Die drei ??? - und die verlorene Freude

Kapitel 19

„Jetzt beruhig dich doch Bob.", wimmerte Peter hilflos.
Er konnte es nicht ertragen seinen Freund so fertig zu sehen.
„Komm mal her!"
Er zog Bob mit Leichtigkeit auf die Beine und anschließend in eine warme, brüderliche Umarmung. Und während Bob an der Brust seines Freundes ruhte und dessen regelmäßigen, ruhigen Herzschlag spürte, wurde er von Sekunde zu Sekunde ruhiger.

Dann löste er sich von dem Größeren. Vorsichtshalber hielt Peter ihn trotzdem weiterhin an den Schultern fest, womöglich aus Angst er könnte sonst sein Gleichgewicht verlieren. Dabei blickte er ihm fest in die Augen.
„Ist- ist es meine Schuld? Hab ich... was falsch gemacht?"
Peters Stimme klang heiser und bestürzt. Bob schüttelte augenblicklich den Kopf, obwohl es ja schon irgendwie stimmte. Zumindest hatte Peter mit seinem abweisenden Verhalten etwas in ihm ausgelöst. Einen tiefen Schmerz. Aber der Mut fehlte ihm, das zuzugeben. Und sein Stolz war zu groß.

Überzeugt war der Zweite trotzdem nicht.
„Ich hab mich nämlich ganz schön daneben benommen.", gestand Peter schuldbewusst.
Er zog seine Hände zu sich zurück, vergrub sie in den Hosentaschen und sah verlegen zu Boden.
„Ich dachte vielleicht- vielleicht hat dich das ganz schön verärgert. Wie ich mich benommen habe. Das könnte ich jedenfalls gut verstehen. Ich war- ich war ein Idiot... war unhöflich, gemein und-"
„Was meinst du?", wollte Bob überrascht wissen.

Natürlich wusste er ungefähr, was sein Freund mit diesen Worten meinte. Aber er wollte es ganz genau hören. Detailliert. Aus seinem Mund.
Peter stutzte.
„Naja überhaupt dass ich- dass ich seit letzter Nacht kein Wort mehr gesagt... mich einfach von dir... naja weggedreht habe. Das tut mir leid. Das war daneben."
Seine Stimme zitterte.
„Und warum hast du's dann gemacht?"
Peter hob seinen Kopf wieder an. Dann zuckte er langsam mit den Schultern. Bob klang irgendwie betroffen, fand er. Das ging ihm näher als ihm lieb war.

„Ich weiß auch nicht, ich war einfach irgendwie extrem... überfordert. Mit meinen Gedanken und Gefühlen... mit- ja der ganzen Situation eben."
Bob nickte einsichtsvoll. Dann überlegte er kurz.
„Ich finde wir sollten das alles nicht so ernst nehmen.", sagte er dann bestimmt.
Schon wieder etwas, was er eigentlich nicht so meinte und er hasste sich dafür, dass er es trotzdem sagte. Aber es war einfach irgendwie über ihn gekommen und vielleicht meinte er es auch schon irgendwo ein bisschen ernst. Er wusste ja selbst nicht, was er wollte. Was das alles hier sollte. Mit Peter und ihm.

Eine Sekunde glaubte er Peter verletzt zu sehen. Doch er überspielte es gekonnt mit einem Lächeln.
„Ich bin froh, dass du das sagst. Weißt du ich glaube wir hatten einfach beide... einen schwachen Moment. Die Trennung mit Kelly macht mir glaub ich doch mehr zu schaffen als ich dachte- du durchlebst gerade ein völliges Gefühlschaos... wir waren... total übermüdet-"
"Alles nicht so ernst zu nehmen.", bestätigte Bob mit fester Stimme.

Peter nickte eifrig.
„Genau. Lass uns das einfach vergessen, ja? Um ehrlich zu sein ist mir das... nämlich ziemlich peinlich."
Seine Wangen glühten etwas. Innerlich zerbrach Bob fast an diesen Worten. Nach außen hin gab er sich jedoch stark.
„Ist schon geschehen."
Er lächelte seinem Freund verkrampft zu. Peter lächelte erleichtert zurück.
„Gut. Dann lass uns jetzt zurück zu Justus gehen, ja? Vorausgesetzt du fühlst dich bereit dazu. Gehts dir besser? Alles wieder gut?"

„Ja, ich denke schon. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist.", murmelte Bob bedrückt.
„Naja die- die Sache mit deinem Dad ist natürlich noch eine zusätzliche Belastung. Du hast ja ohnehin schon genug Stress am Hals. Da ist es doch nur verständlich, dass alles ein bisschen viel für dich ist gerade."
Bob versuchte sich erneut an einem Lächeln.
„Ja vielleicht hast du recht."
Er hatte nicht Recht. Aber auch das wollte er ihm nicht ins Gesicht sagen. Klar, ein Funken Wahrheit lag darin. In dieser Vermutung. Doch das war eben längst nicht alles.
„Bob, ich hab immer recht. Das weißt du doch."