"Ich bring' dich jetzt nach Hause. Da führt diesmal kein Weg dran vorbei, sonst ruft deine Mom noch die Polizei .", sagte Peter entschieden.
Bob wollte sofort protestieren, doch Peter ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen."Wenn du möchtest, begleite ich dich. Ich rede auch mit deinen Eltern wenn du das willst. Das Wichtigste ist, dass du jetzt Hilfe bekommst, Bob. Daran führt kein Weg vorbei; nicht unter meiner Aufsicht." Der Zweite Detektiv war fest entschlossen. Und das brachte er auch durch seine Tonlage zum Ausdruck.
"Ich will nicht mit ihnen reden. Ich will sie nicht sehen und ich will auch nicht in ihrer Nähe sein.", wand Bob verzweifelt ein.
"Erklärst du mir jetzt endlich mal woher dieser Sinneswandel kommt? Du hast deinen Vater doch immer wie eine Gottheit verehrt! Dein größtes Idol! Und deine Mom hast du doch auch immer gern gehabt. Was ist denn da passiert zwischen euch? Und überhaupt wie kam es dazu, dass.... Dass du solche scheußlichen Sachen im Internet recherchierst."Bobs Gesichtszüge entgleisten. "Woher weißt du das?" Peter bereute seine Wortwahl sofort.
"Es tut mir leid... ich sollte es eigentlich gar nicht wissen. Und erwähnen erstrecht nicht. Aber ich mach' mir langsam echt Sorgen um dich. Sowas sucht man doch nicht aus Spaß!"
"Meine Mom hat's dir erzählt.", stellte Bob nüchtern fest.
"Nein! Nicht mir... M-meiner Mom."Der Dritte Detektiv lachte hysterisch."Na super! Und du fragst mich ernsthaft was ich für ein Problem mit meinen Eltern habe! Findest du das etwa in Ordnung? Dass sie sowas weitererzählt?"
"Naja normalerweise nicht. Absolut nicht! Aber in Anbetracht der Tatsache... da es gewissermaßen um Leben und Tot ging-"
„Das ist es ja verdammt! Es geht nicht um Leben und Tot, kapiert!? Ich hab nicht vor mir das Leben zu nehmen! Und ich hatte es auch nie vor. Jedenfalls bis jetzt nicht.", brüllte Bob mit hochrotem Gesicht.Der letzte Teil des Satzes ließ Peter erschaudern.
"Guck nicht so das war nicht ernst gemeint.", spielte Bob die Sache runter. Seine starke Wut hatte er wieder einigermaßen im Griff."Na schön, die Aktion war daneben. Aber das ist doch nicht der eigentliche Grund für euren Streit.", lenkte Peter ein.
"Wir haben keinen Streit. Ich halte es einfach nicht mehr aus mit den Beiden.", sagte Bob entschieden.
"Und du willst offensichtlich einfach nicht mit der Sprache herausrücken.", warf Peter ihm enttäuscht vor.
"Außerdem erklärt das noch immer nicht, warum du so einen schrecklichen Kram im Internet eingibst."Bob schnaubte genervt. "Man es hat mich eben interessiert. Mich gereizt. Es war ein kleiner, winziger Gedanke der mich getrieben hat und meine Neugier geweckt hat. Nichts ernstes. Es hat mich eben einfach... interessiert."
"Und genau das macht mir große Sorgen! Findest du das etwa normal?"
"Peter in meinem Leben ist gerade gar nichts mehr normal. Und ich bin es erst recht nicht."Der Zweite Detektiv seufzte ein wenig ungehalten.
"Haben deine Eltern jemanden umgebracht? Hat deine Mom Kinderfotos von dir im Plantschbecken gepostet? Hat dein Dad ne Bank überfallen oder dein Tagebuch gelesen? Jetzt erzähl schon was da los ist bei euch!"
"Warum bist du nur so verdammt hartnäckig!?", fuhr Bob ihn an.
"Weil du mein Freund bist verdammt. Und wenn ich dich jetzt nach Hause begleite zu deinen Eltern, was ich tun werde, ganz gleich was du dazu zu sagen hast, dann sollte ich wissen, was da vorgefallen ist. Damit ich dich gegebenenfalls verteidigen kann, wenn's Hart auf Hart kommt."Resigniert ließ Bob die Schultern sinken. Dann sammelte er all seinen Mut zusammen.
"Mein Dad hat meine Mom betrogen. Und das nicht nur einmal." Peter wurde plötzlich ganz still und ernst."Vor ein paar Wochen hatte ich plötzlich so einen Verdacht... es gab da einige Ungereimtheiten. Das tut jetzt nicht zur Sache. Jedenfalls hatte ich schon bald handfeste Beweise. Und es stand außer Frage, ob ich meine Mom damit konfrontieren würde. Natürlich musste ich es ihr sagen."
"Natürlich. Und? Wie hat sie reagiert?"
"Überhaupt nicht. Sie wollte es nämlich gar nicht erst hören. Sie hat mich gar nicht zu Wort kommen lassen. Und dann bin ich zu dem Entschluss gekommen... zu der Annahme... dass sie es längst weiß. Alles spricht dafür. Sie weiß davon und die Ehe meiner Eltern ist seit Jahren nichts weiter als ein geheucheltes, verlogenes Schauspiel. Und alles, was ich an meinem Dad bewunderte, nichts als eine hässliche Lüge."Peter dachte angestrengt nach. "Wenn es wirklich wahr ist, was du da sagst, warum trennen sich die Beiden nicht einfach?"
"Weil ihr dämliches Theater dann endlich aufliegen würde. Weil ihr Ruf dann zerstört würde. Mein Dad sein Ansehen verlieren würde. Das Haus verkauft werden müsste. Der Sohn irgendwo untergebracht- was weiß ich!""Du übertreibst aber maßlos Bob. Es gibt doch für all das eine Lösung. So schlimm kann die Sache nicht sein. Das klingt ja schrecklich wie du das sagst."
"Es ist schrecklich. Die ganzen letzten Jahre haben sie mir was vorgemacht. Und dabei waren sie nie für mich da. Überhaupt war einfach nie jemand für mich da." Langsam erkannte Peter den wirklichen Kern des Problems. Die Sache mit Bobs Eltern klang wirklich schlimm, aber der Einzige Auslöser für Bobs tiefe Depression konnte sie nicht sein."Aber wir waren doch für dich da.", versuchte Peter ihn aufzumuntern.
"Achja? Inwiefern?" Bob blickte ihn vorwurfsvoll an.
„Wo wart ihr denn, als mir Clarissa Franklin den letzten Rest gab und meinen Kopf zerstörte? Ich wochenlang keinen Schlaf finden konnte wegen dieser grausamen Person? Von ihr verfolgt wurde wohin ich auch ging. Wo wart ihr da? Wo wart ihr als ich meinen Großvater verloren hab' und tagelang nichts essen konnte vor Traurigkeit? Als ich mit meinem gebrochenen Bein wochenlang im Krankenhaus lag und keinem einzigen Fall dienlich sein konnte? Wo wart ihr, als ich vor drei Tagen am Strand um mein Leben geschrien habe vor Lebensschmerz und-"
„Ich war da. Vor drei Tagen. Am Strand.", unterbrach Peter ihn gekränkt."Und ich war auch da im Krankenhaus. An deinem Bett. Leider hat mein Trainingsplan keine täglichen Besuche zugelassen.", scherzte er ironisch.
„Und als dein Opa starb, rief ich dich mindestens einmal täglich an, aber du bist kein einziges Mal rangegangen. Du hast uns immer wieder von dir weggestoßen, Bob. Wolltest keinen Menschen in deiner Nähe haben-"
„Aber ihr hättet doch wissen müssen, dass ich euch brauche..." Ihm brach die Stimme weg."Ich wollte mich dir nicht aufdrängen. Ich dachte, wenn du eben deine Zeit brauchst, brauchst du deine Zeit. Und du machst die Dinge nunmal gerne mit dir alleine aus. Das dauert dann eine gewisse Zeit und dann bist du wieder der Alte. So kenne ich dich eben." Bob sah betreten zu Boden.
"Ich hätte euch so sehr gebraucht... Ich...brauch' euch."Peter klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter.
"Und hier bin ich. An deiner Seite. Was Clarissa Franklin betrifft... bei der Sache haben wir dich wirklich im Stich gelassen Bob und das tut mir unfassbar leid. Ich kann diese Person bis auf den Tod nicht ausstehen und wollte sie einfach schnellstmöglich vergessen. Dabei war mir nicht klar, wie viel sie dir bedeutet hat. Wie tief sie dich geprägt hat." Bob entgegnete nichts, also ließ Peter die Sache auf sich beruhen."Wie soll es denn jetzt weitergehen? Du musst dich doch irgendwie mit deinen Eltern arrangieren. Egal was passiert ist, sie sind trotzdem noch deine Eltern. Sie lieben dich. Und du bist leider noch nicht volljährig."
Der Jüngere zuckte mit den Schultern."Ich weiß es nicht... Ich brauch vor allem erst mal Zeit, das alles zu verarbeiten. Bevor ich mich ihnen wieder öffnen kann."Peter nickte anerkennend. "Verstehe. Aber für heute Nacht musst du trotzdem erst mal nach Hause. Ich hab versprochen dich dort abzuliefern. Deine Mom ist ganz krank vor Sorge."
Er wedelte mit seinen Autoschlüsseln vor seinem Gesicht. „Lass uns endlich fahren."
Bobs Herz raste vor Anspannung.
"Ich komme ja mit. Keine Sorge.", versprach Peter mitfühlend.
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Die drei ??? - und die verlorene Freude
FanfictionIrgendwie ist plötzlich alles anders. Bob Andrews weiß nicht mehr wo ihm der Kopf steht und versucht händeringend sein altes Leben zurückzuerlangen. Seine Tage sind getrübt von so tiefer Traurigkeit, dass ihm allmählich die Möglichkeiten ausgehen...