Als sich meine Augen nach einem kurzen Moment der Ruhe an das Licht gewöhnten und ich meinen Kopf leicht zur Seite drehte, blickte ich in zwei Gesichter. In das des Arztes und in das von dem Mann, der mein zukünftiger werden sollte. Verdammt fühlte sich das falsch an das zu denken.
,,Wie geht es dir, Kleines?", fragte mich der Arzt und kam dabei einen Schritt auf mich zu. Sofort überkam mich die reinste Panik und ich schreckte so zurück, dass ich den Schmerz durch meinen ganzen Körper ziehen spüren konnte. ,,Alles ist gut, beruhige dich", fuhr der Mann im weißen Kittel fort, während mein Blick auf Santino Benelli fiel, der mich nur starr und ohne jeglichen Ausdruck von oben bis unten musterte.
Er beobachtete jede noch so kleine Bewegung, die mein Körper ausführte.
,,Kleines, ich versuche dir nur zu helfen, lass mich dir ein Beruhigungsmittel spritzen, dein Puls ist viel zu hoch.", erklärte er mir ruhig und tätigte einen Griff zu einer mit Flüssigkeit aufgezogenen Spritze, mit der er anschließend langsam auf mich zukam. ,,Nein...nein, gehen sie weg!", schrie ich unter heftiger Atmung und schlag sie ihm vor Angst aus der Hand. Sind die hier von allen guten geistern verlassen worden?!
Er wollte sich gerade nach der Spritze bücken, als ich ihm zuvorkam und sie an mich riss, während ich unter Schmerzen von der Liege eilte. Ich ging einige Schritte zurück und hielt den spitzen Gegenstand schützend vor mich, um mir selbst ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Eine kleine spritze, ist dafür ja auch die allerbeste Wahl...
,,Lassen sie mich doch einfach gehen, ich habe ihnen nichts getan!", wimmerte ich und krümmte mich anschließend vor Schmerzen, jedoch versucht ich diese so gut es ging zu unterdrücken. ,,Ich will doch nur zu meiner Familie, ich habe nichts, was ich ihnen geben könnte.", schluchzte ich unaufhörlich weiter. Ich fühlte mich so verdammt mies.
,,Bitte sei vernünftig und legt die Spritze weg, deine Naht könnte jeden Moment reißen."
Versteht er denn nicht das ich einfach nur weg von hier wollte?!
,,Ich...Ich-", durch das ganze schnelle atmen wurde mir extrem schwindelig und noch dazu bekam ich vor Weinen kein gescheites Wort mehr heraus. Es fühlte sich an, als würde ich gleich einfach umkippen. Was wohl auch der Mann bemerkte, dessen Nachnamen ich bald tragen sollte, denn er kam mit seinem kalten, gefühlslosen Ausdruck direkt auf mich zu.
Mein Herzschlag verschnellerte sich mit jedem Schritt, den er, mit seinen Augen auf mein Gesicht gerichtet, tätigte, er lief langsam, ruhig...angsteinflößend. Diese wenigen Sekunden fühlten sich wie die längste Zeit meines Lebens an. Als würde für einen langen Moment alles still stehen. Mein Verstand aus, ich konnte beinahe meinen eigenen Herzschlag hören, meine Beine zitterten wie Espenlaub und es war wie ein Wunder, dass ich vor Schmerzen noch nicht erneut zusammengekracht bin.
Als er direkt vor mir zum Stehen kam, schauten wir uns einen Moment lang nur schweigend an, wobei mein Schluchzen das einzige war, was in diesem Moment durch den Raum hallte. Seine Augen wanderten von den meinen herab über mein ganzes Gesicht bis hin über meinen Hals auf den Weg zu meinem Dekolleté, dort verweilte er dann einige Zeit, was mich stutzig ebenfalls nach unten blicken ließ. Ich zog tief die Luft in, um mit großen Augen festzustellen, dass ich nur in Unterwäsche vor den beiden Männern stand. Und einem riesigen Pflaster auf der Wunde an meinem Bauch.
,,Ich wollte dir noch ein OP Hemd anziehen, aber du warst zu früh wach", entgegnete mir der Arzt auf meine Reaktion hin.
Ich wollte gerade fassungslos einen Schritt zurückgehen, als mein Handgelenk plötzlich mit starker Kraft von einer großen Hand festgehalten wurde, die von Adern überzogen war. Als ich meinen Blick erneut nach oben wendete, blickte ich in die gefühlskalten dunkelbraunen, fast schwarz wirkenden Augen von Santino, die in der durch das Fenster scheinenden Sonne beinahe bernsteinfarben leuchteten. Ich war wie in seinem Blick gefangen, was dazu führte, dass ich kaum mitbekam, wie er seine Hand um meine schloss, die die Spritze immer noch fest umklammert hielt und sie vorsichtig aus meinem festen Griff befreite. Als er sie schließlich an sich nahm und ich den Blick auf unsere beiden, noch vereinten Hände richtete, wurde ich wieder ins hier und jetzt katapultiert.
,,Versuch so etwas nie wieder hast du mich verstanden!", hörte ich seine dunkle von hasserfüllte Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. ,,Ob du mich verstanden hast?!", wollte er erneut wissen, nur dass seine Stimme an Lautstärke zunahm. Ich habe gar nicht mitbekommen, ihm nicht geantwortet zu haben, weshalb ich nur leicht nickte. ,,Worte Mirabella.", sagte er auf meine Reaktion hin.
Verdammt, kann er es nicht einfach dabei belassen?!
,,Ja.", flüsterte ich. ,,Was ja?", fassungslos sah ich zu ihm auf, da es mich sprachlos machte, dass er jetzt schon so viel verlangt. ,,Ja...Ich habe es verstanden-", wollte ich ihm gerade mit zittriger Stimme entgegnen, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz im Oberarm spürte. Ich zischte auf und blickte an die schmerzende Stelle. Fassungslos musste ich feststellen, wie mir dieser Mistkerl in einem Moment der Unachtsamkeit die Spritze in den Arm rammte.
Ich hasste ihn jetzt schon so sehr, dass ich mir in meiner Entscheidung hätte nicht sicherer sein können, ihn nicht heiraten zu wollen und für ihn eine Gebärmaschine zu sein...auch wenn das bedeutete, dass ich von diesen Menschen keinerlei Hilfe bekommen würde, meine leiblichen Eltern zu finden.
Ich werde sie finden, mit oder ohne Hilfe! Dazu brauchte ich sowieso keine Menschen, die anderen größtes Leid antun!
,,Warum?", hauchte ich fragend, während ich regelrecht spürte, wie sich das Beruhigungsmittel in meinem Körper ausbreitet.
,,Belezza ich habe dir bereits gesagt, dass ich dir nichts tun werde, solange du mir keinen Grund gibts und dich an das hältst, was ich dir sage.", erklärte er mir. ,,Wobei kann auch sein, dass du das nicht mitbekommen hast. Du warst ja der Meinung Affe spielen zu müssen und dabei auch noch unvorsichtig zu sein.", erzählte er weiter, mit einem dummen grinsen auf den Lippen.
Fassungslos starrte ich ihn an, während ich spürte, dass meine Lider immer schwerer auf meinen Augen wurden. Wie konnte man so ein verdammtes Arschloch sein?!
Mein Herz schlug langsamer gegen meine Rippen und auch mein Zittern begann weniger zu werden. Wenigstens eine gute Sache hatte das ganze, wenn ich hoffentlich einschlafe, muss ich die Gesichter dieser Menschen zumindest für einen gewissen Zeitraum nicht mehr ertragen.
,,Ich wünsche dir eine angenehme Nacht Belezza.", immer noch so eklig grinsend zwinkerte er mir zu.
,,Nenn mich nie wieder so!", ist das Letzte, was gerade so hauchend meine Lippen verlässt, ehe meine Beine nachgeben und ich auf die Knie rutschte.
Das kann nicht nur Beruhigungsmittel gewesen sein!
Er lacht nur und hält mich zu meinem Glück an den Hüften fest, um sich anschließend vor mich zu setzen. ,,Träum schön Belezza, am besten von mir.",
Nachdem er mir das zugeflüstert hatte, spürte ich, wie er eine meiner blonden Haarsträhnen hinter mein rechtes Ohr strich. Ich verdrehte leicht meine Augen, bevor ich leider nach vorne in seine Arme fiel und wohl einschlief.
Zumindest war das das Letzte, was ich mitbekam, nachdem ich noch einige Zeit unbewusst seinem Herzschlag gelauscht hatte.
Ich schlief mit den Gedanken an meine wunderbare Familie ein, an meine Mutter, die sich immer sorgte, doch ich hatte sie nie ernst genommen. Und meinen Vater, der mich trotz des wenigen Geldes wie eine Prinzessin behandelte und jeden Cent zusammenkratzte, um mir meine Wünsche zu erfüllen. Ich erinnerte mich zwar nicht an den ersten Moment, an dem wir uns sahen. Denn dazu war ich zu jung. Jedoch schossen mir die etlichen schönen Gedanken durch meinen von blonden Haaren übersäten Kopf, wie wir gemeinsame Familienausflüge machten, selbst wenn es nur ein Spaziergang war oder wir durch die Straßen New Yorks liefen, ich fühlte mich immer wie zu Hause, immer als wäre ich endlich angekommen...Und ich spürte jedes Mal aufs Neue diese bedingungslose Liebe, die sie für mich hatten. Und ich natürlich ebenso.
Meine Eltern waren immer mein Anker, mein Halt, wenn ich mich verloren oder nicht zugehörig fühlte. Sie gaben mir immer Sicherheit und Selbstvertrauen. Auch wenn nicht ihr Blut durch meine Adern floss und wir nicht dieselben Gene teilten, waren sie schon immer die wichtigsten Menschen meines Lebens und werden es auch immer sein
Man merkt leider erst, was man verloren hat, wenn es zu spät ist...Und ich fühlte mich verdammt schlecht. Hätte ich nur auf die Ratschläge meiner Mutter gehört, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation.
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Sei mia, bellezza, per sempre
Romance»Story of an Italian Mafia Boss and an innocent girl.« ❦ Band 1 der 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐲𝐨𝐮 𝐥𝐢𝐞 Diologie {18+} Die meisten Menschen denken, das größte Opfer, das sie bringen könnten, ist es, für etwas zu...