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Ivy

Ich saß also da vor diesem riesen Papierstapel der vor mir lag und sah in das Gesicht eines desinteressierten Mannes.
,, Ja ich weiß, aber wir haben nunmal keine Zeit. Der Kunde will das so, also tun Sie es gefälligst! " und dann legte er auf. Mit einem tiefen Seufzer nahm er auch schon das nächste Gespräch an und stützte sich mit seinem Kopf an seiner rechten Hand ab. Ich habe ihm gesagt das er auf seinem Stuhl sitzen sollte, doch er bestand darauf dies nicht zu tun. Er sagte wenn ich schon Paierarbeit von über 3 Monaten erledigte, dann doch wenigstens auf einem bequemen Stuhl. Und er hatte recht, dieser Stuhl war himmlisch.
,, Jetzt hören Sie mir mal zu. Meine Mitarbeiter halten sich an jede Norm und verrichten ihre Arbeit sauber und präzise! So eine gute Firma werden Sie nie finden, also kommen Sie von Ihrem hohen Ross runter und leben Sie mit 3 Staubkrümeln " und schon wieder war das Gespräch beendet.

Das ging weitere 3 Telefonate so bis er aufgab und sein Handy klingeln ließ.
,, Auch ein Kaffee? " fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und müdem Unterton, ehe er in die Küche ging.
,, Ja bitte " antwortete ich und widmete mich wieder der Arbeit. Ich machte mich also daran jedes Blatt mir einzeln anzuschauen. Zahlen über Zahlen. Wenige Grüne und sehr viele Rote. Was nicht verwunderlich war wenn man 3 Monate lang alles schleifen ließ. Kein Wunder das er so ein miesepeter war.
Ich sortierte also die Papiere den jeweiligen Kunden zu. Mahnungen, Erinnerungen, der Steuerberater der seine Kohle wollte und noch vieles mehr. Zwischendrin waren sogar einige Kündigungen dabei.
Mittlerweile lagen 5 verschiedene Stapel vor mir. Der eine größer als der andere.

Auch er kam nun mit dem Kaffee wieder und erst da fiel mir ein das ich sein Namen nicht kannte. Jetzt fragt man sich natürlich wie kann man den Namen von seinem Chef nicht kennen bei dem man vor nicht weniger als 2 Stunden ein Gespräch hatte. Ja das fragte ich mich auch. Ich war nicht schlau genug erneut in die Email zu sehen um seinen Namen heraus zu finden.
,, Ich kenne Ihren Namen nicht " wies ich ihn drauf hin, was er nur mit einem strengen Blick nach vorn erwiderte.
,, Anuk " gab er kurz und knapp wieder. Ein sehr schöner Name wie mir auffiel. Er passte zu ihm. Er klang kühl, so wie es sein Wesen zu sein schien.
,, Ich bin Ivy " fügte ich hinzu und wünschte mir es nicht getan zu haben. Er schmunzelte daraufhin und begann seine Emails zu beantworten. Ich wusste warum er schmunzelte, denn ich erwähnte mein Name bereits. In solche peinlichen Momente konnte auch nur ich mich begeben.

Ich brauchte ne Pause, weswegen ich mich zurück lehnte und für einen Augenblick die Augen schloss. Doch ich wurde das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Was sich auch bewahrheitete. Ich konnte seine Blicke förmlich auf mir spüren. So nah und doch so fern.
,,Sind sie gut im formulieren? " riss er mich aus meinen Gedanken und brachte mich dazu meine Augen wieder zu öffnen, nur um dann festzustellen das er schon bereits vor mir stand. Dies allerdings brachte mich dazu meine Kaffee vor lauter Schreck zu verschütten. Und zwar direkt auf die Papiere. SO EIN MIST. Ob ich geschlafen habe? War ich so müde? Oder war er einfach nur ein naturtalent im Anschleichen?
,, Ich....Ähm.....Also " stotterte ich und versuchte krampfhaft die Papiere zu retten um wenigstens die Zahlen lesen zu können.
,, Tuch gefällig? " Anuk reichte mir mehrere Papiertücher die er wie aus dem nichts aus dem Ärmel zauberte.
,, D...Danke " stotterte ich erneut, was mich nur noch mehr wünschen ließ zu versinken. Es interessierte ihn nur nicht. Stattdessen schob er mir seinen Laptop vor die Nase und schob die Papiere beiseite die ich eben noch abtupfte.
,, Also? " er beugte sich noch ein Stück näher, so das sein Gesichg direkt neben meinem war. So konnte ich seine rehbraunen Augen erkennen und den blassen, aber ausgesprochen weichen Teint in seinem Gesicht. Es war maskulin, markant und dennoch hatte es ein Hauch von sanftmütigkeit. Etwas das ich bei niemand anderen jemals so wahrnehmen konnte. Davon abgesehen das er unglaublich gut roch. Nach feinstem Sandelholz. Und spätestens jetzt musste ich mich ermahnen mich zu konzentrieren.

,, Was ist das? "
,, Ein Laptop " sagte er als wenn ich nicht wüsste was das ist ,, Darauf kann man schreiben. Dazu sind die Tasten- "
,, Das weiß ich! " sagte ich energisch und deutete auf die Email, bevor ich mir noch so ein schlechten Witz anhören musste.
,, Achja.... Eine Email von einem potenziellen Kunden "
,, Und was soll ich damit? " ich war mir ziemlich sicher das sowas nicht in den Bereich einer Sekretärin fiel. Zumindest stand es nicht in der Job Beschreibung drin.
,, Sie lesen und darauf antworten " er sagte es so selbstsicher als wäre das dass völlig normalste der Welt. Nur bin ich mir nicht sicher ob er weiß wen er hier vor sich sitzen hat. Definitiv nicht die Hellseherin.
,, Ich kenn mich mit ihrem Geschäft doch noch gar nicht- "
,, Das kriegen wir schon hin " sagte er mit einem zwinkern zu mir. Sofort spürte ich wie mir die röte in den Kopf stieg. Je näher er mir war, desto unsicherer wurde ich. Als wenn das nicht genug war hockte er sich neben mich, so das sein linker Arm direkt auf der Stuhllehne lag, dicht neben meinem. Den anderen Arm hatte er auf den Schreibttisch wo er mit einem silbernen Kugelschreiber spielte. Die dunkelbraunen Haare waren kurz geschoren wie zu einem Boxer Schnitt, was ihn nur noch maskuliner wirken ließ. Im großen und ganzen war alles an ihm eine verlockende Gefahr.

Both SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt