*21*

120 6 3
                                    

Ivy

Verängstigt stand ich vor dieser großen weißen Tür. Mein ganzer Körper zitterte, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Mit zittriger Hand klopfte ich an die Tür.  Es dauerte ein klein Augenblick bis mir jemand die Tür öffnete und Berta vor mir stand. Völlig erschrocken warf sie sich die Hände vor den Mund. Noch ehe sie was sagen konnte ging ich schnell rein und schloss die Tür hinter mir.
,, Sir....Sir! " rief sie hinauf.
,, SIR! " brüllte sie durchs ganze Haus um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ich hingegen bekam davon nicht mehr viel mit. Mein Körper versagte. Meine Beine zitterten und ich konnte mich kaum halten. Ich war sicher. Zumindest für diesen einen Augenblick. Und ehe ich mich versah sackte ich zusammen.

Anuk

Das unentsetzliche Gebrüll von Berta hallte in meinen Ohren wieder und verursachte ein unerträglichen Schmerz.
Völlig genervt stand ich aus meinem Bürostuhl auf, der noch einigermaßen heil war und ging zu Berta.
,, Wieso in Gottesnahmen..... " Stille.
Ich konnte nicht ein weiteres Wort sagen, denn ich sah wie Ivy in Bertas Armen zusammen gesackt war.
Den ganzen heutigen Tag verbrachte ich mit anrufen und alten Kontakten die vielleicht irgendwas gehört oder gesehen haben. Ich verbrachte Zeit damit mir auszumalen wo er sie hingebracht haben könnte und was das nächst gelegene wäre.
Ich fand die Adresse ihres alten Zuhause heraus und setzte zwei Bekannte darauf an diese Gegend zu erkunden. Ich durchforstete das Internet um irgendeinen Hinweis zu erlangen und stellte mir jegliches Szenario vor.
Und nun war sie da.
Blutig, mit offenen Wunden und dem Geruch eines anderen Mannes an ihrer Haut.

In Millisekunden stand ich neben Berta und packte mir Ivy auf die Arme. Sie war kalt und zittrig. Ihr atem ging nur schwer und das senken ihrer Brust war ungleichmäßig. Beim genaueren betrachten sah ich die Schnitte in ihrem Gesicht. Ihre Arme waren Blau und die Handgelenke wiesen Fesseln auf die viel zu eng geschnürt waren. Mit dem Blick nach weiter unten sah ich die löchrige Höse und das getrocknete Blut daran.
Sie sah fürchterlich aus und alles in mir zog sich zusammen.

,, Bereite alles vor und komm dann in mein Zimmer " befahl ich und verschwand. Sofort legte ich sie auf mein weiches Bett und zog ihr langsam die Klamotten aus.
,, Anuk? " ihre Worte waren nicht mehr als ein flüstern.
,, Ja " sofort fing sie an zu weinen und wollte aufstehen, doch ich hinderte sie daran.
,, Shhhh... Ich versorge dich jetzt erstmal. Bleib bitte liegen " ich legte meine Hand auf ihre. Ohne ein wiederwort zu geben blieb sie still liegen.
In dem moment kam Berta mit den Sachen rein und platzierte sie auf meinen Nachttisch. Ich drückte Berta die Klamotten in die Hand und sie fing sofort an sie zu waschen.

Ich ging ins Badezimmer und ließ ein Bad ein. Lauwarm. Nicht zu heiß um die Wunden nicht weiter zu reizen.
Es dauerte ein paar Minuten bis ich Ivy ins Bad tragen konnte und sie sanft in die lauwarme Badewanne legte.
Als ihr Körper das Wasser berührte stöhnte sie erleichtert auf.
Vorsichtig nahm ich den Lappen von Berta und säuberte die Wunden.
Das Wasser färbte sich sofort rot.
Vorsichtig ging ich mit der Duschbrause über ihre Haare und fing an sie zu waschen. Staub und irgendwelche Kleintiere die sich darin verfangen haben landeten im Wasser. Ich stellte sie einen Augenblick hin, meine Hand dicht an ihrer Hüfte und brauste sie noch einmal ab, so das all der restliche Schmutz von ihr abfiel.

Sobald sie fertig war legte ich sie aufs Bett und nahm die Salbe vom Nachttisch. Ganz behutsam rieb ich die Wunden ein und verband sie. Dann deckte ich sie zu und sah sie noch einen kleinen Augenblick an.

Ich konnte nicht verstehen warum man ihr weh tat. Sie war doch so lieb und unschuldig. Wie ein unbeholfen kleines Mädchen. Sie war so zart und ihre Haut so weich. Und jetzt wurde sie verunstaltet.
Einige Wunden würden Narben hinterlassen. Doch das macht sie nicht weniger schön.

Dann hörte ich ein Klopfen. Ein weiteres und noch ein weiteres. Es wurde immer lauter und aggressiver. Es hallte im ganzen Haus und wütendes Gebrüll begleitete es.
,, SIE GEHÖRT MIR! " brüllte jemanden und hämmerte erneut an der Eingangstür.
Ein weiteres Geräusch ertönte. Ein Knarren, ein rütteln und dann ein brutales knacken. Er hatte die Tür aufgebrochen und stürmte direkt ins Haus.

Both SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt