Kapitel 29

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„Na sieh mal einer an: Schisser Shaw!"
Skinny Norris stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und blickte Peter verachtend ins Gesicht. Dieser wollte sich davon möglichst nicht beeindrucken lassen.

„Ist Bob bei dir?", fragte er nüchtern.
Skinny beugte sich in die hinter ihm liegende Wohnung hinein und brüllte:
„Hey Bob, deine Freundin ist hier."
Als keine Reaktion folgte, lehnte er sich wieder aus der Tür. Dem Zweiten war von der ersten Sekunde nicht entgangen, wie sehr der vor ihm stehende Junge nach Kneipe stank. Nach Schnaps, wenn ihn nicht alles täuschte. Zumindest ein sehr unangenehmer, beißender Geruch.

„Tja Shaw, ich glaube er will dich nicht sehen.", verkündete der Ältere lässig und abschätzig. Insgeheim ballte Peter die Hände zu Fäusten und schluckte seinen aufgekommenen Zorn herunter.
„Tja Skinny, ich glaube das ist mir herzlich egal. Ich geh hier nicht weg bevor ich ihn zu Gesicht bekommen habe."
Er bemühte sich sehr um autoritäre Festheit in der Stimme. Bei seinem Gegenüber prallte das jedoch nur wirkungslos ab.
„Oho! Da meint es aber jemand richtig ernst... Sag mal ist dir nicht gut? Du bist so blass um die Nase Shawchen."
Der Junge legte grinsend den Kopf schief und musterte Peter von oben bis unten.
„Jetzt lass das blöde Gerede und hol ihn endlich zur Tür.", forderte der Zweite nachdrücklich und verdrehte dabei die Augen.
Skinny grinste noch breiter.
„Dein kleiner Freund möchte aber nicht zur Tür kommen. Er will dich nicht sehen, capito? Komm damit klar."

Peter wollte keineswegs damit klarkommen. Und so leicht würde er sich bestimmt nicht abspeisen lassen! Stattdessen machte er sich groß, lugte an Skinny vorbei und hielt vergeblich Ausschau nach seinem Freund.
„Bob? Jetzt antworte wenigstens! Ich mach mir Sorgen!", rief er unbeirrt in voller Lautstärke.
„Ach wie süß. Die große Freundin macht sich Sorgen. Das ist ja wirklich herzzerreißend... Meinst du denn nicht, Andrews kann ganz gut auf sich alleine aufpassen?", stichelte Skinny.
„Na ganz offensichtlich nicht.", kam es trocken.
„Tststs, du bist mir ja ein Freund. Respektierst du etwa nicht seine freien Entscheidungen?"
Er beugte sich gefährlich nahe zu Peter herüber und blies ihm seinen Atem ins Gesicht. Dieser verzog daraufhin eine angewiderte Miene.

„Rück mir nicht so auf die Pelle Skinny, deine Fahne zieht ja bis nach Hollywood! Hängt Bob etwa deswegen mit dir rum? Besorgst du ihm etwa dieses scheiß Zeug?"
Der Ältere steckte seinen Kopf wieder in den Flur.
„Hey Bob, deine Freundin wird langsam ganz schön unfreundlich. Hast du sie denn gar nicht unter Kontrolle?"
Als er wieder zurück zu Peter blickte, legte sich seine Stirn in tiefe Falten.
„Ernsthaft Shaw, du siehst gar nicht gut aus."
Der Zweite lächelte verkrampft.
„Ich fühl' mich wunderbar. Danke. Meine Faust kribbelt nur ein wenig. Muss aufpassen, dass sie nicht außer Kontrolle gerät.", zischte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor.
Es reizte ihn tatsächlich von Sekunde zu Sekunde mehr, seinem Gesprächspartner das dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu treiben. Doch Gewalt war nun wirklich nicht sein Stil.
„Oho! Noch so eine leere Drohung. Nicht schlecht. Mir wird ja ganz mulmig zumute Großer."

Wie aus dem Nichts öffnete sich die Haustür ein ganzes Stück mehr und ein bedrückter Bob tauchte neben Skinny auf. Mit leerem Blick starrte er Peter an.
„Was willst du hier?"
Die Miene des Zweiten erhellte sich.
„Bob! Ja das gleiche könnt' ich dich fragen! Was tust du hier?"
Der Dritte zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Wonach sieht's denn aus?"
„Wir genießen ne gute Zeit Shaw.", mischte Skinny sich schadenfroh ein.
„Halt dich da raus Skinny.", brummte Peter und wandte sich wieder seinem Freund zu:
„Bob drehst du jetzt völlig durch? Skinny Norris? Ist das dein Ernst?", rief er entsetzt.
„Du kennst ihn doch überhaupt nicht.", wehrte Bob ab.
Peter klappte die Kinnlade nach unten.
„Spinnst du?"
„Nein, ich bin völlig klar im Kopf."

Bob sprach mit so großer Nüchternheit, dass sie fast besorgniserregend war. Vollkommen emotionslos. Als gäbe es kein Leben mehr hinter seinen Augen. Der zweite Detektiv nickte hysterisch.
„Mhh, völlig voll trifft's wohl eher. Komm, verschwinden wir hier.", forderte er streng und bedeutete Bob mit einer Geste, dass er ihm folgen sollte.
Dieser blieb jedoch an Ort und Stelle stehen und rührte sich keinen Zentimeter.
„Ich will aber überhaupt nicht weg."
„Na siehst du, du hast ihn gehört."
„Klappe Skinny!", schimpfte Peter. „Bob, was soll denn das?"
„Was das soll? Ich tue doch gar nichts?"
Ein kleiner Funken Leben war zurück in seinen Blick gekehrt. Ein klein bisschen mehr Lebendigkeit in seine Stimme.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt