Kapitel 4

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Frustriert verließ Bob am frühen Abend die Bibliothek. Die ganze Recherchearbeit war umsonst gewesen. Der Fall hatte sich als riesengroßer Reinfall bewiesen. Als nicht-vorhanden. Justus hatte mal wieder mehr in eine Sache hineininterpretiert, als sie tatsächlich bedeutete.

Bob war sauer, enttäuscht und wütend. Er hatte sich so sehr auf die Ablenkung gefreut. Die Detektivarbeit war zur Zeit das Einzige gewesen, was ihn vernünftig ablenkt hatte. Für alles andere fehlte die Energie und die Kraft. Seine Hobbies machten ihm keine Freude mehr und ließen ihn nur noch leer zurück. Ein richtig guter Fall wäre jetzt genau das Richtige gewesen. Seine Rettung. Und außerdem hatte er den Nachmittag komplett verschwendet.

Seufzend ließ er sein Gesicht aufs Lenkrad fallen, fasste sich, zündete den Zündschlüssel und fuhr los. Wohin? Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Überall hin, nur nicht nach Hause. Er wollte nicht daran erinnert werden, wie wenig er seinen Eltern bedeutete. Wollte nicht in ihrer Nähe sein. Nicht in seinem Zimmer, was ihn nur noch mehr deprimierte. Er wollte einfach weg. Weg von allem.

Als er gerade an einer Ampel hielt ertönte der Nachrichtenton seines Handys. Er schielte auf den Bildschirm. Nachricht von Peter:

Ich bin heute Abend auf einer Party. Lust auf Ablenkung?'

Er zögerte nicht lange. Alle Art von Beschäftigung wäre ihm jetzt lieb gewesen. Auch wenn er gerade wirklich absolut gar nichts für Partys übrig hatte. Hauptsache nicht Zuhause sein. Er fuhr bei der nächsten Gelegenheit rechts ran und schrieb zurück:

Wann und wo?'

~

Wohl oder übel musste Bob zumindest einen kurzen Zwischenstopp Zuhause einlegen, wenn er nicht total negativ auf der Feier auffallen wollte.

Zu seiner Erleichterung waren seine Eltern nicht im Haus und so nutzte er die Gelegenheit gleich ein paar mehr Sachen einzupacken. Er wusste noch nicht genau, wann er wieder zuhause sein würde.
Am liebsten würde er in nächster Zeit nicht mehr an diesen Ort zurückkehren.

Als erstes suchte er seine Badehose raus. Denn Peter hatte ihm vermittelt, dass es sich um eine Poolparty handeln würde. Noch ein Grund für Bob sich weniger auf die Feier zu freuen. Aber daran wollte er keinen Gedanken verschwenden. Die Hose hatte er mittlerweile seit Ewigkeiten nicht mehr getragen. Er war nicht mal sicher, ob sie noch passte.

Es war nämlich auch Ewigkeiten her, seitdem er das letzte Mal schwimmen gewesen war. In den vergangenen Monaten hatte er regelrecht begonnen, sich für deinen Körper zu schämen. Er mochte sich keinesfalls Oberkörper frei zeigen. Im Vergleich zu anderen Jungen in seinem Alter wirkte er lächerlich schmächtig und dürr, wie er fand. Alles andere als präsentierbar.

Trotzdem würde er später vielleicht wenigstens die Hose anziehen. Sein T-Shirt konnte er ja immer noch anbehalten.

Als Nächstes galt es sich ein neues Outfit zu verschaffen, da er den jetzigen Pulli mittlerweile schon zwei Tage lang durchgetragen hatte. Er bemerkte erst jetzt, dass er das T-Shirt von Peter noch immer darunter trug. Vor Mrs Shaw hatte er sich nicht unbedingt entblößen wollen, so hatte er seinen Pulli in der Eile einfach drüber gezogen.

Er schlüpfte aus dem viel zu weiten Shirt und warf es auf sein Bett, zog sich ein neues über und begann seine Tasche weiter zupacken. Von seiner Zahnbürste bis zu seinem Lieblingsbuch war alles mögliche dabei, was er auch ansonsten für eine Reise einpacken würde. Zur Not würde er die nächsten Tage irgendwo in seinem Käfer übernachten. Bloß nicht in seinem eigenen Bett.

~

Pünktlich um 20 Uhr hielt Bob mit seinem Wagen vor Peters Haus. Der Rothaarige wartete bereits auf ihn und schlenderte selbstbewusst, sein Fahrrad neben sich herschiebend, auf ihn zu. Verwirrt stieg Bob aus und hielt sich an der offenen Autotür fest.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt