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Als wir nach guten 20 Minuten auf der Einfahrt der Villa ankamen, während die Fahrt in kompletter Stille verlief, ging ich gedanklich alles, was mir lieb war nochmal durch, inklusive die letzten Tage.

Mein Leben war eigentlich perfekt, auch wenn die Frage nach meinen leiblichen Eltern seit Jahren im Raum stand. Doch wenn du trotz Liebe der Menschen aufgezogen wirst, dessen Blut du nicht mal besitzt, werden alle Probleme plötzlich klein.

Es fühlte sich einfach gut an, bedingungslose Liebe zu spüren, trotz dessen, dass man nicht perfekt war, dass man nicht blutsverwandt war, dass man eine schwere Vergangenheit hatte.

Meine Adoptiveltern haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie nicht meine richtigen Eltern waren. Sie waren von der ersten Sekunde an ehrlich.

Und jetzt? Jetzt sollte alles einfach vorbei sein?

Die letzten Tage rasten nun nach meinen schönen Gedanken ebenfalls durch meinen Kopf. Das schlimmste war nicht mal die Tatsache das jeden Moment alles vorbei sein würde, sondern die was wäre, wenn fragen.

Was wäre gewesen, wenn ich auf meine Mutter gehört hätte?

Was wäre gewesen, wenn ich nicht mehr hinausgegangen wäre, um den blöden Abfall wegzubringen?

Diese Fragen waren es, die meinen Kopf zum Rattern und mein Herz zum Schmerzen brachte.

,,Mirabella?", wurde ich plötzlich von der Seite angesprochen, es war nun wirklich so weit. Meine letzten Minuten sind angebrochen.

Ich drehte meinen Kopf vorsichtig in ihre Richtung, um sie stumm anzusehen. Wahrscheinlich waren meine Augen vom ganzen heulen schon rot und angeschwollen.

Doch was erwarteten sie, dass ich mich freute, gleich nicht mehr leben zu dürfen?

,,Hör mir zu, da drinnen sitzen mein Onkel, meine Cousins und zwei meiner Brüder. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, ich versuche ein Gespräch mit ihnen zu finden, das geht aber nur, wenn du bereit dazu bist Kompromisse einzugehen.", sagte Valeria mir mit trauriger Miene.

,,Ich soll auf einen Kompromiss eingehen? Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich in der Position bin oder in der Rolle gesehen werde, überhaupt ein Mitspracherecht zu haben.", stellte ich klar. ,,Dein Onkel hat mir ein Angebot gemacht, welches ich nicht abschlagen kann, ich konnte keinesfalls gewinnen. Es ist sein Spiel, die nach seinen Regeln laufen. Entweder würde ich den Rest meines leben in der meiner persönlichen Hölle verbringen oder tot an irgendeinem Platz, wo ihr gerade Bock habt mich abzulegen."

Sie nahm auf einmal meine Hände in ihre und streichelte vorsichtig mit ihrem Daumen darüber, was mich kurz zusammenzucken ließ, da ich diese kurze Berührung nicht erwartet hatte.

,,Sie sind alle nicht so skrupellos, eiskalt wie du vielleicht im ersten Moment denkst. Wenn du sie erstmal kennenlernst und dich auf neues einlässt, wirst du merken, wie groß ihre Herzen im Inneren wirklich sind."

,,Harte schale, weicher Kern vertrau mir.", lächelte sie mich mit hoffnungsvollen blick an.

Was, wenn nicht? Was, wenn sie einfach nur die Situation gut reden wollte, damit ich mich darauf einließ? Ich konnte keinem vertrauen, egal wie anders sie zu sein scheint.

,,Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser."

Das war einer der Sprichwörter, die mein Vater mir immer versuchte einzutrichtern, doch ich habe diese Worte nie verstanden. Bis jetzt.

Ich atmete tief durch. ,,Und was soll der Kompromissvorschlag sein?", Valerias Lächeln wurde breiter, da sie sich wahrscheinlich wirklich Hoffnungen machte, dass ich meine Meinung ändern würde.

Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt