Kapitel 30

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Peter war sehr behutsam zurück in sein warmes Bett befördert worden. Erst, als er mit dem Kopf im Kissen gelandet war, hatte er realisiert, wie schlecht es ihm wirklich ging. Kaum hatte er die Augen kurz geschlossen, war er auch schon eingeschlafen und so hatten sich Bob und Justus sofort wieder auf den Weg gemacht. Obwohl Bob nur äußerst ungerne gegangen war. Doch Justus hatte ihn einfach am Arm gepackt und mit sich nach draußen gezogen.

Jetzt befanden sich die beiden noch immer vor Peters Haus, saßen mit ausgeschaltetem Motor in Bobs Käfer und schwiegen gemeinsam. Bob war tief in Gedanken versunken, grübelte angestrengt, während er auf das Haus, insbesondere Peters Fenster, blickte. Er wäre zu gerne bei ihm geblieben. Hätte ihm von seinem Gespräch mit Mr Graham erzählt. Ihm noch ein paar Tassen Tee gekocht. Neben ihm im Bett gelegen.
Plötzlich wusste er gar nicht mehr, was vorhin in ihn gefahren war. Warum er sich ausgerechnet an Skinny und nicht an seine Freunde gewandt hatte. Genau genommen wusste er schon, was er gewollt hatte: Alkohol. Um seine Gefühle zu betäuben.
Nur war es gar nicht erst zu einem ersten Tropfen gekommen, ehe Peter schon vor der Tür gestanden hatte.
Zu seinem Glück, musste Bob sich eingestehen.

Außerdem war es unglaublich rührend gewesen, wie Peter sich gesorgt hatte. Obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob es tatsächlich Sorge oder vielmehr Pflichtbewusstsein gewesen war. Was bedeutete er Peter wirklich? Was mochte er wohl für ihn fühlen? Wenn es nur halb so viele Gefühle wären, wie er für ihn hegte, dann wäre er wunschlos glücklich gewesen. Doch es erschien ihm äußerst unwahrscheinlich.

Justus plagte ein unangenehm ungutes Gefühl und in ihm tat sich allmählich eine Ahnung auf, die er nur allzu ungern aussprechen wollte. Am liebsten würde er sie einfach von sich wegpusten. Doch das würde das Problem schließlich auch nicht aus der Welt schaffen. Leider. Er knetete seine Unterlippe und studierte seinen Freund von der Seite. Bob war deutlich anzusehen, dass er noch immer ziemlich angespannt war. Wenn nicht sogar sauer? Auf Peter vermutlich. Das dürfte allerdings nur die halbe Wahrheit sein.
"Ich begreif das einfach nicht.", flüsterte Bob und lehnte betrübt seinen Kopf an die Fensterscheibe. Wieder wanderten seine Augen hoch zum Fenster. "Was sollte denn diese bescheuerte Aktion?"

Justus zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
"Nun ja, er hat sich eben Sorgen gemacht. Um dich.", entgegnete er knapp und wartete gespannt auf die Reaktion seines Freundes.
Bob seufzte.
"Aber warum?"
Der Erste lachte leise auf.
"Soll ich dir das wirklich erläutern? Du hast in letzter Zeit... nun einmal einige Gründe dafür gegeben... dass man sich um dich sorgen sollte."
"Also liegt es nur daran?", erkundigte Bob sich mit heiserer Stimme.
"Was meinst du?"
"Na... dass er sich sorgt... Liegt es nur daran, dass ich zur Zeit- naja nicht gerade die besten Entscheidungen... getroffen habe?"
Der Blonde spielte unruhig mit seinen Händen.
Justus hob eine Augenbraue.
"Worauf willst du hinaus?"
Wieder ein tiefes Seufzen.
"Ach egal."
In Gedanken rang Bob mit seinen nächsten Worten.

"Wusstest du... dass er sich wieder mit Kelly getroffen hat?"
Er spürte, wie er ein bisschen rot wurde. Vielleicht war es dämlich mit Justus darüber zu sprechen. Aber mit irgendwem musste er sich schließlich austauschen, sonst würde er noch durchdrehen. Mehr als ohnehin schon.
"Nun ich habe es bereits vermutet. Diese ganzen Nachrichten deuteten darauf hin.", gestand der Erste ernst.
Bob schüttelte entsetzt den Kopf.
"Ist doch nicht zu fassen oder? Ich dachte das Thema ist durch. Ich dachte Kelly ist Geschichte."
Jetzt konnte Justus es nicht mehr länger aushalten. Es musste endlich aus ihm heraus. Dieser böse Verdacht. Diese Vorahnung. Vorher würde er keine Ruhe mehr finden können. Er holte tief Luft und seufzte.
"Du, sag mal Bob..."
"Mh?", kam es gedankenverloren.
"Du hast dich doch nicht-" Justus unterbrach sich kurz selbst, um sich innerlich für alles weitere vorzubereiten. „ ...du hast dich doch nicht etwa... in unseren Zweiten... verliebt. Oder?"

Die drei ??? - und die verlorene Freude Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt