob.
"Vergiss es."

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt