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Als wir nach einem kurzen Moment des Zögerns und des tiefen Durchatmens meinerseits dann endlich das riesige Gebäude betraten, bereitete ich mich innerlich schon auf das Schlimmste vor. Vor allem, nachdem mir die Erinnerungen an meinen ersten Besuch wieder hochkamen.

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,,La maggior parte delle prostitute qui sono un po' goffe ma nessuna è stata bella come te." - Silvano Martinelli.
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„Berühre mit deinen heuchlerischen Fingern noch einmal ihren Körper und du wirst nicht mal mehr in der Lage dazu sein, dir einen auf diese Nutten hier runterzuholen." - Santino.
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„Das kann sie ja für mich übernehmen, Figlio di puttana!" - Silvano.
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„Ich habe jemanden kennengelernt, Mama." - meine Wenigkeit.
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,,Das muss ja ein beeindruckender junger Mann sein, wenn er dich so vergessen lässt." - meine Mutter.
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„Macht er dich nicht glücklich mein Kind?" - meine Mutter.
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„Hor zu mein Schatz, wenn du Abstand brauchst, dann komm uns doch einfach mal wieder besuchen, selbst wenn du nur 1 oder 2 Tage jemanden zum Quatschen brauchst." - meine Mutter.

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Ich schluckte einmal fest und öffnete nur langsam wieder meine Augen - welche ich bei unserem Eintreten geschlossen hielt - um mit genau diesen hängengebliebenen Gedanken den Club zu mustern. Doch als ich meinen Blick durch diesen schweifen ließ, musste ich verwundert feststellen, dass alles ganz anders aussah als noch vor einiger Zeit.

Anstatt des roten gedämpften Lichtes, welches von LED-Streifen gezeugt wurde, strahlte der Raum jetzt in einem hellen Licht, welches von einem riesigen Kronleuchter ausgestrahlt wurde. Auch die Bar, an welcher das letzte Mal noch junge Frauen angefasst und befriedigt wurden, war leer und so aufgeräumt, dass man von den edlen Marmormöbeln beinahe essen konnte.

Der Club scheint wohl erst am Abend von einem von Nutten besetzten Puff zu werden.

Mein Blick war so in das Geschehen und die neue Umgebung um mich herum verfestigt, dass ich beinahe gar nicht mitbekam, dass eine der Barkeeperinnen direkt auf uns zukam.

,,Domenico, eccoti di nuovo.", sprach sie meiner Begleitung zu. ,,Dove sei stato?"

Sie würdigte mir keinen Blick, da sie nur Augen für Domenico hatte. Und nicht, dass das alles an Respektlosigkeit wäre - nein. Sie knöpfte daraufhin ihre helle Bluse ein Stück weiter auf, sodass ihre gemachten Brüste beinahe aus dieser herausfielen und setzte sie anschließend noch so in Szene, dass man meinen könnte, Domenico hätte gar keine andere Chance, als seine Augen von diesen wegzuhalten.

Doch zu meiner Verwunderung tat er genau das. Sein Blick lag starr auf den rehbraunen Augen der Kellnerin, ohne einmal nach unten abzuschweifen.

,,Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht.", antwortete dieser mit einem so monotonen Unterton, dass selbst mir für einen kurzen Moment unglaublich kalt wurde.

Es wurde einen kurzen Moment so still um uns drei herum, dass die Spannung beinahe mit der Hand zu zerreißen war. Doch genau dieser Moment hielt nicht sonderlich lange an, nachdem die braunhaarige Schönheit erneut ihre quietsche Stimme erhob.

,,Ich glaube schon, wenn du mich hier alleine lässt. Es hätte, wer weiß, was passieren können.", sagte diese gespielt empört.

Ich musste mich wirklich für einen kurzen Moment ziemlich zusammenreißen, um vor lauter Lächerlichkeit nicht loszulachen. Doch zum Glück wurde ich, bevor dies passieren konnte, erneut unterbrochen.

,,Zum Ersten, Lucia, warst du nicht alleine, denn Alessio ist seit heute früh hier.", widersprach Domenico ihr. ,,Und zum zweiten ist nichts passiert und wäre es auch nicht, denn wie du wissen müsstest, besitzen wir die besten Sicherheitsmaßnahmen ganz Palermos."

Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt