Kapitel 49

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Als Peter am nächsten Morgen aufwachte, kitzelte es ihn unangenehm in der Nase. Mühsam öffnete er seine verklebten Augenlider und verschaffte sich im verschlafenen Zustand einen Überblick über seine momentane Situation.

Auf seiner Brust lag ein Kopf. Ein ziemlich schwerer Kopf, wie Peter ein wenig gequält feststellen musste. Hatte er etwa die ganze Nacht da gelegen? So fühlte sich sein Brustkorb zumindest an. Erdrückt. Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er diese Position nur sehr ungerne aufgeben würde. Egal wie groß der Schmerz auch sein mochte.

Er versuchte so gut es ging, sich nicht zu rühren. Bobs gleichmäßiger Atem, der übrigens das Nasenkitzeln erst verursacht hatte, wie Peter schnell feststellte, wirkte so angenehm zufrieden, als würde der Junge nach Ewigkeiten mal wieder so richtig gut schlafen. Und das wollte Peter auf keinen Fall zerstören.

Langsam hob er nun seinen Kopf, um wenige Millimeter, an, sodass er einen kurzen Blick in das Gesicht des Schlafenden erhaschen konnte. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem schmunzeln. Bob sah so friedlich aus. Seine Gesichtszüge so weich. Die Arme hatte er links und rechts von sich ausgestreckt. Dabei lag der rechte so über Peters Oberkörper, dass Bob ihn regelrecht unter sich einsperrte.

Peter ließ den Kopf zurück ins Kissen fallen und seufzte leise, sich seinem Schicksal ergebend. Er würde wohl oder übel hier liegen bleiben müssen, bis Bob von selbst aufwachte. Vielleicht war es eher wohl als übel. Ganz bestimmt war es das sogar.

Durch den weichen Aufprall aufs Kissen, obwohl Peter sich wirklich kaum dabei geregt hatte, zuckte Bob schließlich dennoch kurz zusammen. Er verzog das Gesicht und murmelte irgendwelche unverständigen Worte in sich hinein, schien dabei aber eigentlich nicht wirklich wach zu sein. Für Peter machte es die Lage nur umso amüsanter.

„Schlaf ruhig weiter.", flüsterte er sanft und verspürte dabei irgendwie den Impuls, Bob über die Wange streicheln zu wollen. Diesem ging er allerdings nicht nach. Dabei wäre er sich dann doch zu merkwürdig vorgekommen.
„Mh?", grummelte Bob kaum hörbar zurück.
„Schön weiter schlafen.", wiederholte Peter mit breitem Grinsen im Gesicht. Dieses schlafende Gesicht sah einfach zu süß aus.

Scheinbar schlafend. Denn von einer Sekunde auf die nächste schien Bob doch plötzlich ganz wach zu sein. Ruckartig hob er seinen Kopf an und blinzelte Peter vollkommen verwirrt entgegen. „W-was?", verschaffte er zunächst seiner Desorientierung Ausdruck. Als er dann wirklich in der Realität angekommen war, rutschte er unvermittelt von Peter herunter.

„Bist du schon lange wach?", hakte er schließlich verunsichert nach. Es war ihm unangenehm, Peter so nahe gewesen zu sein. Insbesondere weil er selbst bis eben noch geschlafen hatte. Wer weiß, wie lange Peter ihn schon aus dieser Nähe beobachtet hatte. Jedes Detail seines Gesichts studiert hatte.

„Eine Weile.", gestand der Rothaarige grinsend und streckte währenddessen ausgiebig die Arme über den Kopf. Jetzt, wo er endlich befreit war, musste er erst einmal wieder von seiner Bewegungsfreiheit Gebrauch machen.

Bob rang verlegen mit seinen Gedanken. Wollte er die Antwort auf seine nächste Frage wirklich wissen?„Und wie lange starrst du mich schon an?", wagte er schließlich doch zu fragen.
Peter drehte den Kopf zu ihm und sein Grinsen verstärkte sich noch etwas mehr. „Eine Weile."

Die Beiden lagen mit ihren Köpfen auf derselben Höhe, nicht viele Zentimeter voneinander entfernt und verloren sich nun einige Sekunden in den Augen des anderen. Im Gegensatz zu Peter konnte Bob sich jedoch kein Lächeln auf die Lippen zaubern. Dafür war er zu sehr mit seinen Grübeleien beschäftigt. Was wollte Peter von ihm? Was fühlte er? Jetzt, in diesem Augenblick. Hatte er denselben Drang, ihm nahe sein zu wollen? Ihn an sich reißen zu wollen?
„Du siehst richtig niedlich aus wenn du schläfst.", durchbrach Peter, weiterhin amüsiert, die Stille.

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt