~17~

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Ich stand mitten in einem Bordell. Mitten im Vergnügen anderer. Mitten im tiefsten Punkt meiner gesamten Existenz.

Einige von vielen Augenpaaren lagen auf mir. Sie verschlungen mich regelrecht, mit der funkelnden Lust, die darin zu finden war.

Unter anderem auch die der jungen Frau, die sich weiterhin an der Bar verwöhnen ließ. Ein erregtes Grinsen umspielte ihre Lippen, während sie mit ihrer Zunge über diese strich und mir zuzwinkerte.

Eine plötzliche Gänsehaut überzog so gut wie jeden Zentimeter meines Körpers und legte sich wie ein Schleier sanft aber dennoch ausdrucksstark darüber. Wie eine zweite Haut.

Unfähig etwas zu sagen verließ ich mich darauf, dass Santino die Situation irgendwie unterbrechen würde. Was er dann zum Glück auch tat.

,,Komm, sieh dir das nicht weiter an." hauchte er mir in den Nacken, was meine Atmung zum rasen brachte.

Als ich hörte, dass sich Santinos Schritte dumpf entfernten, schüttelte ich mich für einen Moment, um irgendwie abzuschütteln, was ich gerade gesehen hatte. Ich war gerade dabei, die beiden Menschen an der Bar in die hinterste Ecke meines Verstandes zu verbannen, als ich in den breit gebauten Torso eines Mannes lief.

Ich blickte ihm direkt in seine giftgrünen Augen. Sein Rechtes ragte jedoch besonders hervor, da durch dieses horizontal direkt eine Narbe verlief. Doch dies war nicht das einzige besondere Detail, was mir auffiel. Ich kniff meine Augen leicht zusammen, um durch das rot gedämpfte Club Licht etwas erkennen zu können. Um die Narbe schlängelte sich ein Blumenstängel, welcher Dornen an sich trug und oben angekommen war schließlich ein Rosenkopf. Ein Rosenkopf, aus dessen Knospe ein Waffenhals ragte.

Es war dasselbe Tattoo wie der Mann in der Stadt und der Typ, dem ich vor sein Auto gelaufen war, trugen. Alle sahen identisch aus, nur zierten allesamt verschiedene Körperstellen.

Ob dies nur Zufall war und es mehrere Leute gibt, die auf dieses Motiv von Tattoo abfahren? Ich wusste es nicht...

,,Gefällt es dir?", unterbrach der Mann meine wirren Gedanken, was mich verlegen ein Schritt zurücktreten ließ.

,,Ich...es tut mir leid, ich habe nicht aufgepass-", stotterte ich, doch er unterbrach mich mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen.

,,La maggior parte delle prostitute qui sono un po' goffe ma nessuna è stata bella come te.", flüsterte er mir zu und strich mir anschließend eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Also erstens war ich keine Prostituierte und zweitens war ich nicht unbeholfen! Wobei...über zweiteres konnte man sich streiten.

Ich schluckte und beobachtete jede Handbewegung seinerseits, bis er plötzlich mit voller Kraft neben mir auf den Boden fiel.

,,Berühre mit deinen heuchlerischen Fingern noch einmal ihren Körper und du wirst nicht mal mehr in der Lage dazu sein, dir einen auf diese Nutten hier runterzuholen.", zischte er ihm voller Wut entgegen und packte mich anschließend am Arm und mich mit ihm zu ziehen.

Ich hörte von hinten nur noch sein raues lachen. ,,Das kann sie ja für mich übernehmen, Figlio di puttana!"

Santino war wie in Rage und schleifte mich regelrecht die dunklen Treppen hoch, die in ein zweiteres Stockwerk führten.

,,Du tust mir weh!", wimmerte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen.

Ihn schien das jedoch nicht zu interessieren, denn er führte uns immer weiter in Richtung einer großen dunklen Holztür, die er davor angekommen auftritt und mich darin losließ.

,,Was sollte das?!", regte ich mich auf und legte meine Hand um meinen schmerzenden Oberarm, der bereits jetzt knallrot war und auf dem sich Santinos Handabdruck widerspiegelte.

Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt