Trotz Peters Verabredung nahm er sich noch die Zeit, Bob in seinem roten MG ein Stück mitzunehmen. Dieser wollte nämlich endlich sein Fahrrad von Sax Sandler abholen, bevor sein Chef sich darüber beschweren würde, dass es dort im Weg herum stünde. Dafür war er heute morgen extra mit dem Bus zur Zentrale gefahren.
Die Autofahrt verlief irgendwie merkwürdig. Peter wirkte abwesend, aber diesmal hatte Bob nicht das Gefühl, dass es an ihm lag. Es musste an dieser geheimnisvollen Verabredung liegen, die ihm bevorstand. Der Dritte hätte Peter am liebsten längst ausgequetscht, doch einen Funken Würde wollte er sich dann doch noch bewahren. Wenn er von sich aus nichts erzählen wollte, dann würde Bob wohl oder übel vorerst im Ungewissen bleiben müssen.
Wenigstens wechselten die beiden ein paar Worte miteinander. Bob hatte schon fast das Gefühl gehabt auf Entzug zu sein. Auf Peterentzug. Dabei hatte er ihn doch erst gestern Abend zuletzt gesehen. Zuletzt mit ihm gesprochen. Diese Hyperfixierung auf ihn war doch langsam wirklich nicht mehr gesund. Und gut tat es ihm bestimmt nicht, sich in die Sache reinzusteigern. Vielleicht brauchte er selbst jetzt auch unbedingt eine Verabredung. Mit irgendeinem Mädchen. Das würde ihn womöglich wieder auf andere Gedanken bringen.
Ihm ging ein Geistesblitz auf. Ob Peter sich dasselbe gedacht hatte? Er musterte ihn vorsichtig von der Seite. Der Zweite hatte seinen Blick konzentriert auf die Straße gerichtet. Unmöglich, dachte Bob. Peter fühlte mit Sicherheit nicht so, wie er. Vermutlich dachte er nicht eine Sekunde darüber nach, ob sein Freund ihm mehr bedeutete als ein Freund. Ob er Gefühle für ihn hegte.
Mittlerweile war es schon zu lange still im Auto. So still, dass Bob sich schon gar nicht mehr traute diese Stille zu durchbrechen. Zu seinem Glück übernahm Peter dann diese herausfordernde Aufgabe:
„Wie war die letzte Nacht für dich?", fragte er einfühlsam.
"Konntest du mal ein bisschen schlafen?"
Sie kamen gerade an einer roten Ampel zum Stehen, sodass er die Gelegenheit nutzte um Bob anzusehen. So konnte er sicher gehen, dass er auch einigermaßen wahrheitsgemäß antworten würde. Bobs Mimik war nämlich ein ausgesprochen schlechter Lügner, das hatte Peter mit der Zeit begriffen. Man musste nur auf die richtigen Zeichen achten.Der Blonde wiegte unentschlossen den Kopf hin und her.
„War okay.", entgegnete er knapp.
Peter sah ihn eindringlich an. Bobs Anblick gefiel ihm nicht. Er sah noch immer viel zu niedergeschlagen aus. Totunglücklich. Er hoffte so sehr, ihn bald wieder in seiner gewohnten Form erleben zu dürfen.
Die Ampel wurde grün.
„Heute Abend hab' ich noch nichts vor.", bekundete der Zweite kontextlos und lenkte seinen Wagen weiter durch die Straßen. Bob wartete hellhörig auf eine zusätzliche Erklärung, was diese Aussage bedeuten sollte, doch es folgte nichts mehr.„Das ist- gut.", kommentierte er schließlich unbeholfen und kam sich dabei mehr als merkwürdig vor. Beschämt sah er aus dem Fenster. Das ist gut? Hätte ihm nichts besseres einfallen können? Seit wann fiel es ihm überhaupt schwer, sich vernünftig mit Peter zu unterhalten? Seit wann war es ihm so unangenehm, etwas blödes gesagt zu haben? Es war doch nur Peter, mit dem er hier sprach. Nur Peter. Sein Peter. Peter Shaw.
Der Rothaarige lachte amüsiert und brachte Bob dadurch nur noch mehr aus dem Konzept.
„Soll bedeuten, dass ich Zeit habe. Wenn du nicht alleine sein willst.", erklärte er sich endlich und Bob hätte am liebsten den Kopf gegen die Fensterscheibe geschlagen.
So fest, dass er dabei ohnmächtig werden würde und der Situation dadurch entfliehen könnte.
„Ach, das meinst du.", stellte er peinlich berührt fest. Dabei hoffte er inständig, dass man ihm die Beschämung nicht anmerkte.
„Na was hast du denn gedacht?", wollte Peter belustigt wissen.
Im selben Moment hielten sie vor Sax Sandlers und er schaltete den Motor aus.Ausgerechnet jetzt musste er Bob wieder ansehen. Dieser entschied sich die Sache mit einem Lachen zu überspielen und gab sich ebenfalls belustigt.
„Keine Ahnung. Du musst dich eben deutlicher ausdrücken Peter."
"Ich? Mich deutlicher ausdrücken?", ereiferte er sich empört.
„Also das hat mir noch nie jemand gesagt."
„Dann wurde es ja höchste Zeit.", bemerkte Bob.
Er löste sich von seinem Sicherheitsgurt.
„Na also, was ist denn nun? Willst du heute Abend ein bisschen Gesellschaft oder was?"
Peter sah ihn abwartend an.
„Liebend gerne.", bekundete Bob hochgestochen. Dann wurde er nachdenklich.
„Meinst du... wir sollten Justus... davon erzählen?", erkundigte er sich vorsichtig.
"Ihn fragen, ob er auch kommen möchte? Ich - also ich will ihn wirklich nicht ausschließen... der Arme war ganz schön fertig heute."
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Die drei ??? - und die verlorene Freude
FanfictionIrgendwie ist plötzlich alles anders. Bob Andrews weiß nicht mehr wo ihm der Kopf steht und versucht händeringend sein altes Leben zurückzuerlangen. Seine Tage sind getrübt von so tiefer Traurigkeit, dass ihm allmählich die Möglichkeiten ausgehen...